Markus Ritter gegen Martin wer? Die Ausgangslage scheint für die Bundesratsersatzwahl am 12. März ziemlich klar: Der einflussreiche und gewiefte Nationalrat Markus Ritter, Präsident des Bauernverbandes, ist Favorit für die Nachfolge der zurücktretenden Viola Amherd. Der zweite Kandidat, Martin Pfister, Zuger Regierungsrat und national kaum bekannt, hat nur eine Aussenseiterrolle. Wirklich?
Seit Tagen mehren sich die Stimmen, die einen Bundesrat Ritter verhindern wollen. Insbesondere in der FDP gibt es Unbehagen, nochmals einen Bauernvertreter in den Bundesrat zu wählen.
-
Bild 1 von 2Legende: Der Favorit gerät unter Druck: Die Wahl von Markus Ritter in den Bundesrat ist alles andere als sicher. KEYSTONE/Gian Ehrenzeller
-
Bild 2 von 2Legende: Davon könnte der eher unbekannte Zuger Regierungsrat Martin Pfister profitieren. KEYSTONE/Michael Buholzer
Der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen gehört zu den wenigen Freisinnigen, die öffentlich ihre Skepsis gegenüber Markus Ritter kundtun. «Die Grundsatzfrage ist sicher, wie viel Landwirtschaftsvertretung es im Bundesrat sein soll», sagt Wasserfallen.
«Herr Pfister als Zentralschweizer Regierungsrat bringt hier sicher einen anderen Gesichtspunkt mit, gerade wenn es um die wirtschaftlichen Themen geht. Das dürfte bei uns sehr interessant sein», so der FDP-Nationalrat.
Heute würde ich noch nicht auf Herrn Ritter wetten.
Auch bei den Westschweizer FDP-Vertretern hält sich die Begeisterung über Ritter in Grenzen. Der Waadtländer FDP-Nationalrat Olivier Feller signalisiert Offenheit gegenüber dem unbekannten Zuger Regierungsrat. «Heute würde ich noch nicht auf Herrn Ritter wetten», meint Feller. Er spüre in seinem Umfeld auch Diskussionen, dass zwei St. Galler im Bundesrat zu viel wären.
Anonyme Wahl kann Pfister helfen
Politbeobachter Michael Hermann ist überzeugt: Pfister hat reale Chancen, gewählt zu werden. «Markus Ritter ist zwar einer der einflussreichsten Politiker im Bundeshaus», sagt Michael Hermann von Sotomo. Ritter setze andere unter Druck, das helfe ihm bei Sachgeschäften.
«Hier geht es aber um eine geheime und anonyme Wahl. Das, was ihm sonst hilft, kann ihm plötzlich schaden. Denn er hat sehr viele Feinde im Bundeshaus», meint der Geschäftsführer der Forschungsstelle Sotomo.
Eine Modellrechnung zeigt: Das Rennen könnte sehr knapp werden. Markus Ritter und Martin Pfister könnten auf je etwa 114 Stimmen kommen. Das nötige absolute Mehr liegt bei den Bundesratswahlen jeweils bei etwa 110 bis 120 Stimmen.
Ritter kann mit rund 70 Stimmen der SVP rechnen. Pfister könnte aber bis 70 Stimmen bei den Grünen, der SP und den Grünliberalen holen. Die Stimmen der Mitte und FDP könnten sich auf beide Kandidaten aufteilen.
Linke wählen wohl Pfister
Grüne und SP kritisieren das Mitte-Bundesratsticket generell: Es sei überhaupt nicht ausgewogen. Ihnen würde quasi eine Auswahl zwischen einem SVP- und einem FDP-Kandidaten präsentiert. Politbeobachter Hermann geht aber davon aus, dass die linken Parteien und die GLP am Schluss aber Pfister deutlich wählen, um Ritter zu verhindern.
Martin Pfister muss jetzt allerdings in den anstehenden Hearings die ihm wohlgesonnen Parlamentarierinnen und Parlamentarier auch wirklich überzeugen, damit seine theoretischen Wahlchancen realer werden. «Sein grösstes Problem ist, dass man ihn nicht kennt. Er hat auch wenig Zeit, sich vorzustellen», erklärt Hermann.
Im Normalfall hätte Martin Pfister darum wenig Chancen. Aber jetzt sei es ein Spezialfall, weil Markus Ritter eine der polarisierendsten Figuren im Bundeshaus sei.