Tragbare Situation trotz steigender Fallzahlen: Momentan drängten sich noch keine zusätzlichen Massnahmen auf, sagte Gesundheitsminister Alain Berset heute vor den Medien. Die aktuell steigenden Corona-Fallzahlen würden aber genau verfolgt. Hoffnung mache, dass sich derzeit vor allem Kinder und Jugendliche ansteckten, deren Krankheitsverlauf oft weniger schwerwiegend ist. Die Hospitalisierungen steigen zwar auch an, jedoch deutlich langsamer.
Wir stehen am Anfang einer Bewährungsprobe.
Die Situation in den Spitälern sei aktuell tragbar, meinte auch Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz. Es werde sich in den kommenden Wochen zeigen, ob die Impfquote und der Massnahmenmix ausreichten, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. «Wir stehen am Anfang einer Bewährungsprobe.» Jedoch seien die Kantone gebeten, die Spitalkapazitäten auszubauen. Das Ziel bleibe weiterhin, die Spitäler vor einer Überlastung zu bewahren.
Moderater Erfolg der Impfwoche: Die Kantone hätten viel Arbeit in die nationale Impfwoche gesteckt. Trotz moderatem Erfolg sei es gelungen, das Thema Impfung und Impfentscheid durch die Impfwoche stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, so Engelberger. Denn die Erstimpfungen seien am wichtigsten im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus. Nach jetzigem Stand seien noch zu viele Menschen nicht immun, was sich ändern müsse, betonte Berset. Die Impfung schütze zu 90 Prozent vor schweren Verläufen, das sei enorm viel.
Debatte um Booster-Impfung: Ab 65-jährige Personen sowie Risikogruppen sollten sich ab sofort um einen Termin für die Auffrischungsimpfung bemühen. Denn nach sechs Monaten sinke der Impfschutz von 90 auf 50 Prozent. Die dritte Impfung käme für die jüngere Bevölkerung infrage, sobald die über 65-Jährigen und vulnerablen Personen ihren Impfschutz aufgefrischt haben, so Berset.
Vorerst keine zusätzlichen Massnahmen: Einige Journalisten konnten nicht nachvollziehen, weshalb der Bundesrat keine Verschärfungen beschlossen hat. Der Bundesrat wich auf die Fragen aus, welche nächsten Schritte möglich seien, und antwortete: «Das sehen wir dann, wenn die Probleme da sind.» Auf die Frage, was gegen eine Verdopplung der Fallzahlen in zwei Wochen spreche, meinte Berset: «Wir hoffen, dass unsere Massnahmen ausreichen, um die Situation zu kontrollieren.» Es gebe in der Schweiz zudem eine gewisse Skepsis gegenüber schärferen Massnahmen.
Wir hoffen, dass unsere Massnahmen ausreichen, um die Situation zu kontrollieren.
Ausweitung auf 3G denkbar: Eine Ausweitung der 3G-Regel käme etwa beim Schutzdispositiv von Spitälern, Heimen und Schulen infrage. «In der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen gibt es eine besondere Dynamik bei den Ansteckungen, da müssen wir uns wappnen», so Engelberger.
Keine 2G-Regel in der Schweiz: Derzeit sei es kein Thema, nur noch Geimpften und Genesenen ein Covid-Zertifikat auszustellen oder Zutritt zu bestimmten Einrichtungen zu gewähren. «Einen Systemwechsel zu 2G haben wir nicht diskutiert und möchten wir derzeit auch nicht», so Engelberger. Bei einer Verschlechterung der Corona-Lage müsse man schauen, dass innerhalb der 3G-Regel Verschärfungen vorgenommen würden.
Homeoffice könnte zurückkommen: Bei einer Verschlechterung der epidemiologischen Lage könnte die Homeoffice-Pflicht wieder ein Thema werden, sagte Berset. Allerdings sei die jetzige Ausgangslage mit der Immunität der Impfung neu, sodass auch andere Massnahmen wie zuvor getroffen werden könnten.
Vergleich mit Nachbarländern: Zwar sei die Entwicklung in der Schweiz mit jener in Deutschland vergleichbar. Jedoch nicht in Bezug darauf, wie die Massnahmen funktionierten – denn die Umsetzung in den Kantonen funktioniere gut, so Berset. Der Bundesrat möchte Schliessungen vermeiden und hofft, dass die jetzigen Schutzmassnahmen ausreichend sind.