Es ist ein jahrelanger politischer Zankapfel: Wo sollen die unzähligen Reisecars parkieren, die Gruppenreisende in die Stadt Luzern bringen? Vor der Pandemie brachten Tag für Tag zig Reisebusse Touristinnen und Touristen mitten ins Zentrum. Jahr für Jahr wurden die Massen am Schwanenplatz und am Löwenplatz grösser – und die Rufe lauter, den Gästestrom besser zu lenken.
Für diese Steuerung der Touristengruppen hat die Stadt Luzern am Donnerstag einen ersten Pflock eingeschlagen: Das Parlament unterstützt eine Machbarkeitsstudie für die sogenannte «Stadtpassage».
Cars und Touristen kommen unter den Boden
Was steckt dahinter? Eine private Interessengemeinschaft hat die «Stadtpassage» im Jahr 2021 lanciert. Die Idee: 30 bis 40 Cars sollen beim Kantonsspital Luzern im neu geplanten Parkhaus untergebracht werden. Damit die Cars den Verkehr und die Quartiere nicht belasten, soll die Zufahrt zum Parkhaus über einen neuen, 200 Meter langen Strassentunnel aus dem Gebiet Friedental erfolgen.
Die Reisegruppen würden dann durch einen weiteren 800 Meter langen Tunnel – allenfalls auf Rollbändern – zu Fuss in die Altstadt gelangen. Geschätzte Kosten: 90 bis 150 Millionen Franken.
Am meisten Beifall gibt’s von den Bürgerlichen
Die Debatte im Luzerner Stadtparlament hat gezeigt: Die «Stadtpassage» als Ei des Kolumbus in der Carproblematik zu betiteln – dazu hätte sich kaum eine Politikerin oder ein Politiker hinreissen lassen. Eine grosse Mehrheit ist dennoch der Meinung: lieber diesen Vorschlag eingehend prüfen, statt wieder zurück auf Feld eins zu wandern.
Wenn man eine langfristige Lösung will, braucht es solche Investitionen.
So sagte etwa Patrick Zibung von der SVP: «Die Kosten sind zwar sehr hoch, aber wenn man eine langfristige Lösung will, braucht es solche Investitionen.» Von einer «bestechenden Idee» wiederum sprach Andreas Moser von der FDP. «Die Gäste kommen weiterhin zentral an, der Schwanenplatz und der Löwenplatz werden carfrei und die Carfahrten in der Innenstadt werden massiv reduziert.»
Auch von der Mitte gabs Support für die «Stadtpassage» – trotz Schönheitsfehler. Bei einer externen Überprüfung belegte diese Idee nur Platz zwei – zuoberst auf dem Podest stand das Museggparking. Vergebens forderte Peter Gmür, dass dieses nochmals aufs Tapet gebracht wird.
Die GLP mahnte, bei den Abklärungen nicht nur an den Gruppentourismus zu denken – denn man wisse nicht, wie sich dieser entwickle. Auch die Bevölkerung müsse von der «Stadtpassage» profitieren, so Stefan Sägesser. Etwa mit einem parallel geführten Veloweg zwischen Altstadt und Spital.
SP und Junge Grüne stellen sich quer
Je linker das politische Lager, desto grösser allerdings das Unbehagen. Bei den Grünen sei «nicht allzu viel Herzblut für dieses Politikgeschäft vorhanden», sagte Martin Abele. Dennoch sei seine Fraktion mehrheitlich mit einer Studie einverstanden. Ganz anders tönte es von den Jungen Grünen: «Die Altstadt verkümmert zu einem Uhren- und Schmuckmoloch», sagte Jona Studhalter. Luzern brauche weniger Massentourismus und daher auch weniger Cars.
Es ist zu früh, die Zukunft des Tourismus in so viel Beton zu giessen.
Gleich zurück an den Absender schicken wollte die SP das Geschäft. «Wir finden, es ist zu früh, die Zukunft des Tourismus in so viel Beton zu giessen», sagte Benjamin Gross. Der Antrag auf Rückweisung erlitt im Parlament allerdings Schiffbruch.
Die Machbarkeitsstudie soll nun Aufschlüsse über die technische Umsetzung und die genauen Kosten geben. Realisiert würde das Projekt nicht vor 2030.