Das ist passiert: 50 Wohnwagen waren am Dienstag auf der Autobahn unterwegs von Neuenburg ins Wallis. Die Kantonspolizei Wallis sperrte aber mit einem Grossaufgebot die Autobahn in beide Richtungen, um zu verhindern, dass die Wohnwagen weiterfuhren.
Fahrzeuge gehören ausländischen Fahrenden: Sie wollten ins Oberwallis, um sich dort auf einem privaten Grundstück niederzulassen – ohne offizielle Bewilligung. Die Walliser Polizei bot 200 Polizeikräfte auf, um die 50 Wohnwagen zum Umkehren zu bewegen.
Das sagt die Polizei: Offenbar hätten die Fahrenden den Anweisungen der Polizei nicht Folge geleistet, sagt Adrienne Bellwald, Mediensprecherin der Kantonspolizei Wallis, gegenüber SRF. Deshalb habe man eingreifen müssen. Der Grund: «Die kantonalen Stellplätze in Martigny sind seit März besetzt. Wir haben keine Möglichkeit, weitere bewilligte Stellplätze im Kanton zur Verfügung zu stellen.» Das Dispositiv sei gerechtfertigt, die Polizei sei nicht nur für die eigene Sicherheit, sondern auch für die Sicherheit der Ankommenden verantwortlich, so Bellwald.
Das meint der Experte: Simon Röthlisberger ist Geschäftsführer der Stiftung «Zukunft für Schweizer Fahrende». Er sagt, dieses Vorgehen der Polizei sei ein übliches Muster: «Man befürchtet, dass es zu Schwierigkeiten kommt, und somit war es ein präventives Eingreifen. Das ist etwas, was wir in unterschiedlichen Kantonen sehen.»
Plätze für ausländische Fahrende: Derzeit gebe es acht offizielle sogenannte Transitplätze, sagt Röthlisberger. Zusätzlich gebe es kleinere Haltemöglichkeiten, zum Beispiel bei Landwirten. Doch dies reiche nicht: «Gemäss unseren Erhebungen sind es neun zusätzliche Plätze, die gebaut werden müssten.» Dazu komme noch eine bessere Verteilung über die Schweiz. Bis jetzt hätten hauptsächlich die Westschweizer Kantone Haltemöglichkeiten. Ausserdem bräuchte es eine bessere interkantonale Koordination, wo welche Halteplätze geschaffen werden, fordert Röthlisberger.
Bedenken aus der Bevölkerung: Die Kantone müssen Platz finden, aber fast niemand will einen solchen Stellplatz vor der eigenen Haustür. Immer wieder kommt es in der Schweiz zu Konflikten zwischen ausländischen Fahrenden und der lokalen Bevölkerung, wie Recherchen von SRF zeigen. Röthlisberger versteht diese Sorgen, er weist aber darauf hin, dass auch ausländische Fahrende ein Recht auf Haltemöglichkeit hätten. Ausserdem brauche es beide Seiten: «Es braucht Offenheit, sich auch anzupassen, sich an die Regeln zu halten.» Konkret: «Dass die Fahrenden die Abmachungen einhalten, weiterziehen und sich eine andere Möglichkeit suchen.»
Der Fall aus dem Wallis: Eigentlich hätte der Eigentümer eines Feldes in Gampel den ausländischen Fahrenden erlaubt, sich bei ihm niederzulassen. Aber weil der Gemeinderat von Gampel diese Vermietung ablehnte, löste der Eigentümer den Vertrag mit den Fahrenden wieder auf. Anreisen wollten sie trotzdem, jetzt sind sie wieder weg. Laut der Kantonspolizei Wallis sind sie wieder zurückgefahren auf einen Halteplatz im Kanton Neuenburg. So lange, bis sie eine andere Möglichkeit für die Weiterreise finden.