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Flyer-Chef: «Wir waren im letzten ausverkauft und das zeigt sich auch für das Jahr 2021»
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 03.03.2021. Bild: Marielle Gygax/SRF
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Veloboom wegen Corona Der Schweiz gehen die Velos aus

In der Coronazeit ist die Nachfrage nach Velos stark gestiegen. E-Bike-Hersteller Flyer baut die Produktion aus.

Im Akkord wird in der Flyer-Fabrik in Huttwil BE ein E-Bike nach dem anderen zusammengebaut. Die Produktion läuft auf Hochtouren, denn die Nachfrage ist gross. «Nicht wegen, sondern dank Corona gehen die Fahrrad-Branche und auch wir als Gewinner dieser ganzen Geschichte hervor», sagt der Geschäftsführer der Velofabrik Flyer, Andreas Kessler.

Velofabrik Flyer
Legende: Sie bleiben nicht lange im Laden – die E-Bikes sind ausverkauft. Marielle Gygax/SRF

Innert kurzer Zeit hat er 100 zusätzliche Mitarbeitende eingestellt. Die 400 Angestellten arbeiten in zwei Schichten, produzieren von 06:00 bis 22:00 Uhr jeden Tag rund 400 Velos – 100 mehr als zuvor. Dafür wurde eine zweite Produktionsstrasse eingerichtet, im Frühling folgt eine dritte.

Im letzten Jahr seien sie ausverkauft gewesen, so Kessler. Dasselbe Bild zeichne sich in diesem Jahr ab. Innerhalb dieser zwei Jahre hat Flyer die Produktion um knapp 30 Prozent auf weit über 70'000 Velos gesteigert. Auch für 2022 seien die Auftragsbücher voll, teilweise sogar bis 2023.

Von dieser grossen Nachfrage berichten auch andere Hersteller und Händler.

Veloboom bei Händlern und Produzenten

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  • Scott als weltweit drittgrösster Veloproduzent mit Hauptsitz im freiburgischen Givisiez sagt auf Anfrage, sie hätten jedes Velo bereits verkauft – auch für 2022 schon. Bis zu 15 Prozent könne man im Schweizer Markt wachsen.
  • Der E-Bike-Hersteller Stromer aus Oberwangen hat die Verkäufe im letzten Jahr um 20 Prozent gesteigert und auch die Belegschaft von 69 auf 101 erhöht.
  • Veloproduzent Thömus aus Oberried spürt den Megatrend der E-Mountainbikes. Dieser sei neuerdings weltweit, weshalb sie mit Lieferengpässen kämpfen.
  • Auch beim Velohändler Drahtesel im Liebefeld bei Bern muss man auf gewisse Velos, die normalerweise eine Lieferfrist von sechs Wochen haben, bis Ende Dezember warten. Weil kaum neue verfügbar seien, würden sie mit Occasionvelos reagieren.
  • Der Velohänder Hadorn Velo in Wattenwil hat im letzten Jahr 50 Prozent mehr Velos verkauft: Diese Velos waren so gefragt, dass er sie quasi unausgepackt verkaufte.
  • Die Velo-Manufaktur bedovelo in Wohlen bei Bern spürt eine höhere Nachfrage bei E- und Rennvelos. Die Manufaktur hat aber nicht mehr oder weniger Aufträge wegen Corona. Wohl, weil hier individuelle Velos von Hand gebaut werden. Jeder Rahmen ist ein Einzelstück.

Dreimal längere Lieferzeiten

Die grosse Nachfrage auf der ganzen Welt führt aber zu Lieferengpässen. Zulieferer aus Asien können ihre Kapazitäten nur bedingt hochfahren. Dort kommen rund 90 Prozent aller Velos und Ersatzteile her. Auf gewisse Komponenten muss 18 statt 6 Monate gewartet werden. «Die Beschaffung war die grösste Herausforderung», sagt Kessler.

Zudem wurden die Containerfrachten deutlich teurer. «Früher hatten wir Frachtkosten von 2000 Dollar für einen 40-Fuss-Container. Heute sind es über 10'000», so Kessler. Diese Mehrkosten müssen auch die Kundinnen und Kunden mittragen – gewisse Velos wurden bereits teurer. Bei Flyer kostet das Velo im Durchschnitt 4000 Franken.

Velogeschäft läuft

In den nächsten Tagen veröffentlicht der Verband der Schweizer Fahrradlieferanten Velosuisse die Jahreszahlen 2020. Es sind eindrückliche Zahlen.

Annahmen, die letzten Sommer getätigt wurden, bestätigen sich. Rund 25 Prozent mehr E-Velos wurden 2020 im Vergleich zum Vorjahr verkauft. Das letzte Jahr sei tatsächlich speziell gewesen, sagt Geschäftsführer Martin Platter: «Die Zunahme bei den elektrisch betriebenen Velos geht nämlich nicht auf Kosten der normalen. Das heisst: Die Nutzergruppe wurde eindeutig grösser.»

Die Menschen schätzen die Unabhängigkeit, die ein Velo bietet. Deshalb sind viele auch bereit, mehr Geld zu investieren und teure Velos zu kaufen. Trotzdem ist gemäss Platter die Stimmung in der Branche nicht super. «Das Velogeschäft ist aufwändig, der Ansturm geht an die Substanz.» Zum Teil arbeiten die Leute in der Branche sechs oder sieben Tage, berichtet Martin Platter.

Auch gefragt: Occasionsvelo

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Da das Angebot nach neuen Velos eingeschränkt ist, steigt die Nachfrage nach Occasionsvelo. Das bestätigt Ciril Stebler, CEO der Verkaufsplattform Velocorner.ch aus Murten. «Da einzelne Modell ausverkauft sind, weichen die Leute auf ähnliche, ältere aus.»

Die Preise im Occasionsmarkt steigen. Das mache das Verkaufen älterer Velos interessanter, weshalb auch mehr Leute ihre alten Velos anbieten: «Die Leute überlegen sich eher, ob sie ihr altes verkaufen wollen.» Wobei «alt» relativ ist. Laut Ciril Stebler ist der Occasionsmarkt vor allem für Velos in Schwung gekommen, welche nur ein paar Jahre alt sind. Früher seien aber auch solche, fast neue Velos kaum verkauft worden. «Auch E-Bikes werden neuerdings als Occasionsmodelle eifrig gehandelt.»

Ist das Wachstum nachhaltig?

Im bernischen Huttwil möchte Flyer einen grossen Teil der temporären Angestellten behalten. «Das ist unser grosses Ziel», sagt CEO Andreas Kessler. Er geht nicht davon aus, dass der Markt in den nächsten sieben Jahren gesättigt sein wird. «Im letzten Jahr war jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike. Wir gehen davon aus, dass künftig jedes zweite ein E-Bike sein wird.» Wenn man die Kinder- und Rennvelos nicht mitzählt.

Dann wird der Markt wohl wieder um rund 10 Prozent wachsen.
Autor: Andreas Kessler CEO Flyer Huttwil

Flyer werde wohl auch 2023 um bis zu 20 Prozent wachsen. Danach werde es eine gewisse Normalisierung geben. «Dann wird der Markt wohl um rund 10 Prozent wachsen», so die Prognosen von Flyer-CEO Kessler. Dafür hätten sie mit dem geplanten Ausbau im Frühling genügend Kapazitäten. «Aber wir müssen uns schon jetzt überlegen, was in acht bis zehn Jahren ist.»

SRF1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 03.03.2021, 17:30 Uhr ; 

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