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Trotz Hilferuf Die Schweizer Frauenhäuser sind weiter am Anschlag

Gewaltbetroffene finden Zuflucht in Frauenhäusern. Aber dort gibt es zu wenig Schutzplätze. Auch Bund und Kantone sehen Handlungsbedarf.

«Wir sind am Limit»: Die Dachorganisation der Frauenhäuser in der Schweiz hat vor einem halben Jahr Alarm geschlagen. Es gebe zu wenig Platz und auch zu wenig Schutzplätze für Gewaltbetroffene. Inzwischen haben Bund und Kantone eine Analyse vorgelegt. Auch diese kommt zum Schluss: Es reicht nicht.

Nachdem die Dachorganisation der Frauenhäuser schnelles Handeln von den Behörden verlangt hat, weil die Mehrheit der Schutzunterkünfte vollbelegt war, stellt die Co-Leiterin Blerthë Berisha kurz und knapp fest: «Für uns hat sich nicht viel verändert in der Zeit.» Die Situation sei nach wie vor angespannt, die Anfragen von gewaltbetroffenen Frauen – teils mit Kindern – sei ungebrochen.

Wöchentliche Femizide

Das Jahr hat mit wöchentlichen Femiziden begonnen, so Berisha. Acht waren es in der zweiten Februar-Hälfte. Erschreckend sei das – ein Signal für die zuständigen Stellen auf Ebene Bund und Kantone. Doch Co-Leiterin Berisha räumt ein, beim aktuell knappen Wohnraum liessen sich nur schwer zusätzliche Plätze finden.

Sie fordert: «Die Frauenhäuser brauchen finanzielle Mittel und zusätzliche Plätze für Frauen und deren Kinder. Zudem müssen die Schutzplätze für verschiedene Schutzbedürfnisse zugänglich sein.»

Als positiv nennt Berisha die Studie von Bund und Kantonen zur Situation von Schutz- und Notunterkünften für Gewaltbetroffene. Es sei eine gute Grundlage und stärke die Position der Frauenhäuser.

Es gibt in allen Regionen einen Mangel an spezifischen Plätzen.
Autor: Gaby Szöllosy Generalsekretärin der SODK

Bei der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren (SODK) sagt Generalsekretärin Gaby Szöllosy zur Studie: «Sie zeigt, dass es in allen Regionen einen Mangel an spezifischen Plätzen gibt, zum Beispiel für LGBTI-Personen, junge Frauen und Männer oder auch Menschen mit Behinderung.»

Es fehlt an vielem

Komme dazu, dass es an Anschlusslösungen wie Möglichkeiten zum betreuten und begleiteten Wohnen fehle, so Szöllosy. Derzeit arbeite eine Fachgruppe an Vorschlägen zum weiteren Vorgehen. Möglich sei etwa eine überregionale Planung, dass also Regionen zusammenspannen und nicht jeder Kanton auf seinem Gebiet die verschiedenen Schutzangebote anbieten müsse.

Zudem sind immer wieder die finanziellen Mittel Thema, bestätigt Szölloszy: «Wir haben Signale, dass sich viele Kantone eine sichere gesetzliche Basis wünschen, um in ihren eigenen Budgetprozessen die nötigen Mittel für Schutzunterkünfte sprechen zu können. Das reicht aber natürlich nicht.» Es brauche weiterhin Informationen und die Sensibilisierung gegen häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt.

Heute Morgen, 07.03.2025, 6 Uhr

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