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Möglichst rasch viele schützen oder wenige möglichst gut?
Aus SRF 4 News aktuell vom 27.04.2021. Bild: Keystone
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Waadt impft alle ab 18 «65 Prozent weniger Infektionen nach der ersten Impfdosis»

Im Kanton Waadt können sich jetzt alle Personen über 18 Jahren für die Corona-Impfung anmelden. Der Kanton will so schnell wie möglich die vorhandenen Impfdosen verimpfen. Dabei garantiert er nicht auf sicher, dass die zweite Dosis, wenn Lieferungen ausbleiben, im vorgeschriebenen Zeitfenster gegeben werden kann. Wie riskant ist das? SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel hat Antworten.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

SRF News: Mehr Menschen einmal impfen, dafür allenfalls länger auf die Zweitimpfung warten. Ist da der Nutzen grösser oder das Risiko?

Katrin Zöfel: Es ist etwas, das man in grösserem Ausmass beispielsweise in Grossbritannien macht. London beschloss Ende 2020, möglichst vielen Menschen die erste Dosis zu geben, den Zeitraum bis zur zweiten Dosis auf drei Monate auszudehnen – und kaum oder keine Reserven für die zweite Dosis zurückzuhalten. Dies nicht zuletzt, weil in Grossbritannien zu dem Zeitpunkt die Fallzahlen massiv stiegen. Diese Dynamik wollte man brechen.

Die Idee: Wenn man schnell viele Menschen ziemlich gut schützt, bewirkt das insgesamt mehr, als wenn man weniger Menschen sehr gut schützt.

Die Entscheidung für die britische Impfstrategie Ende 2020 war mutig.

Hat diese Strategie funktioniert?

Jedenfalls sind die Infektionszahlen in Grossbritannien stark gesunken. Ob das mehr an dieser Impfstrategie oder mehr an den anderen Massnahmen liegt, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass dort inzwischen etwa jede zweite Person mindestens eine erste Impfung erhalten hat.

Die Entscheidung für diese Impfstrategie Ende 2020 war mutig, denn damals gab es noch wenig Daten dazu, wie gut und wie lang die erste Dosis schützen würde. Es gab nur Erfahrungswerte von anderen Impfstoffen gegen andere Krankheitserreger. Da wusste man, dass die erste Dosis oft schon einen guten Schutz ergibt, und dass es oft sogar eher nützt als schadet, wenn man die zweite Dosis später gibt.

Für ältere Menschen ist die zweite Dosis offenbar relevanter als für jüngere.

Gibt es inzwischen mehr Klarheit?

Inzwischen gibt es mehr Daten. So gingen die Infektionen laut einer relativ grossen Beobachtungsstudie, die letzte Woche veröffentlicht wurde, nach der ersten Impfdosis um 65 Prozent zurück.

Mit dieser Strategie müssen manche Menschen bis zu zwei Monate lang auf die Zweitimpfung warten. Wie lange hält der Schutz der ersten Impfdosis an?

Auch dazu gibt es eine neue, relativ grosse Studie aus Grossbritannien. Demnach war die Immunantwort, gemessen an den Antikörpern im Blut, nach der ersten Dosis schon stark. Auch zehn Wochen nach der ersten Dosis waren die Antikörper noch auf einem guten Niveau. Das wären sechs Wochen mehr als das zurzeit angepeilte Impfintervall von vier Wochen. Was in der Studie allerdings auffiel, ist, dass für ältere Menschen offenbar die zweite Dosis relevanter ist, als für jüngere, um einen guten Impfschutz zu erreichen.

Ist es gesamtgesellschaftlich also besser, schon mal möglichst viele Menschen ein erstes Mal zu impfen – so wie es der Kanton Waadt jetzt macht?

Es gibt Argumente dafür und dagegen. Im Grunde ist es aber weniger eine wissenschaftliche als vielmehr eine gesellschaftliche Abwägung. Was ist wichtiger: Schnell viele zu schützen, dafür vielleicht nicht perfekt, oder lieber erstmal nicht ganz so viele zu schützen, dafür möglichst gut.

Das Gespräch führte Rino Curti.

SRF 4 News, 27.04.2021, 11.10 Uhr ; 

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