Wer will kandidieren? Bislang haben sich drei Kandidierende für den SP-Bundesratssitz beworben. Ständerat Daniel Jositsch gab sein Interesse als erster bekannt. Der Zürcher stellt sich gegen die Parteileitung, die ein Frauenticket plant. Diese Woche haben mit Eva Herzog und Evi Allemann zwei Frauen ihre Kandidatur verkündet, die als Favoritinnen gehandelt werden.
Wer für Sommarugas Nachfolge in Frage kommt
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Bild 1 von 5Legende: Wer folgt auf Bundesrätin Simonetta Sommaruga? Die SP-Fraktion entscheidet am 26. November über das Bundesratsticket. Am 7. Dezember 2022 findet dann die Ersatzwahl für Bundesrätin Simonetta Sommaruga statt. KEYSTONE/Peter Schneider
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Bild 2 von 5Legende: Kandidatin: Eva Herzog Ganz vorne mit dabei für Sommarugas Nachfolge ist die Basler Ständerätin und frühere Regierungsrätin Eva Herzog. Seit 2019 im Ständerat, war sie zuvor 14 Jahre lang Basler Finanzdirektorin. «Ich möchte kandidieren», teilte Herzog vor den Medien mit. KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS
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Bild 3 von 5Legende: Kandidatin: Evi Allemann Evi Allemann ist Regierungsrätin im Kanton Bern und zuständig für Inneres und Justiz. Auch sie bewirbt sich um den SP-Bundesratssitz, wie die Bernerin in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen bekanntgab. KEYSTONE / Anthony Anex
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Bild 4 von 5Legende: Kandidatin: Elisabeth Baume-Schneider Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider war 13 Jahre lang im Kanton Jura Erziehungsdirektorin. Im Ständerat seit 2019, präsidiert sie die wichtige Umwelt- und Energiekommission. KEYSTONE / ALESSANDRO DELLA VALLE
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Bild 5 von 5Legende: Daniel Jositsch Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch hatte sich als erster ins Rennen gebracht. Die SP-Fraktion will jedoch nur eine Frauen-Kandidatur zulassen. Jositsch darf also nicht offiziell kandidieren und hat dies auch akzeptiert. Eine «wilde Kandidatur» ist also ausgeschlossen. KEYSTONE/Peter Klaunzer
Wer ist Eva Herzog? Die Basler Ständerätin gilt als Kronfavoritin. Die 60-Jährige war von 2005 bis Anfang 2020 Regierungsrätin und stand dem Finanzdepartement vor. 15 Jahre war Herzog die prägende Figur in der Basler Regierung und bescherte dem einst hoch verschuldeten Stadtkanton satte Überschüsse. Seit Dezember 2019 ist sie Ständerätin.
Wer ist Evi Allemann? Die Berner Regierungsrätin kann mit 44 Jahren bereits auf über zwei Jahrzehnte in der Politik zurückblicken. Die Juristin gehörte von 2003 bis 2018 dem Nationalrat an und war Präsidentin des VCS Schweiz und des Mieterverbandes Kanton Bern. 2018 wurde Allemann in den Berner Regierungsrat gewählt, wo sie der Direktion für Inneres und Justiz vorsteht.
Wie unterscheidet sich ihre Politik? Herzog und Allemann verfügen über Regierungserfahrung auf Kantonalebene und haben im Parlament in Bern gearbeitet. Beide gehören dem pragmatischen Flügel der SP an, ihre Smart-Spider sind fast deckungsgleich. Herzog wird etwas stärker dem rechten Flügel der SP zugeordnet – auch, weil sie sich teils für bürgerliche Themen einsetzt wie die Unternehmenssteuerreform III. Im Ständerat arbeitet die Historikerin in der Finanzkommission, der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie der Wirtschaftskommission mit. Allemann hat sich im Nationalrat auf Umwelt- und Verkehrsthemen spezialisiert und sass in der sicherheitspolitischen Kommission.
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Bild 1 von 2Legende: Evi Allemanns Smart-Spider anlässlich ihrer Wahl in die Berner Kantonsregierung im Jahr 2018. Smartvote
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Bild 2 von 2Legende: Eva Herzogs Smart-Spider anlässlich ihrer Wahl in den Ständerat Ende 2019. Smartvote
Wer hat die besseren Wahlchancen? Im Grundsatz sind sowohl Herzog als auch Allemann für die Bundesversammlung wählbar. «Beide bringen das nötige Rüstzeug mit und haben ein breites Portfolio. Doch Eva Herzog verfügt über viel mehr Regierungserfahrung als Evi Allemann», sagt Politologin Sarah Bütikofer. «Herzog ist die idealtypische Kandidatin für ein Exekutivamt. Demgegenüber steht Allemann mit ihren 44 Jahren für eine andere Generation.» Dem stimmt SRF-Bundeshausredaktorin Nathalie Christen zu: «Gesetzt ist aus meiner Sicht Herzog, wegen ihrer grossen Erfahrung und weil sie zurzeit im eidgenössischen Parlament sitzt. Aber auch die Chancen von Allemann stehen gut.»
Was bedeutet die Wahl für die SP? Laut Politologe Louis Perron ist die Bundesratswahl für die SP eine grosse Chance, als Partei zu wachsen. «Es wäre eine Chance, den moderaten Flügel wieder aufleben zu lassen. Dieser ist heute marginalisiert. Er würde der SP aber helfen, im Hinblick auf die Wahlen vom nächsten Jahr wieder mehr Leute anzusprechen.» Eine Volkspartei habe Erfolg, wenn es ihr gelinge, verschiedene Strömungen zu integrieren, so Perron. Dies würde eher für Jositsch oder Allemann sprechen. Sie sind Gründungsmitglieder der Reformplattform, welche die SP auf einen sozial-liberalen Kurs bringen will.
Wie geht es weiter? Die SP-Bundeshausfraktion will am 18. November entscheiden, ob sie Männer als Kandidaten zulässt. Am 26. November legt die SP die Namen auf dem Ticket fest. Bis dahin können sich weitere Kandidierende melden. Am 7. Dezember findet die Bundesratswahl statt.