Jeden Tag wollen sie in der Nähe des Basler Universitätsspital (USB) beten – während 40 Tagen. Ihr Argument: Das Leben entstehe bei der Empfängnis und sei von Beginn an heilig. Schwangerschaftsabbrüche seien demnach immer verwerflich.
Wir sind friedlich und beten. Wir möchten für das Leben einstehen, weil das schlicht das Wichtigste überhaupt ist.
Die Aktivistinnen und Aktivisten sind Teil der weltweiten Organisation «40 Days for Life». Das ist eine internationale christliche Bewegung aus den USA, die der sogenannten Lebensrechtsbewegung zuzuordnen ist.
«Abtreibung beendet ein menschliches Leben im Mutterleib. Es hätte ein gesunder Mensch wachsen können», sagt die 19-jährige Aktivistin Lisa Martin. Ein Schwangerschaftsabbruch sei nur akzeptabel, wenn die Gesundheit der Mutter gefährdet sei, sagt die Medizinstudentin.
Lisa Martin ist römisch-katholisch und möchte mit der Kundgebung für das Leben einstehen. «Wir sind friedlich und beten. Wir möchten für das Leben einstehen, weil das schlicht das Wichtigste überhaupt ist.» Jeweils am Morgen beten eine Handvoll Abtreibungsgegnerinnen und -gegner in der Nähe des Basler Universitätsspital.
Anders als in den USA würden sie bei ihren Kundgebungen niemanden ansprechen, betont Martin. Passanten, Mitarbeitende des Spitals oder auch Patientinnen würden sie in Ruhe lassen. Wenn jemand auf sie zukomme, seien sie aber offen für ein Gespräch.
Es ist nicht angebracht, dass Abtreibungsgegner vor dem Spital beten und mit Schildern präsent sind.
Dass diese Bewegung aus Übersee nun auch in der Schweiz Fuss fasst, sei befremdlich, sagt die SP-Politikerin Julia Baumgartner: «Diese Aktivistinnen und Aktivisten kritisieren Betroffene. Es ist nicht angebracht, dass Abtreibungsgegner vor dem Spital beten und mit Schildern präsent sind.»
Vor rund zwei Jahren war Julia Baumgartner selber ungewollt schwanger und liess abtreiben. Sie hatte öffentlich über ihren Entscheid geredet, mit dem Ziel, das Thema zu enttabuisieren: «Mein Fall ist kein Einzelfall. Ich wollte Sichtbarkeit für Betroffene schaffen».
Weiter ist Baumgartner überzeugt, keine Frau fälle den Entscheid über eine Abtreibung leichtfertig. «Das überlegt man sich lange und wird von Fachpersonen begleitet. Die Praxis funktioniert. Es ist haltlos, den betroffenen Frauen Leichtfertigkeit zu unterstellen», sagt Baumgartner.
Neben den religiösen Aktivistinnen und Aktivisten gibt es in der Schweiz auch auf politischer Ebene Bestrebungen, das Recht auf Abtreibungen einzuschränken. Gleich zwei Volksinitiativen wollen den Zugang zur legalen Abtreibung einschränken. Zwei Komitees unter der Leitung von SVP-Nationalrätinnen haben die Diskussion über die Fristenregelung in der Schweiz neu lanciert.
Bislang keine Reaktionen im Spital
Von der Kundgebung in der Nähe des Basler Universitätsspital habe man in der Klinik übrigens nichts bemerkt, sagt Kommunikationsleiter Thomas Pfluger. «Bislang hatten wir keinerlei Reaktionen; weder von Mitarbeitenden noch von Patientinnen. Es sei im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen Auftrag von jedem öffentlich-rechtlichem Spital in der Schweiz, Abtreibungen durchzuführen.