Was passiert ist: Die vor Jahren zivil umgenutzten Militärflugplätze in Buochs NW, Mollis GL und St. Stephan BE sollen künftig auch wieder für Übungen der Luftwaffe genutzt werden, unter anderem auch für «einzelne wenige Flüge mit Kampfjets». Die Armee begründete den Schritt mit «geänderten geopolitischen Rahmenbedingungen». Dass die Luftwaffe an diesen drei Standorten Übungen abhalten will, machte das VBS erstmals im November 2024 bekannt.
Anzahl Flüge und Lärm: Konkret sieht die Luftwaffe ab 2026 regelmässige Übungen mit einer Dauer von 4 bis 5 Tagen einmal jährlich oder alle zwei Jahre vor. Davon sind maximal zwei Tage Flugbetrieb. Es soll mindestens vier Starts und Landungen geben. Laut dem VBS sind die Anwohnerinnen und Anwohner in Buochs, St. Stephan und Mollis dem Kampfjet-Fluglärm für «wenige Minuten je Start und Landung» ausgesetzt.
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Bild 1 von 3. Die Luftwaffe hatte sich schon in den Nullerjahren aus St. Stephan BE ... (im Bild: «Hunter-Fest» 2008 zu ihrem 50-jährigen Bestehen). Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro della Valle.
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Bild 2 von 3. ... und Mollis GL zurückgezogen. (Bild von 1998). Bildquelle: KEYSTONE/ARCHIV.
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Bild 3 von 3. 2017 hatte der Bundesrat beschlossen, auch die militärische Nutzung des Flugplatzes Buochs einzustellen. (Bild von 2014). Bildquelle: KEYSTONE/Urs Flueeler.
Absicht der Luftwaffe: Laut einem Expertenbericht von 2017 kommen gegen eine mögliche Bedrohung mit Fernwaffen – zum Beispiel ein überraschender Beschuss mit weitreichenden Lenkwaffen – passive Luftverteidigungsmassnahmen (Dezentralisierung eigener Mittel, Tarnen oder Täuschen) zur Anwendung. «Die Kampfflugzeuge sollen nach Möglichkeit auch von dezentralen, unter Umständen von improvisierten Standorten aus operieren können», heisst es im Bericht. Neben zivilen Flughäfen, Regionalflugplätzen und Flugfeldern sowie gewissen Autobahnabschnitten eigneten sich auch ehemalige, mittlerweile zivil genutzte Militärflugplätze für einen dezentralen Einsatz von Kampfjets.
Man muss sich fragen, ob es sich hierbei nicht um eine PR-Aktion handelt.
Kosten: Der Militärhistoriker Rudolf Jaun ist überrascht vom VBS-Entscheid. Die zivilen Flugplätze wieder einsatztauglich zu machen, sei mit enormen Kosten verbunden. Das VBS schreibt hingegen, es würden keine Infrastrukturanpassungen vorgenommen, also kein zusätzliches Geld für einen möglichen Umbau von zivil auf militärisch gebraucht. Neben beispielsweise Mietkosten für den Hangar, die über das Armeebudget abgerechnet würden, entstünden keine weiteren Kosten, so der Armeesprecher.
Mögliches Zeichen: Militärhistoriker Rudolf Jaun fällt auf, dass die nun militärisch wieder genutzten Flugplätze im sogenannten Réduit sind, einer Zentralraum-Stellung in den Alpen, die während des Zweiten Weltkrieges Inbegriff der militärischen Widerstandsfähigkeit der Schweiz gegen den Faschismus aus Deutschland und Italien wurde. Jaun schliesst einen psychologischen Zusammenhang deshalb nicht aus. «Man muss sich fragen, ob es sich hierbei nicht um eine PR-Aktion handelt», sagt Rudolf Jaun. Spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges und den Abschaffungsinitiativen habe die Armee immer um Akzeptanz in der Bevölkerung gekämpft.
So geht es weiter: Der Bundesrat schickte am Dienstag den Sachplan Militär in die Anhörung und Mitwirkung. Nun können sich die Kantone und Gemeinden und auch die Bevölkerung dazu äussern. Der Sachplan ist allerdings für die Behörden aller Stufen verbindlich.