Die Medienkonferenz des VBS vom 26.2. war ein Spektakel sondergleichen: Vier Menschen sassen auf dem Podium zur Lage der Armee: Bundesrätin Viola Amherd, Armee-Chef Thomas Süssli, NDB-Chef Christian Dussey und Bundesratssprecher Andrea Arcidiacono.
Lustig daran: Alle vier hatten an diesem Punkt bereits ihre jeweiligen Jobs gekündigt. Es waren also quasi vier Untote, vier Berufs-Zombies aus dem Purgatorium VBS, die über den Gesundheitszustand der Armee zu berichten hatten. Und das wäre auch schon die einzige gute Nachricht von dieser Medienkonferenz: Die Schweizer Armee ist noch nicht gestorben, aber zumindest untot. Alles klar?
Viola «Ich verstehe die Aufregung nicht» Amherd war dann sichtlich angefressen über die Tatsache, dass ein Leak innerhalb der Bundesverwaltung dazu geführt hatte, dass die Öffentlichkeit bereits jetzt schon erfuhr, dass sich die Leute im Bundeshaus gegenseitig nicht vertrauen. Oha. Nun: Wer hätte das vermuten können?
Fachkräftemangel? Putin wird Verständnis haben!
Die Demissionen von Thomas Süssli und Christian Dussey kommen auf jeden Fall zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Es herrscht schliesslich Fachkräftemangel, der Frühling kommt, und Menschen, die für diesen Job infrage kommen, haben – so die Verteidigungsministerin – «auch eine sehr lange Kündigungsfrist in ihren jetzigen Jobs».
Da hat sie einen Punkt: Wenn wir das Wladimir Putin genau so mitteilen, wird er sicherlich Verständnis haben und mit dem Einmarsch ins helvetische Alpenmassiv noch zuwarten, bis die Armee ihre neuen Chefs mit juristisch wasserfesten Arbeitsverträgen ausgestattet hat.
Geheimdienst-Leak: Top Secret? Leider nein.
Am Tag nach der Medienkonferenz war zudem in mehreren Zeitungen zu lesen, das Leak sei gar nicht, wie von der Mitte-Partei vermutet, aus den Reihen des Finanzdepartements gekommen, sondern aus dem Nachrichtendienst des VBS selbst. Auweia. Ausgerechnet! Dass es der Geheimdienst nicht fertigbringt, auch nur eine halbe Stunde lang ein Geheimnis geheim zu behalten, spricht nicht gerade für den Geheimdienst per se.
Aber es spricht dann wieder für die Einsicht des Geheimdienst-Chefs, seinen Job als Konsequenz an den Nagel zu hängen. Der NDB sieht sich also, frei nach Dürrenmatt, im dialektischen Vorteil, dass der Geheimdienst-Chef Dussey gleichzeitig alles richtig, alles falsch und gar nichts gemacht hat. Immerhin!
Entweder tötet man – oder man wird getötet.
Thomas Süssli, dieser geerdete Sokrates unter den hiesigen Berufsmilitärs, hatte denn auch recht, als er zu den Medien sagte: «In der Armee gilt immer noch: Kill – or get killed!» Das zu hören vom obersten Kommandanten der Armee eines Landes, das per Definition den Angriffskrieg ablehnt, dürfte manchen Armee-Falken hierzulande Tränen der Rührung in die Haubitzen getrieben haben.
Endlich sagts mal einer! Morgen stehen wir mit vierzehn Panzern in Vaduz! «Entweder tötet man – oder man wird getötet.» Wahrscheinlich haben sich deswegen die beiden Chefs Süssli und Dussey auch gleich selber vorzeitig aus dem Verkehr gezogen. Im Armee-Jargon heisst das: prophylaktische Selbst-Assassination als Kündigungsschutz. Oder wie sagte schon der berühmte helvetische Heimatdichter Henri Guisan: Rücktritt ist immer noch die beste Verteidigung. Auch wenn sie durch die Geheimtür im Männer-WC führt. Abtreten!