Die Organisation «Junge Tat» ist in letzter Zeit vermehrt in den Schlagzeilen aufgetaucht, erst kürzlich wegen Verbindungen zur Jungen SVP. Die Jugend-Aktionsgruppe dominiert die rechtsextreme Szene in der Schweiz.
Am Mittwoch ist ein neuer Diskriminierungsbericht 2023 erschienen. In diesem warnt die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA explizit von der «Jungen Tat». Mehr als ein Viertel aller Diskriminierungsfälle gehen auf das rechtsextreme Milieu in der Schweiz zurück. Und in diesem Milieu spiele die «Junge Tat» eine Hauptrolle.
Der Extremismusforscher Dirk Baier beschreibt die Gruppierung wie folgt: «Die Aktionsgruppe hat sich dem Ziel verschrieben, die Schweiz in einer Art und Weise zu verändern, die sich nicht mit Demokratie verträgt. Sie muss deswegen als rechtsextrem eingestuft werden. Es muss vor ihr gewarnt werden und man muss sich auch klar abgrenzen.»
«Junge Tat» will bedeutsamer und sichtbarer werden
Im Moment ist es noch eine kleine Gruppierung. Es kursieren Zahlen von 20 bis 50 Personen. Doch: «Sie versucht gerade, auch an viel grössere Gruppen und sogar Parteien anzuknüpfen», erklärt Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und der Uni Zürich.
Die Gruppierung will also in der Politik mitmischen. Ihre Hauptfeindbilder sind laut Baier bestimmte Gruppen in der Bevölkerung. «Wir sehen Islamophobie, Antisemitismus, Rassismus. Das ist ein klarer Hinweis, dass wir es mit einer problematischen Gruppe zu tun haben, die keine Toleranz zeigt. Und Toleranz ist ein Grundwert der demokratischen Ordnung.»
Der Rechtsextremismus generell hat sich in den letzten Jahren modernisiert. Die «Junge Tat» knüpft daran. «Es ist nicht mehr der platte Glatzkopf mit Springerstiefeln. Sie haben sich angepasst, um Sympathien unter der Bevölkerung zu erhalten», so Baier – vor allem unter dem jungen Publikum.
Entsprechend modern ist ihr Social-Media-Auftritt. Ihre Videos sind ansprechend, die Bildsprache professionell und heroisch. Die Themen drehen sich beispielsweise um Heimat, Natur oder Diskurse um das dritte Geschlecht.
Versteckte Ziele stecken hinter der Kommunikationsweise
Das Gefährliche an diesem Kommunikationsstil sei, dass die dahinterliegenden Ziele nicht sofort zu erkennen seien. Baier nennt das Beispiel der Remigration. Zunächst heisst es, man wolle straffällige ausländische Gruppen wieder zurück in ihre Heimat bringen. Das muss auf den ersten Blick nicht problematisch wirken. Dahinter stecken aber Willkür oder Rechtsverletzungen.
«Man kann schnell auf solche Parolen hereinfallen. Es ist ein geschickter Move, Menschen in diese Richtung zu ziehen und dann noch weiter zu indoktrinieren und gegebenenfalls zum Handeln zu bringen.»
Toleranz ist ein Grundwert der demokratischen Ordnung.
Eine Gefahr sieht Extremismusforscher Dirk Baier darin, wenn die «Junge Tat» es schafft, Menschen für ihre Sache zu gewinnen und sie dazu bringt, das Vertrauen in die Demokratie, in die politischen Institutionen der Schweiz zu verlieren.
Doch: «Die ‹Junge Tat› wird es nicht schaffen, die Schweiz in Richtung autoritäres System umzugestalten. Dazu ist sie zu klein, zu wenig mächtig. Das System der Schweiz wird meiner Einschätzung nach nicht aufgeweicht werden oder umgestülpt werden», sagt Baier. Denn, wenn sich etablierte Parteien von der «Jungen Tat» distanzieren, «verhungert diese Organisation am rechten Rand.»
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