Für Frédéric Delachaux war es der erste Winter ohne Bergbahnen und ohne Skilifte. Schnee gibt es in Château-d'Oex, auf 1000 Meter über Meer, zwar noch. Aber es ist zu wenig für ein Skigebiet.
Der 37-Jährige ist hier aufgewachsen und sehr verbunden mit seiner Heimat. «Es ist ein kleines Paradies.» Die Umgebung ist wie aus dem Bilderbuch: Wiesen und Wälder, sanfte grüne Hügel und schroffe, felsige Berge. Das Dorfbild idyllisch: Holzchalets mit Schindeldächern, Steinhäuser im alten Dorfkern.
Das Aus für die Bergbahnen
Erschüttert wurde diese Idylle, als die Gemeindeexekutive beschloss, die Bergbahnen nicht mehr zu subventionieren. Zu unsicher war die Schneesituation und Kunstschnee keine Option. Das bedeutete das Aus für den Schneesport in Château-d’Oex.
Frédéric Delachaux zeigt auf die Gondelbahn, die seit letztem Winter stillsteht: «Es war ein Schock, als ich erfahren habe, dass der Betrieb eingestellt wird.» Der Entscheid habe ihn schwer getroffen: «Hier vor der Haustüre habe ich gelernt, Ski zu fahren. Auf denselben Hügeln wie die Abfahrtsolympiasiegerin von 1956, Madeleine Chamot-Berthod.»
Die Einnahmen aus dem Skitourismus fehlen
Beruflich bedeutet der Entscheid: umdenken. «Sein» Château-d'Oex ist kein Familien-Skiort mehr. Nicht nur den Tourismusdirektor, alle im Dorf beschäftigt dies und gibt Anlass für eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Uni Lausanne: Auf einem Spaziergang erfährt man auf Tafeln Hintergründiges über den Klimawandel und die Folgen für Flora und Fauna, Land- und Alpwirtschaft sowie den Tourismus.
In der aktuellen Klimadiskussion ist die Bahn ein wichtiges Argument.
Eine Graphik zeigt zum Beispiel, dass es praktisch unmöglich ist, die finanziellen Einbussen aus dem fehlenden Skitourismus wettzumachen. Dies, obwohl Château-d'Oex nur ein kleines, vor allem bei Familien beliebtes Skigebiet war.
Den Gästen Alternativen bieten
Frédéric Delachaux will nun den Touristen eine umweltfreundliche Idee schmackhaft machen: In Château-d'Oex übernachten und mit der Montreux-Oberland-Bahn (MOB) in nahegelegene Ski-Gebiete wie Rougemont oder Gstaad fahren. Die Bahnfahrt ist im Skipass inbegriffen. Überhaupt sei die Bahn seit über 100 Jahren zentral für den Tourismus hier. Und: «In der aktuellen Klimadiskussion ist die Bahn ein wichtiges Argument.»
Eine intakte Bergwelt ist bei den Touristen mehr denn je gefragt.
Frédéric Delachaux ist überzeugt, dass Château-d'Oex auch ohne Bergbahnen in Zukunft an Anziehungskraft sogar gewinnt. Auch im Sommer: «Eine intakte Bergwelt ist bei den Touristen mehr denn je gefragt. Nicht nur wegen der frischen Luft und angenehmer Temperaturen, sondern auch wegen lokaler Produkte aus traditioneller Alpwirtschaft.» Dazu sei ein attraktives Rahmenprogramm mit Festivals und Ausstellungen unabdingbar. «Château-d'Oex ist bekannt für die Jahrhunderte alte Tradition des Scherenschnitts oder für das internationale Ballonfestival.»
Ein Zukunftsszenario
Auf einer kleinen Anhöhe bei der Kirche steht die letzte Tafel der Ausstellung «Climexpo». Sie zeigt wie Château-d'Oex im Jahr 2050 aussehen könnte: Es ist trockener, die Baumgrenze höher, die Wanderwege ganzjährig begehbar, auf den Gipfeln hat es weniger Schnee – auf den Hausdächern mehr Solarzellen.
Château-d'Oex wird auch ohne Skigebiet nachhaltig touristisch attraktiv sein.
«Ich bin nach Studium und ersten Berufserfahrungen aus Überzeugung als Tourismus- und nun auch Wirtschaftsförderungsdirektor hierher zurückgekehrt.» Frédéric Delachaux will beweisen, dass Château-d'Oex auch ohne Skigebiet nachhaltig touristisch attraktiv sein wird.