- Hätten die Schäden in Schwanden verhindert werden können? Dies soll eine unabhängige Untersuchung der Erdrutsche zeigen.
- Das bestätigt die Glarner Gebäudeversicherung gegenüber SRF.
- Im vergangenen Jahr haben zwei Erdrutsche grosse Teile des Dorfes im Kanton Glarus verschüttet. Ein Teil der Häuser ist bis heute unbewohnbar.
Zweimal wurde das Glarner Dorf Schwanden von grossen Erdmassen verschüttet. Zunächst zerstörten im vergangenen August zwei Murgänge mehrere Gebäude. Dann lösten sich kurz vor Weihnachten noch einmal 15'000 Kubikmeter Erdmaterial und erreichten als Murgang das Siedlungsgebiet des Dorfes.
Die Erdrutsche von Schwanden sollen nun unabhängig untersucht werden, wie Hansueli Leisinger, der Direktor der Glarner Gebäudeversicherung, gegenüber SRF erklärt. «Wir prüfen derzeit, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das die Situation genauer anschaut. Geprüft wird etwa, ob ein Zusammenhang mit der Instandstellung der Strasse besteht und ob da allenfalls Fehler passiert sind. Oder ob man trotz der Gefahr früher mit den Aufräumungsarbeiten hätte beginnen sollen», erklärt Leisinger.
Wir wollen bei Gebäuden, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder bewohnbar sein sollen, Folgeschäden und eine weitere Gefährdung möglichst verhindern.
Die Aufräumarbeiten sind inzwischen im Gang und gestalten sich aufwändig. «Ich bin froh, ist man nun so weit, dass man hier aufräumen kann», sagt Gemeindepräsident Hansruedi Forrer. Ziel sei es, die Zufahrt zu zwei noch bewohnbaren Wohnblöcken freizuräumen, ergänzt Ruedi Stüssi, Leiter Naturgefahren der Gemeinde Glarus Süd. Darüber hinaus wolle man bei Gebäuden, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder bewohnbar sein sollen, Folgeschäden und eine weitere Gefährdung möglichst verhindern.
Die Einwohnerinnen und Einwohner von Glarus werden langsam ungeduldig, wie ein Augenschein vor Ort zeigt. Denn der zweite Erdrutsch an Weihnachten wäre wohl vermeidbar gewesen. Man hätte nach dem ersten grossen Erdrutsch im August 2023 das Geröll besser wegräumen müssen, kritisieren Betroffene. Dann hätte der Nachrutsch unter Umständen aus den Gassen via Kanal direkt in die Sernf fliessen können, statt weitere Häuser in Mitleidenschaft zu ziehen.
Auffallende Stille in der Glarner Politik
Doch Ruedi Stüssi ist skeptisch. «Das braucht ein enormes Ablagerungsvolumen. Das mussten wir zuerst schaffen, was mit Umweltauflagen und Bewilligungsverfahren verbunden war. Das brauchte alles Zeit.» Die Kritik, dass in Schwanden zu wenig schnell gehandelt worden sei, lässt Stüssi nicht gelten. Gemäss anderen Kantonen sei man sehr schnell gewesen.
Mit den Aufräumarbeiten geht nun auch die juristische Aufarbeitung los. In der Glarner Politik ist es diesbezüglich noch auffallend still. Die Fragen, die die Glarner Gebäudeversicherung abklären lässt, sind im Moment in der Politik noch kein Thema.