Die Hinweise häufen sich, dass manche neuen Varianten des Coronavirus die Schutzwirkung einer Impfung schmälern. Vor allem für B1.351, die Variante, die zuerst in Südafrika entdeckt wurde, scheint dies der Fall zu sein.
Tanja Stadler von der ETH Zürich ist eine der Wissenschaftlerinnen, die all die verschiedenen Varianten im Blick hat, die in der Schweiz kursieren. Ihr Labor analysiert dafür das Erbgut zahlreicher Viren aus positiven Coronatests.
B1.351 erstmals in Südafrika festgestellt
Zahlenmässig am wichtigsten in der Schweiz ist die britische Variante, auch bekannt als B.1.1.7. Um die 2000 Fälle wurden bisher entdeckt, viel mehr als von der südafrikanischen Variante. Doch diese mache ihr trotzdem Sorgen, sagt Stadler: «Basierend auf der neuen Variante aus Südafrika sehen wir, dass bestimmte Mutationen aufgetreten sind, bei denen es naheliegt, dass Impfungen nicht mehr den gleichen Schutz bilden wie für bekannte Varianten.»
Weil sich das Virus dauernd verändert, könnten auch weitere Varianten mit ähnlichen Eigenschaften auftreten. Zum Beispiel scheint dies für die neue brasilianische Variante der Fall zu sein, die diese Woche zum ersten Mal in der Schweiz festgestellt worden ist.
Und von der britischen Variante B.1.1.7 sind in England Unterformen mit einer zusätzlichen Mutation entstanden, die den Schutz von Impfstoffen ebenfalls schmälern könnten. Deshalb sagt Stadler: «Wenn es Mutationen gibt, kann das immer wieder vorkommen. Da ist es wichtig, dass wir das im Auge behalten und schnell reagieren können, wenn so etwas auftritt.»
Trotz Impfung Symptome: Untersuchen lassen
Das heisst: «Wir sehen es als essenziell an, dass – sobald eine geimpfte Person positiv getestet worden ist – wir das Virus sequenzieren. Dass wir sehr schnell sehen, falls sich neue Varianten bilden, wo die Impfungen nicht mehr gut genug wirken.» Oder dass man eben rasch sieht, ob bereits verdächtige Varianten wie die südafrikanische tatsächlich auch Geimpfte anstecken.
Auch das Bundesamt für Gesundheit hält diese Überwachung für nötig, sagt Patrick Mathys vom BAG: «Die Überwachung in diesem Bereich ist von zentraler Bedeutung. Wenn es tatsächlich Varianten gibt, die einer Impfung widerstehen können, sind weiterführende Massnahmen zwingend notwendig, um die Ausbreitung verlangsamen zu können.»
Das BAG bereite die Anweisungen an Testzentren und Ärztinnen und Ärzte vor, damit diese bei einem positiven Testresultat auf jeden Fall abklären, ob die Person geimpft wurde und die entsprechende Virenproben sofort zur Erbgutanalyse weiterreichen.
Standardisierte Abläufe
Die Kantonsärzte sind bereits informiert, der genaue Ablauf sei in Vorbereitung, sagt das BAG. Stadler sagt, die Analyselabors seien bereit: «Von da an haben wir standardisierte Abläufe zur Sequenzierung, das ist eine Routine. Die ganze Bioinformatik und die Analysen dahinter, das ist inzwischen alles automatisiert, sodass wir wirklich sehr schnell sehen, was das für ein Virus ist.»
Ungeachtet dieser Unsicherheit: Die Impfstoffe, die in der Schweiz eingesetzt werden, schützen sehr gut vor dem Coronavirus. Aber alle Geimpften, sagt Stadler, sollten trotzdem daran denken: Bei Symptomen, die auf Corona hindeuten, auf jeden Fall zum Test, damit die Forscher schnell analysieren können, was das Coronavirus gerade wieder Neues ausgebrütet hat.
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