Das Wichtigste in Kürze
- Trotz vier Abstürzen in anderthalb Jahren hält die Schweizer Luftwaffe die Ausbildung ihrer Piloten für gut.
- Aviatikjournalist Hansjörg Egger sieht allerdings Handlungsbedarf, vor allem bei den Echtflügen. Der Schweizer Armee stehen noch 30 F/A-18 zur Verfügung, von ursprünglich 34.
- Die Anschaffung neuer Flugzeuge des Typs Gripen hat das Stimmvolk 2014 abgelehnt. Anfang 2017 empfahl eine VBS-interne Kommission, die Finanzierung neuer Kampfflugzeuge so zu planen, dass sie dem Volk nicht zur Abstimmung vorgelegt werden muss.
Trotz einer Häufung von Unglücken ist man bei der Schweizer Armee von der Pilotenausbildung überzeugt, wie Armeesprecher Daniel Reist sagt: «Die Luftwaffe hält fest, dass sie hinter dem Ausbildungssystem steht, wie sie es praktiziert und wie es sich bewährt hat.»
Damit ist allerdings Aviatikjournalist Hansjörg Egger nicht ganz einverstanden. Der frühere Fotograf der Luftwaffe sass schon Hunderte Stunden in Schweizer Militärflugzeugen und schreibt seit Jahren über die Fliegerei. Es sei nicht alles gut bei der Luftwaffe, sagt Egger: «Es gibt sicher Handlungsbedarf.»
Zu wenig Übungsflugzeuge?
Durch die Abstürze wurde der Bestand der Luftwaffe reduziert, von den F/A-18-Kampfjets stehen von ursprünglich 34 nur noch 30 zur Verfügung. Nun gäbe es nicht mehr genügend Übungsflugzeuge. «Die Luftwaffe muss darauf achten, dass sie genügend Flugmaterial hat. Jeder einzelne Verlust tut der Flotte weh.»
Umso mehr werde an Flugsimulatoren geübt, doch diese könnten echte Flugstunden nicht ersetzen, so der Aviatik-Experte: «Jeder Pilot muss schauen, dass er Fliegen wirklich auch erlernt und übt. Und das kann man eben nur in der Luft.»
Die Luftwaffe muss darauf achten, dass sie genügend Flugmaterial hat. Jeder einzelne Verlust tut der Flotte weh.
Vom Propeller- zum Düsenjet
Und Egger sieht noch ein zweites Problem. Früher hatte die Luftwaffe verschiedene Kategorien von Düsenjets zur Verfügung, stärkere und weniger starke. Das erlaubte es den Piloten, sich an die Spitzenjets heranzutasten.
Heute sei die Umstellung vom Propellerflugzeug zur F/A-18 happig: «Der Schritt ist sicher sehr gross. Die meisten Luftwaffen der Welt machen diesen Schritt nicht. Sie haben eine Zwischenstufe mit einem Jet-Schulflugzeug. Das hatten wir mit dem Hawk bis 2003 auch. Da lernten die jungen Piloten wirklich mit Hochgeschwindigkeit zu trainieren und Luftkampf zu bestreiten.»
Ein dritter Aspekt, der Egger in diesem Zusammenhang problematisch findet, ist das Milizsystem: Der Pilot, der diese Woche am Schreckhorn verunglückte, war ein Milizpilot. Solche fliegen rund alle zwei Monate. Etwas wenig, findet Egger.
Für die Piloten bestehen durchaus genug Möglichkeiten, Echtflüge zu machen.
Leistungsstarke Propellerflugzeuge
Bei der Schweizer Armee lässt man diese Einwände nicht gelten: Die Milizpiloten hätten die gleiche Ausbildung wie die Berufspiloten und der Schritt vom Propeller- zum Düsenflugzeug sei kein Problem, sagt Armeesprecher Daniel Reist: «Das trifft aus unserer Sicht nicht zu. Früher gab es nicht so leistungsstarke Propellerflugzeuge wie der PC-7. Der PC-7 ist im Cockpit einem FA/18 nachempfunden. Der Übergang dort ist relativ einfach.»
Es stimme auch nicht, dass die Piloten zu wenig im echten Jet zum Fliegen kämen: «Das sieht die Luftwaffe nicht so. Einerseits gibt es sehr ausgeklügelte Simulatorensysteme und andererseits bestehen für die Piloten durchaus genug Möglichkeiten, Echtflüge zu machen.»
Die Untersuchung des aktuellen Unfalls am Schreckhorn läuft noch. Doch die Aufarbeitung der vergangenen Flugunfälle habe gezeigt, dass die Ausbildung der Militärpiloten gut sei, so Armeesprecher Reist.