In der Theorie ist es die Lösung, wenn kein Bus fährt: bei jemandem im Auto mitfahren. Autostopp hat es aber schwer. Nicht nur das spontane Anhalten, sondern auch das organisierte «Stöpple» wie etwa bei Taxito.
Aber: Trotz Gegenwind lanciert das Unternehmen den Mitfahrdienst im Aargauer und Luzerner Seetal neu.
Seit Anfang Jahr kostet die Fahrt noch einen Franken (statt bisher 2.90 Franken). Ausserdem werden in den beteiligten sieben Gemeinden neue Haltepunkte in Betrieb genommen.
Und dies, obwohl mit Meisterschwanden (AG) und Aesch (LU) zwei Gemeinden die finanzielle Unterstützung einstellten, weil es sich aus ihrer Sicht nicht lohnte.
Wenige Fahrten pro Tag
Ebenfalls nicht mehr dabei ist im Seetal der Verkehrsverbund Luzern (VVL). Angesichts der Nutzungszahlen seien die Kosten nicht verhältnismässig, heisst es als Begründung. Seit Beginn des Angebots Mitte 2021 sind insgesamt 2500 Fahrten zustande gekommen. Umgerechnet sind dies weniger als drei Fahrten pro Tag.
«Ich glaube, mit dem günstigeren System und der grösseren Bürgernähe hat Taxito auf jeden Fall Chancen», gibt sich Martin Beutler, Erfinder und Betreiber von Taxito, trotzdem optimistisch. Er betont: «Wir sind ein Instrument für Regionen, die sich selber helfen möchten.»
Wir kommen näher zur Nachbarschaftshilfe.
Dass der Verkehrsverbund Luzern ausgestiegen sei, sei verschmerzbar, sagt Beutler. Dafür sei man nun freier in der Preisgestaltung. Zuvor durfte eine Taxito-Fahrt nicht weniger als ein Kurzstreckenbillett kosten. «Wir kommen so etwas weg vom öffentlichen Verkehr und dafür näher zur Nachbarschaftshilfe.»
Das Angebot wird nach dem Ausstieg von Aesch, Meisterschwanden und dem VVL von sieben Gemeinden finanziert. Sie haben sich für weitere zwei Jahre verpflichtet und zahlen zwischen 3000 und 6000 Franken pro Jahr.
Andernorts ist Taxito gescheitert
Taxito gibt es auch in anderen Regionen. Zwischen Chur und Maladers wurde das System ebenfalls um zwei Jahre verlängert, obwohl es auch hier nur zu wenigen Fahrten pro Tag kommt. Anders im Luthertal bei Willisau (LU). Dort stieg der Verkehrsverbund Luzern ebenfalls aus, sodass Taxito nach acht Jahren wieder verschwand.
Damit erlitt Taxito im Luthertal das gleiche Schicksal wie viele andere Mobilitätsprojekte auf dem Land.
Die Hemmung, bei Fremden ins Auto zu steigen respektive Fremde mitzunehmen, sei nach wie vor gross, sagt Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Ausserdem könne man bei einem solchen System nie ganz sicher sein, pünktlich anzukommen: «Die Unsicherheit ist zu gross, innerhalb eines akzeptablen Zeitraums sein Ziel zu erreichen.»
Rufbus-Angebote sind oft nicht bekannt
Die verschiedenen Rufbus-Projekte kämpfen laut einem Artikel des Branchenportals Verkehrsmonitor mit geringen Nutzungszahlen. Die Kosten pro Kundin, pro Kunde seien oft zu hoch. Dies scheint auch logisch, denn sonst würde ein regulärer Bus fahren.
Ich bin überzeugt, dass Mitfahrsysteme einen Beitrag zu einem effizienteren Verkehrssystem leisten können.
Erschwerend kämen für die Konzepte hinzu, dass sie kaum bekannt seien. Reist jemand von ausserhalb in die Region, dann kennt er die Angebote nicht und kann sie deshalb auch nicht nutzen.
Trotzdem seien Mobilitätsprojekte wie Taxito sinnvoll, findet Thomas Sauter-Servaes: «Ich bin überzeugt, dass Mitfahrsysteme einen Beitrag zu einem effizienteren Verkehrssystem leisten können.» Allerdings müssten diese mit anderen Mobilitätsangeboten kombiniert werden.