Er wurde als Nachfolger von Bundesrätin Viola Amherd gehandelt – hoch gehandelt, besonders nach der Absage von Noch-Mitte-Präsident Gerhard Pfister. Heute sagt der Bündner Mitte-Nationalrat, Nein danke. «Dieses Feuer hat sich einfach nicht entwickelt und wenn ich nicht Feuer und Flamme für etwas bin, dann kann ich es schlichtweg nicht machen,» so Candinas. Einschätzungen von Philipp Burkhardt.
Was bedeutet die Absage von Martin Candinas für die Partei?
Dieser Verzicht kommt jetzt doch sehr überraschend. Und er bringt die Partei in eine schwierige Lage. Denn seit dem Rücktritt von Bundesrätin Viola Amherd am letzten Mittwoch haben die Topfavoriten alle abgesagt. Den Anfang gemacht hat die Freiburger Ständerätin Isabelle Chassot, dann der St. Galler Ständerat Benedikt Würth. Am Samstagabend kam das Nein von Parteipräsident Gerhard Pfister und gestern hat auch noch Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy bekannt gegeben, dass er nicht für den Bundesrat zur Verfügung steht.
Die Kandidatenkür vor Bundesratswahlen wäre ja eigentlich eine Gelegenheit für eine Partei, aufzuzeigen, wie viele geeignete Kandidatinnen und Kandidaten sie in ihren Reihen hat. Wenn es nun aber innerhalb weniger Tage nichts als Absagen gibt, dann entsteht natürlich der gegenteilige Eindruck.
Wer rückt nun in den Vordergrund für die Nachfolge von Viola Amherd?
Die Mitte hat das Problem, dass sie zwar etliche profilierte Parlamentarier, vor allem im Ständerat hat, die jahrelange Erfahrung mitbringen würden, die aber vom Alter her nicht mehr infrage kommen dürften. Ich denke da an den Bündner Stefan Engler. Der ist bereits 64 Jahre alt. Den Solothurner Pirmin Bischof. Er wird im Februar 66 Jahre alt. Oder Erich Ettlin. Er ist 62 Jahre alt und bis vor wenigen Minuten hätte ich Heidi Z'graggen als mögliche Kandidatin genannt. Sie hat ja schon einmal kandidiert, vor sechs Jahren, ist dann gegen Viola Amherd unterlegen. Aber die Urner Ständerätin hat nun auch mitgeteilt, dass sie auf eine Kandidatur verzichtet. Also auch da eine weitere Favoritin nimmt sich aus dem Rennen.
Jetzt sollte man vielleicht zunehmend auf Markus Ritter achten, den einflussreichen Nationalrat und Präsidenten des Schweizerischen Bauernverbands. Seit 13 Jahren sitzt er im Parlament, seit elf Jahren leitete er sehr erfolgreich, wie man weiss, den Bauernverband. Er ist 57 Jahre alt. Das wäre vom Alter her auch ideal.
Gibt es mögliche Kandidaturen ausserhalb des eidgenössischen Parlaments?
Aktuell stellt die Mitte in den Kantonen am meisten Regierungsrätinnen und Regierungsräte. Da zeigt einfach die Erfahrung, dass es für Kandidatinnen und Kandidaten, die nicht im eidgenössischen Parlament sitzen, sehr schwierig ist, bei Bundesratswahlen zu reüssieren. Am ehesten Chancen, gewählt zu werden, hat jemand, der eine Vergangenheit im Parlament hat wie der heutige SP-Bundesrat und damalige Basler Regierungspräsident Beat Jans. Dieses Beispiel hat das gezeigt.
Da käme zum Beispiel der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay infrage, der Präsident der damaligen CVP und langjähriges Mitglied des Nationalrats war. Er sagt heute, dass er sich eine Kandidatur überlegt. Allerdings: Er hat auch ein grosses Problem. Er steckt nämlich mitten im Wahlkampf im Kanton Wallis für den Staatsrat. Genannt wird auch der Aargauer Regierungsrat Markus Dieth. Er ist zurzeit Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen KDK. Er ist allerdings national wenig bis kaum bekannt. Also für die Mitte ist es eine schwierige Situation.