«Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, dass es das letzte Mal ist», sagt Albert Rösti an der Gemeindeversammlung in Uetendorf bei Thun. Seit acht Jahren ist er Präsident der Gemeinde. «Es sind wenig Tage, die bleiben», sagt Rösti mit Blick auf die Bundesratswahl, «trotzdem habe ich das Gefühl, es ist eine lange Zeit».
Am 7. Dezember entscheidet die Bundesversammlung, wer das Rennen um den frei werdenden Bundesratssitz von Ueli Maurer macht. Röstis direkter Konkurrent auf dem SVP-Ticket ist der Rechtsprofessor Hans-Ueli Vogt.
Rösti ist seit Jahren eine feste Grösse in der SVP. 2011 schafft er den Sprung in den Nationalrat, vier Jahre später leitet er erfolgreich den SVP-Wahlkampf, verpasst selber aber die Wahl in den Ständerat. 2016 kommt er als Parteipräsident an die Spitze der SVP Schweiz, 2020 gibt er das Amt wieder ab.
Rösti ist auch vielfacher Verbandsfunktionär. Laut einer Zählung der Organisation Lobbywatch hat er 19 Mandate inne, davon 16 bezahlte. Seine vielen Ämter sieht Rösti nicht als Makel.
«Letztlich hat man in einem Milizparlament Verbandstätigkeit. Das gehört zu unserem System», sagt er. Als Bundesrat würde er alle Interessenvertretungen abgeben.
Rösti ist derzeit noch Präsident von Auto Schweiz oder des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbands. Thematisch passen die Mandate gut zum Verkehrs- und Energiedepartement, dem Uvek. Doch welchen Posten er im Bundesrat übernehmen wollen würde, lässt er offen.
Vor seiner Kandidatur habe er sich überlegt, ob er in der Lage wäre, jedes Departement zu übernehmen. «Ich würde mich über jedes Departement freuen», sagt Rösti. Er würde die Bundesratssitzung nach der Ämtervergabe nicht enttäuscht verlassen.
Rösti schätzt Kollegialitätsprinzip
Der Berner gilt als freundlich, nett und kompromissbereit. Ein Image, das nicht so recht zum Stil der SVP passen mag, gegen das er sich aber auch nicht wehrt. «Das ist eine Art, die mir viele Türen geöffnet hat», sagt Rösti. Mit einer «konzilianten Art» erreiche man schneller Resultate und überzeuge die Leute, glaubt er.
Auch das Kollegialitätsprinzip im Bundesrat wäre Rösti wichtig. Sehr konsequent für eine Meinung zu kämpfen, aber wenn Entscheid gefällt werde, den einheitlich nach aussen zu vertreten; «Das erachte ich als Vorteil, weil man so eine Behörde nicht auseinanderdividieren kann.»
Zurück zur Gemeindeversammlung in Uetendorf: Beim Bad in der Menge stösst Rösti auf das an, was kommen möge. Die Leute wünschen im viel Glück bei der Wahl. Rösti sagt: «Wir nehmen es, wie es kommt.» Seine Chancen seien 50:50.