Athletisch, gebildet, gut in Deutsch und Mathematik: Wer Polizistin werden will, muss einiges mitbringen. Nun haben aber gleich zwei Zürcher Polizeikorps die Anforderungen an den Beruf angepasst. Konkret heben die Stadtpolizeien von Zürich und Winterthur die Altersgrenzen für die Bewerbenden auf.
So teilt etwa die Stadtpolizei Zürich auf dem Social-Media-Dienst X mit, dass sich in Zukunft auch Männer und Frauen bewerben können, die älter als 39 Jahre sind. Bewerbungen sind so theoretisch bis zum Pensionsalter möglich.
Damit reagiert die Polizei auf den Personalmangel. «Die Anzahl Bewerbungen ist in den letzten Monaten zurückgegangen», sagt Michael Walker, Mediensprecher der Zürcher Stadtpolizei. Mit der Massnahme könnten freie Plätze in der Polizeischule künftig gefüllt werden.
Auch Winterthur will auf ältere Polizisten setzen
Lange wollte die Stadtpolizei Zürich nichts von einer Aufhebung der Altersgrenze wissen. Im Gegensatz zu anderen Korps wie etwa der Kantonspolizei Bern oder der Luzerner Polizei, welche die Alterslimite bereits seit Jahren gestrichen haben, kam dies in Zürich nicht infrage.
So etwa argumentierte die Stadtpolizei Zürich noch vor fünf Jahren mit sportlichen Gründen. Ein Auswahlverfahren koste Zeit und Geld und das wolle man in Leute investieren, welche die Ausbildung auch bestehen würden. Nun also schwenkt die Stadtpolizei Zürich um – und nicht nur sie. Auch die Stadtpolizei Winterthur will älteren Personen den Polizeiberuf ermöglichen.
«Es ist nicht mehr so, dass man bei einer Firma die Lehre macht und bis zur Pensionierung dort bleibt», sagt Polizeisprecher Michael Wirz. Die Stadtpolizei Winterthur habe viele Anfragen erhalten von Personen, die über 40 Jahre alt sind. Und mit der Aufhebung der Altersgrenze könne man diesen Personen eine neue Herausforderung ermöglichen und gleichzeitig mit neuen Kandidaten an der Qualität der Polizei schrauben.
Fliessend Schweizerdeutsch ist nicht mehr Pflicht
In Zürich bleibt die Altersgrenze nicht die einzige Änderung. Bis anhin mussten Bewerberinnen und Bewerber auch eine Schweizer Volksschule besucht haben und fliessend Schweizerdeutsch sprechen. Auch diese beiden Voraussetzungen gehören jetzt der Vergangenheit an.
«Man muss Schweizerdeutsch verstehen», sagt dazu Michael Walker von der Zürcher Stadtpolizei. «Auch Leute, die im Ausland aufgewachsen sind und die schweizerdeutsche Sprache noch nicht beherrschen, können die Ausbildung zum Polizisten machen – sofern sie Hochdeutsch sprechen können.»
Walker betont allerdings, dass die Anforderungen trotz der Anpassungen hoch bleiben. Personen, die Polizist werden wollen, müssen das Schweizer Bürgerrecht haben und weiterhin Eignungstests im mentalen und sportlichen Bereich bestehen.
Immer weniger Bewerbungen
Die Massnahmen in Zürich und Winterthur dienen beide demselben Zweck. Es sollen mehr potenzielle Polizistinnen angesprochen werden. Denn: Der Fachkräftemangel stellt schweizweit ein Problem dar. So hat etwa die Basler Polizei kürzlich bekannt gegeben, dass derzeit 100 Vollzeitstellen unbesetzt sind.
Besser scheint die Personalsituation derweil in Schaffhausen. Auf Anfrage heisst es bei der Kantonspolizei, dass man grundsätzlich keinen Personalmangel verzeichne. Allenfalls auch deshalb, weil auch die Schaffhauser Polizei bei den Bewerbungen keine Altersgrenze kennt.