Das Thema Foodwaste ist ein Dauerbrenner, der Ansatz allerdings neu: Was im Abfall landet, messen Haushalte im Rahmen des Aargauer Pilotprojekts «Aufgabeln». 47 Haushalte, total über 100 Personen aus dem eher ländlichen Wallbach und dem städtischen Rheinfelden, machen freiwillig mit.
Darunter ist Familie Wunderlin, die glaubte, sie gehe bereits sehr vorsichtig mit Lebensmitteln um. 90 Kilogramm Essen landen im Schnitt jährlich pro Person zu Hause im Abfall.
Dass Rüstabfälle als Foodwaste gelten, wusste ich bisher nicht.
Es sei erstaunlich, was man alles wägen müsse, sagt Rita Wunderlin, die gerade das Abendessen für ihre beiden Töchter und ihren Mann zubereitet. Sie rüstet Broccoli und muss die Schnittabfälle, die im Kompost landen, vorher wägen. Denn auch Rüstabfälle gelten als Foodwaste: «Was alles Foodwaste ist, habe ich bis jetzt nicht gewusst», sagt Rita Wunderlin aus Wallbach.
Der Kanton Aargau will mit dem Projekt folgende Fragen klären: Welche Mengen an Foodwaste fallen im Aargau an? Weshalb werfen wir unser Essen weg? Wie unterscheiden sich Stadt und Land diesbezüglich? Während total zwei Wochen wird gemessen, was im Abfall und im Kompost landet.
Lebensmittel dem Hund verfüttern gilt als Foodwaste
In der Familienküche in Wallbach steht Franziska Ruef, Projektleiterin Klima und Nachhaltigkeit beim Kanton Aargau. Sie berät die Teilnehmenden des Pilotprojekts und sagt: «Rüstabfälle gelten als Foodwaste. Aber wir unterscheiden zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren Lebensmittelverlusten.»
Eine Karotte muss nicht zwingend geschält werden, das gilt als vermeidbarer Abfall. Eine Kiwi oder Banane hingegen muss man schälen, das ist unvermeidbar.
Noch überraschender sei für viele, dass das Verfüttern von Lebensmitteln an das Haustier als Foodwaste gilt. Auch bei Getränken schaue man bei Privathaushalten genau hin. Getränke würden ressourcenintensiv produziert, sagt Franziska Ruef. Da erkläre man den Leuten die Auswirkungen der Getränke auf die Umwelt.
Umweltgedanke miteinbeziehen
Wenn man ein Kilogramm Kaffee wegwirft, sei das 20-mal schlechter für die Umwelt, als wenn ein Kilogramm Rüebli im Abfall landet, weiss Nachhaltigkeitsexpertin Ruef. Es gehe ihr aber nicht um Spitzfindigkeiten, sondern darum, das Bewusstsein zu schärfen.
Man sei schon vor dem Pilotprojekt vorsichtig gewesen, sagen die beiden Töchter von Rita Wunderlin, Maria und Nadine. Maria Wunderlin kennt den bewussten Umgang mit Essen bereits: «Wir versuchen, Foodwaste zu verhindern. Wenn wir Resten haben, nehmen wir diese in die Schule mit oder essen sie am nächsten Abend.»
Wir werden schon in der Schule auf das Thema sensibilisiert.
Und auch Schwester Nadine findet, das Thema Lebensmittelverschwendung sei präsent: «Wir werden in der Schule darauf sensibilisiert, dass es viele Ressourcen braucht, um Nahrungsmittel zu produzieren.»
Die Datenmenge für das Pilotprojekt im Aargau sei mit über 100 Teilnehmenden nicht sehr gross, gibt Franziska Ruef vom Kanton zu. «Es geht nicht um möglichst viele Daten. Wir wollen die Erfahrungen mit den Teilnehmenden besprechen und mit den Gemeinden Lösungen erarbeiten.»
Praktischer Leitfaden
Am Schluss des Pilotprojekts resultiert ein Leitfaden, der Privathaushalten helfen soll, Foodwaste noch besser zu vermeiden. So sollte auch mehr in der Haushaltskasse übrig bleiben. Pro Person pro Jahr seien es momentan Lebensmittel im Wert von 600 Franken, die in der Schweiz im Abfall landen.