Die sozialen Medien haben sie berühmt gemacht: das Berggasthaus Äscher und den Seealpsee. Hinzu kamen der Trend zum Wandern und die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie. Das Ergebnis: Ein Ansturm von Tagestouristinnen und Touristen im Kanton Appenzell Innerrhoden, der bis heute anhält.
Neben vollen Gasthäusern sorgen die Tagesausflüglerinnen und -ausflügler aber auch für volle Parkplätze, verstopfte Strassen und überfüllte Abfalleimer. Das geht so nicht weiter, fand die Regierung des Kantons Appenzell Innerrhoden und hat deshalb eine Tourismusstrategie ausgearbeitet, die das Parlament am Montag zur Kenntnis nahm.
Grenzen des Tourismus
Wo sind die Grenzen des Tourismus? Diese Frage gab im Kantonsparlament zu reden. Landammann Roland Dähler sagt: «Alles hat Grenzen. Es ist unsere Aufgabe, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Tourismus und Natur zu finden.»
Wir müssen ein gesundes Gleichgewicht zwischen Tourismus und Natur finden.
Ganz konkrete Grenzlinien in der Tourismusstrategie vermisste aber etwa Kantonsparlamentarier Christoph Keller. «Ich hätte es gerne gesehen, wenn in der Strategie auch Grenzen des Tourismus erwähnt worden wären. Es geht darin nur um Wachstum.» Und Keller ergänzt: «Ich denke, es ist jetzt genug.»
Diskussionspunkt: Parkgarage
Für Diskussionsstoff im Innerrhoder Parlament sorgte die Idee einer Parkgarage in Wasserauen. Ein Vorschlag, der schon bei Einheimischen hohe Wellen warf. Wasserauen ist Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen im Alpstein.
«Wir stossen an bestimmten Tagen an unsere Grenzen, was die Parkplatz-Situation anbelangt», sagt der Innerrhoder Landammann und Volkswirtschaftsdirektor Roland Dähler.
Die Idee einer Parkgarage sorgte im Kantonsparlament vereinzelt für Skepsis, stiess aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf grossen Widerstand. Gemäss Roland Dähler soll die Möglichkeit weiterverfolgt werden, entschieden sei aber noch nichts.
Anpassungen der Strategien in anderen Regionen
Die Erfahrungen während der Corona-Pandemie bringen auch andere Regionen dazu, ihre Tourismusstrategien zu überarbeiten.
Die Stadt Luzern will etwa mit der Strategie «Vision Tourismus 2030» weg vom Massentourismus. Die Kernpunkte: mehr Gäste aus der Schweiz und Europa, mehr Kongresse und eine längere Aufenthaltsdauer der Gäste.
In der Region St. Gallen präsentierte der Verein St. Gallen-Bodensee Tourismus letzten Sommer die «Strategie 2027». Gestärkt werden soll der Tourismus in den Bereichen Messen, Kongresse, Veranstaltungen, Kultur, sowie Gesundheit, Bewegung und Genuss.
Keine Anpassungen planen hingegen das Berner Oberland und das Wallis. Sie halten an ihren langjährigen Strategien fest, wie die Verantwortlichen erklärten.