- Das Bistum Chur hat knapp zwei Jahre nach dem Rücktritt von Vitus Huonder einen neuen Bischof.
- Der 72-jährige Joseph Maria Bonnemain ist in der Kathedrale in Chur geweiht worden.
- Wegen der Corona-Einschränkungen nahmen zusammen mit den Mitwirkenden nur etwa 100 Personen an der Veranstaltung teil.
Bonnemain präsentierte sich in Worten und in der Symbolik als ein Bischof für alle. Auf seinen Wunsch hin prägten Frauen aus der Diözese weite Teile der feierlichen Zeremonie – mit Gebet, Lesung oder der Überbringung von Segnungswünschen.
Als Gäste hatte Bonnemain auch Randständige von der Zürcher Langstrasse in die Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt eingeladen: Prostituierte, Stricher und Flüchtlinge. Einladungen gingen zudem an Vertreter anderer Religionen.
Einheit und Vielfalt gleichzeitig
Anderen nicht mit Respekt zu begegnen, habe das Bistum krank gemacht, sagte das neue Oberhaupt. «Streben wir im Bistum die Einheit an und lassen die Vielfalt aufblühen», forderte er die Gläubigen auf.
Von den Pfarreien des Bistums verlangt der neue Bischof, stärker auf Menschen zuzugehen und diese auch aufzusuchen, etwa Bedürftige. Geh-hin-Kirche nennt er seine Vision eines «geheilten» Bistums Chur. Sein Bischofsmotto lautet in Anlehnung an Papst Franziskus: «Der Mensch ist der Weg der Kirche».
Viele erwarteten von Bonnemain, dass er Brücken baue im gespaltenen Bistum Chur, sagte der Kurienkardinal Kurt Koch. Er war aus Rom angereist, um Bonnemain zum Bischof zu weihen.
Es sei aber falsch, alle Erwartungen auf das Brückenbauen zu legen, warnte der Schweizer Kardinal. Die Mitglieder des Bistums müssten bereit sein, diese Brücken auch zu betreten und sich darauf die Hand zu reichen.
Pandemie-bedingt nur wenige Gäste
Wegen der Corona-Pandemie wurde der feierliche Anlass nur mit einer beschränkten Anzahl von geladenen Gästen durchgeführt. Zusammen mit den Mitwirkenden der Zeremonie waren nur etwa 100 Personen in der Kathedrale. Die Weihe des Bischofs wurde darum live im Internet übertragen, und dort von zahlreichen Gläubigen verfolgt.
An der Zeremonie wirkten Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz mit, die allem Anschein nach vollständig erschienen war. Aus der Diözese Chur nahmen Männer und Frauen teil, die im Bistum unterschiedlichste Funktionen wahrnehmen.