Darum geht es: Die fast 2000 Apotheken in der Schweiz wollen sich bei der Gesundheitsversorgung noch aktiver als bisher einbringen und Arztpraxen sowie Spitalnotfall als erste Anlaufstelle für Gesundheitsfragen entlasten. Dies geht aus dem Ausblick 2024 des Apothekenverbands Pharmasuisse hervor. Darin wird allerdings auch die grosse Sorge über zunehmend knappe Medikamente ausgedrückt. «In jeder Apotheke muss sich im Schnitt eine Person einen Tag pro Woche mit den fehlenden Wirkstoffen und Medikamenten beschäftigen», sagt Pharmasuisse-Präsidentin Martine Ruggli.
Es gibt Bemühungen, gewisse Wirkstoffe wieder in Europa herzustellen – die Schweiz muss davon auch profitieren können.
Ersatzmedikamente: Die Apothekerinnen und Apotheker versuchen, fehlende Medikamente im Ausland aufzutreiben, Alternativen für bestimmte Medikamente zu finden oder Wirkstoffe auch selber herzustellen. Dabei sei die enge Zusammenarbeit mit den Ärzten der Patientinnen wichtig, betont Ruggli. Entsprechend aufwendig ist diese Suche nach Alternativen. Eher wenig bringt offenbar die vor einem Jahr empfohlene kurzfristige Massnahme, wenn möglich nicht ganze Medikamentenpackungen abzugeben. «Das hat nicht sehr viel gebracht – bei relativ grossem Aufwand», bestätigt Ruggli.
Keine rasche Lösung: Der Medikamentenmangel ist weltweit ein Problem, deshalb gehen Experten nicht davon aus, dass sich die Verfügbarkeit bei den Medikamenten rasch verbessern wird. Trotzdem sei es wichtig, Massnahmen auf allen Ebenen zu ergreifen, betont die Pharmasuisse-Präsidentin: Zusammenarbeit mit anderen Ländern, Unterstützung von Wirkstoffherstellern in der Schweiz und in Europa, vereinfachte Importe sowie die Möglichkeit für Apotheken, gewisse Wirkstoffe selber herstellen zu können. «Es gibt Bemühungen, gewisse Wirkstoffe wieder in Europa herzustellen – die Schweiz muss davon auch profitieren können», fordert Ruggli.
Erste Anlaufstelle: Die Apotheken wollen sich als Anlaufstellen für einfachere Gesundheitsfragen nicht als Konkurrenz zu den Hausärzten verstehen. «Es gibt schlicht zu wenige Hausärztinnen», betont Ruggli. Und so könnten die Apotheken diese etwas entlasten. Apothekerinnen könnten einfache Behandlungen durchführen, Impfungen verabreichen oder bei Fällen, in denen doch ein Arzt konsultiert werden sollte, die Patientin an diesen weitervermitteln. Und: «Sogar rezeptpflichtige Medikamente können von der Apotheke abgegeben werden.» Der Nachteil: Die Medikamente müssen in diesem Fall selbst bezahlt werden, die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht.