Die Statistiker der grössten Krankenkasse der Schweiz, der CSS, haben untersucht, wie sich die Kosten pro Kopf ihrer anderthalb Millionen Versicherten zwischen 2012 und 2021 entwickelt haben.
CSS: neue Medikamente treiben Kosten
Sie suchten auch nach den Gründen für den Kostenanstieg, der innert der zehn Jahre 579 Franken pro Kopf und Jahr betrug. Sie fanden heraus: 180 Franken davon gehen auf das Konto neu zugelassener Medikamente. Das entspricht einem Drittel des gesamten Kostenwachstums.
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Teurer wurden demnach Medikamente auf Rezept, die in Arztpraxen abgegeben oder in Apotheken gekauft werden und die seit 2012 von der Grundversicherung übernommen werden.
Sehr teure Medikamente für seltene Krankheiten sind dabei nicht inbegriffen. Berücksichtigt wurden also neue rezeptpflichtige Medikamente für die breite Masse.
Die Daten der CSS lassen auch nicht vermuten, dass die Leute häufiger Medikamente nähmen. Oder dass sie kränker wären als vor zehn Jahren. Es stellt sich also die Frage, ob neu zugelassene Medikamente generell zu teuer sind.
Branchenverband wehrt sich
Das verneint René Buholzer, Geschäftsführer beim Branchenverband Interpharma. «Wir sehen diesen Effekt nicht – laut dem Index der Konsumentenpreise sind die Medikamentenpreise kontinuierlich gesunken», sagt er. Man stütze sich dabei auf Daten des Bundesamts für Statistik.
Auch sei der Anteil der Medikamente an den Gesamtkosten des Gesundheitswesens konstant bei 11.8 Prozent, so Buholzer. Deshalb: «Wir können die Schlussfolgerungen der CSS nicht bestätigen.» Wichtiger sind gemäss Interpharma die Alterung der Gesellschaft und die gestiegenen Ansprüche von uns allen.
Welche Rolle spielt die Demografie?
Auch die Statistiker der CSS stellen fest, dass die Alterung der Bevölkerung durchaus eine Rolle spiele. Allerdings sei der Faktor weniger wichtig als gemeinhin angenommen. Demnach mache die Alterung nur rund ein Siebtel des Kostenanstiegs pro Kopf aus.
Trotz Einspruch des Branchenverbands Interpharma kommt die Krankenkasse CSS aufgrund ihrer eigenen Versicherten also zum Schluss, dass die Medikamentenpreise beim Anstieg der Gesundheitskosten eine wesentlich bedeutendere Rolle spielen als die Alterung der Gesellschaft.