- Die Berner Spitalgruppe Insel ist im ersten Halbjahr 2024 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht.
- Der Halbjahresverlust verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreswert von 34.4 Millionen Franken auf 68.7 Millionen Franken.
Mit dem neuen Hauptgebäude des Berner Inselspitals, einem neuen Klinikinformationssystem und der Schliessung der Spitäler Bern-Tiefenau und Münsingen hat die Inselgruppe jüngst verschiedene Grossprojekte gestemmt – mit entsprechenden personellen und finanziellen Belastungen.
Gemäss einer Mitteilung vom Dienstag hat sich im ersten Halbjahr 2024 auch das Betriebsergebnis vor Abschreibungen verschlechtert: Belief sich der EBITDA Mitte 2023 noch auf 10.9 Millionen Franken, so betrug er nun -6.9 Millionen Franken.
13 Millionen mehr für Löhne
Der Betriebsertrag sank im ersten Halbjahr 2024 um 51.7 Millionen Franken (-5.6 Prozent). Der Betriebsaufwand vor Abschreibungen nahm um 33.9 Millionen Franken ab (-3.7 Prozent).
Lohnmassnahmen hätten gleichzeitig den Personalaufwand um rund 13 Millionen Franken vergrössert, teilte die Inselgruppe mit. Im Fokus stand das Pflegepersonal im Schichtbetrieb, wie die Spitalgruppe in ihrer Mitteilung schreibt.
Die Abschreibungen stiegen nach der Inbetriebnahme des neuen Hauptgebäudes und der laufenden Digitalisierung um 13.9 Millionen Franken an (+29,6 Prozent). Die Finanzverbindlichkeiten nahmen um 162.5 Millionen Franken zu.
Grossprojekte sollen sich nun auszahlen
In nächster Zeit will die Spitalgruppe laut Mitteilung das Potenzial der gestemmten Grossprojekte ausschöpfen. Entsprechende finanzielle Verbesserungen stünden nun im Mittelpunkt.
Nach der Trennung von Insel-Direktionspräsident Uwe E. Jocham im Mai steht die Inselgruppe unter einer Übergangsführung von Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver und alt Universitätsrektor Christian Leumann.
Ihre Aufgabe sei es, die finanzielle Gesundung des Unternehmens voranzutreiben und die in die Kritik geratene Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. Für beide Themenfelder wurden Mitte 2024 Massnahmen eingeleitet.
Spitäler unter finanziellem Druck
Spitäler in der ganzen Schweiz stehen derzeit finanziell unter Druck. Gründe sind etwa zu tiefe Tarife, Teuerung, Fachkräftemangel oder grosse Bauprojekte. In jüngster Zeit schreiben die Spitäler aber nicht nur Verluste, es fehlt auch an Liquidität. Prominentestes Beispiel im Kanton Bern sind die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD).
Im Juni hat das Berner Kantonsparlament einen 100 Millionen Franken teuren Rettungsschirm für die Spitäler aufgespannt. Das Geld soll der Liquiditätssicherung dienen.