Vergleich Allemann und Herzog - Die SP auf der Suche nach der idealen Bundesrätin
Die SP will ein Frauenticket für die Nachfolge von Bundesrätin Sommaruga. Wofür stehen die beiden Frauen, die ihre Kandidatur bereits eingereicht haben? Ein Überblick.
Wer will kandidieren? Bislang haben sich drei Kandidierende für den SP-Bundesratssitz beworben. Ständerat Daniel Jositsch gab sein Interesse als erster bekannt. Der Zürcher stellt sich gegen die Parteileitung, die ein Frauenticket plant. Diese Woche haben mit Eva Herzog und Evi Allemann zwei Frauen ihre Kandidatur verkündet, die als Favoritinnen gehandelt werden.
Wer für Sommarugas Nachfolge in Frage kommt
Wer ist Eva Herzog? Die Basler Ständerätin gilt als Kronfavoritin. Die 60-Jährige war von 2005 bis Anfang 2020 Regierungsrätin und stand dem Finanzdepartement vor. 15 Jahre war Herzog die prägende Figur in der Basler Regierung und bescherte dem einst hoch verschuldeten Stadtkanton satte Überschüsse. Seit Dezember 2019 ist sie Ständerätin.
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Eva Herzog: «Probleme schrecken mich nicht ab»
Aus News-Clip vom 10.11.2022.
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Wer ist Evi Allemann? Die Berner Regierungsrätin kann mit 44 Jahren bereits auf über zwei Jahrzehnte in der Politik zurückblicken. Die Juristin gehörte von 2003 bis 2018 dem Nationalrat an und war Präsidentin des VCS Schweiz und des Mieterverbandes Kanton Bern. 2018 wurde Allemann in den Berner Regierungsrat gewählt, wo sie der Direktion für Inneres und Justiz vorsteht.
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Evi Allemann: «Ich habe im Bundeshaus bereits ein Netzwerk»
Aus News-Clip vom 10.11.2022.
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Basel-Stadt und das Warten auf den Bundesrat
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Würde Eva Herzog Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga, wäre Basel-Stadt seit 1973 erstmals wieder und seit 1848 zum dritten Mal im Bundesrat vertreten. Letzter Baselstädter Bundesrat war der 1959 in die Landesregierung gewählte Sozialdemokrat Hans-Peter Tschudi. Der freisinnig-liberale Ernst Brenner war von 1897 bis 1911 Bundesrat.
Es ist fünf Jahrzehnte her, seit der Kanton Basel-Stadt letztmals einen Bundesrat stellte. Mit Herzogs Wahl würde die vernachlässigte Nordwestschweiz wieder einmal zum Zug kommen.
Wie unterscheidet sich ihre Politik? Herzog und Allemann verfügen über Regierungserfahrung auf Kantonalebene und haben im Parlament in Bern gearbeitet. Beide gehören dem pragmatischen Flügel der SP an, ihre Smart-Spider sind fast deckungsgleich. Herzog wird etwas stärker dem rechten Flügel der SP zugeordnet – auch, weil sie sich teils für bürgerliche Themen einsetzt wie die Unternehmenssteuerreform III. Im Ständerat arbeitet die Historikerin in der Finanzkommission, der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie der Wirtschaftskommission mit. Allemann hat sich im Nationalrat auf Umwelt- und Verkehrsthemen spezialisiert und sass in der sicherheitspolitischen Kommission.
Wer hat die besseren Wahlchancen? Im Grundsatz sind sowohl Herzog als auch Allemann für die Bundesversammlung wählbar. «Beide bringen das nötige Rüstzeug mit und haben ein breites Portfolio. Doch Eva Herzog verfügt über viel mehr Regierungserfahrung als Evi Allemann», sagt Politologin Sarah Bütikofer. «Herzog ist die idealtypische Kandidatin für ein Exekutivamt. Demgegenüber steht Allemann mit ihren 44 Jahren für eine andere Generation.» Dem stimmt SRF-Bundeshausredaktorin Nathalie Christen zu: «Gesetzt ist aus meiner Sicht Herzog, wegen ihrer grossen Erfahrung und weil sie zurzeit im eidgenössischen Parlament sitzt. Aber auch die Chancen von Allemann stehen gut.»
Novum: Eine Mutter mit jungen Kindern als Bundesrätin
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Sollte Evi Allemann die Wahl zur Bundesrätin schaffen, würde mit ihr erstmals eine Mutter mit jungen Kindern in die Landesregierung einziehen. Die Bernerin hat zwei Kinder im Alter von elf und sieben Jahren. Eine Eigenschaft, die sich die SP-Parteileitung für eine Kandidatin wünscht. Allemann ist überzeugt, dass sich das Familienleben auch mit dem Amt als Bundesrätin vereinbaren lässt: «Sonst hätte ich nicht Ja gesagt.» Laut Politologin Sarah Bütikofer hätte Allemann als junge Mutter in der Landesregierung Vorbildcharakter.
Die beiden Kinder von Eva Herzog sind bereits erwachsen. Die Baslerin betont, dass die Gesellschaft weiter gekommen sei in den letzten Jahren, was berufstätige Mütter mit schulpflichtigen Kindern angehe. «Als ich 2010 zum ersten Mal für den Bundesrat kandidiert habe, galten meine beiden Söhne eher als Hindernis. Heute ist das nicht mehr ein so grosses Thema. Denn natürlich lassen sich Kinder und ein Exekutivamt vereinbaren. Ich habe das als Regierungsrätin auch gemacht.»
Was bedeutet die Wahl für die SP? Laut Politologe Louis Perron ist die Bundesratswahl für die SP eine grosse Chance, als Partei zu wachsen. «Es wäre eine Chance, den moderaten Flügel wieder aufleben zu lassen. Dieser ist heute marginalisiert. Er würde der SP aber helfen, im Hinblick auf die Wahlen vom nächsten Jahr wieder mehr Leute anzusprechen.» Eine Volkspartei habe Erfolg, wenn es ihr gelinge, verschiedene Strömungen zu integrieren, so Perron. Dies würde eher für Jositsch oder Allemann sprechen. Sie sind Gründungsmitglieder der Reformplattform, welche die SP auf einen sozial-liberalen Kurs bringen will.
Wie geht es weiter? Die SP-Bundeshausfraktion will am 18. November entscheiden, ob sie Männer als Kandidaten zulässt. Am 26. November legt die SP die Namen auf dem Ticket fest. Bis dahin können sich weitere Kandidierende melden. Am 7. Dezember findet die Bundesratswahl statt.
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