Schweizer Bäuerinnen und Bauern stellen sich einer Herkulesaufgabe: Sie müssen ihre Umweltbilanz aufbessern. Also dafür sorgen, dass die Landwirtschaft weniger Schadstoffe produziert.
Damit dies gelingt, sollen über die Gülle nur so viele Nährstoffe in den Boden, wie dieser zu schlucken vermag. Damit Überschüsse an Phosphor oder Stickstoff beispielsweise nicht im Bach landen oder in die Luft entweichen.
Überdurchschnittlich hohe Schadstoffwerte weisen vor allem Regionen mit hohen Tierbeständen auf. Also etwa Luzern. Hier grunzt fast ein Drittel aller Schweizer Schweine. Und auch gut jedes zehnte Rind schweizweit lebt in diesem Kanton.
Agroscope – das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung – nimmt seit einem Jahr 26 Luzerner Höfe unter die Lupe. Jetzt liegt die erste Auswertung vor. Das Fazit? Positiv.
Tierfutter: Ist drin, was draufsteht?
Agroscope analysiert zum einen das Tierfutter. Salopp gesagt schauen die Forscherinnen und Forscher, ob das, was die Tiere fressen, mit den Werten übereinstimmt, die Futtermühlen liefern. Das Resultat: ein Volltreffer. Dieses Wissen hilft dem Bauern, beispielsweise eine gewisse Milchleistung zu erzielen.
«Der Landwirt möchte seine Tiere optimal füttern», sagt Thomas Steinsberger, der wissenschaftliche Projektleiter der Versuchsstation. «Er braucht die Information, wie viele Nährstoffe sein Futter hat, um seine Tiere nicht zu überfüttern und damit von Anfang an zu viele Nährstoffe ins System zu bringen.»
Spezialgerät scannt Gülle
Nebst dem Futter knöpft sich Agroscope auch die Gülle vor. Das Wissenschaftsteam pumpt sie dafür durch ein spezielles Gerät, das sogenannte Nahinfrarotspektrometer. Der Bauer erfährt in Echtzeit, wie viel Stickstoff oder Phosphor in seiner Gülle steckt.
«Weiss der Landwirt, was er effektiv drin hat, kann er auch einschätzen, wie viel Gülle er aufs Feld bringen soll», sagt Corinne Boss, Geschäftsleitungsmitglied von Agroscope. Und Steinsberger ergänzt: «Wenn ein Landwirt weiss, dass seine Kulturen einen bestimmten Bedarf an Stickstoff haben, will er diesen mit seinem Hofdünger decken.» Und nicht mit zugekauftem Mineraldünger.
Forschungsteam spürt Wissensdrang der Bauern
Das spezielle Gülle-Messgerät steht aktuell auf dem Hof von Markus Gisler in Gunzwil. Ein 18-Hektaren-Betrieb mit knapp 40 Kühen und rund 300 Mastschweinen.
«Anfänglich habe ich vor allem aus Gwunder zugesagt», sagt Gisler. «Mittlerweile geht es mir vor allem um die Zielkontrolle.»
Bei der Schweinemast setze er neu drei Futtermittel ein. Das wirke sich auf den Hofdünger aus, wie Proben alle sechs Wochen zeigen. Weiter hat Gisler sein Güllesilo decken lassen, damit weniger Ammoniak in die Luft entweicht. Auch dies wollen die Forschenden mit Messungen nachweisen.
Es sei spannend zu sehen, was in der Gülle drin stecke, meint Bauer Gisler. Dies sei auch der Tenor der übrigen Teilnehmenden, sagt Corinne Boss von Agroscope. «Die Landwirte haben ein grosses Interesse, sich weiterzuentwickeln.» Es sei sehr wichtig, Bäuerinnen und Bauern in die Wissenschaft miteinzubeziehen. «Damit das Verständnis da ist, etwas zu verändern. Und sie Verbesserungen 1:1 auf ihren Feldern sehen.»
Das Forschungsprojekt startet nun ins zweite, letzte Jahr. Skepsis spüre sie nicht, sagt Boss. «Unser Ziel ist es, von den Betrieben wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu haben und nicht Politik zu machen.»