Weltsynode des Papstes - Bischof Gmür: «Die Mühlen mahlen langsam»
Das Treffen von Bischöfen und erstmals auch Laien und Frauen ist ohne konkrete Fortschritte in strittigen Fragen wie der Rolle der Frauen in der Kirche und Homosexualität zu Ende gegangen.
Ohne konkrete Fortschritte in Sachen Reformen ist in Rom das Treffen der katholischen Weltsynode mit einem Festgottesdienst im Petersdom zu Ende gegangen. Nach fast vier Wochen verabschiedeten die etwa 360 Bischöfe und katholischen Laien am Samstagabend eine gemeinsame Erklärung, die in strittigen Punkten allerdings eher vage blieb. Dazu gehört, wie die Rolle von Frauen in der Kirche aufgewertet wird und ob die Diskriminierung von Homosexuellen aufhören soll.
Mühsam ausgehandeltes Kompromisspapier
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Die 40-seitige Erklärung wurde zum Abschluss in allen Punkten mit Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen. Allerdings gab es auch bei dem mühsam ausgehandelten Kompromisspapier bei einer ganzen Reihe von Themen Gegenstimmen.
Der grösste Widerstand regte sich bei der Frage, ob Frauen künftig zum Diakonat zugelassen werden. Als Diakoninnen könnten sie Hochzeiten und Beerdigungen abhalten, aber keine Gottesdienste. Bei diesem Thema gab es 69 Gegenstimmen. Zwar heisst es in der Erklärung allgemein: «Es besteht dringender Bedarf, dass Frauen an Entscheidungsprozessen teilnehmen und verantwortungsvolle Aufgaben in Seelsorge und Dienst übernehmen.» Zum Diakonat gebe es aber «unterschiedliche Standpunkte». «Einige fürchten, dass dieser Wunsch Ausdruck einer gefährlichen anthropologischen Verwirrung ist und die Kirche damit dem Zeitgeist nachgäbe.» Die Frage, ob Frauen eines Tages auch Priesterinnen werden könnten, wurde nicht einmal erwähnt.
Auch die Formulierungen zum Thema Homosexualität blieben unkonkret. In der Erklärung hiess es nur, manche Fragen «wie diejenigen im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung» seien umstritten. Deshalb solle man sich Zeit nehmen, «ohne einfachen Urteilen nachzugeben». Die Abkürzung LGBT+ für verschiedenste sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten – für viele Kirchenmänner ein Reizbegriff – fehlt ganz. Was die vielen Missbrauchsskandale in der Kirche betrifft, betonte die Synode die Bedeutung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen sowie von Transparenz. Zudem müssten die Bischöfe gegebenenfalls Kontrolle von aussen akzeptieren.
Erstmals waren bei einer solchen Synode die Bischöfe nicht mehr unter sich. Weiterhin stellten sie die grosse Mehrheit, doch durften auch etwa 70 Nichtkleriker dabei sein, unter ihnen 54 Frauen. Dass sie gleichberechtigt mit den Bischöfen an runden Tischen zusammensassen und genau so viel Redezeit bekamen wie die männlichen Oberhirten, wurde von Beobachtern als eigentlichen Fortschritt des Treffens gewertet.
Schweizer Vertreterin einigermassen zufrieden
Die drei Schweizer Teilnehmenden waren Bischof Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz und Delegierter der Schweizer Bischöfe für die Synode, Helena Jeppesen-Spuhler, Vertreterin für den Kontinent Europa, und Claire Jonard, Expertin und Fazilitatorin der Synode.
Ich wäre natürlich froh gewesen, vor allem für die Kirche in der Schweiz, dass wir klarere Zeichen gehabt hätten.
Trotz der wenig konkreten Resultate zeigt sich Helena Jeppesen-Spuhler gegenüber SRF News einigermassen zufrieden: «Ich wäre natürlich froh gewesen, vor allem für die Kirche in der Schweiz, dass wir klarere Zeichen gehabt hätten.» Dies in der Frage der Diakonin oder des Zugangs zu allen Ämtern für die Frauen.«Aber was wir haben, ist nicht wenig.»
Das verabschiedete Dokument bezeichnet die Vertreterin für den Kontinent Europa dennoch als mutlos. «Aber die Versammlung war nicht mutlos in den Diskussionen.» Es sei schön gewesen, sehr starke Frauen und Männer, Kardinäle zu sehen, die sich für die Frauen und für Gleichberechtigung eingesetzt hätten.
Für mich ist es manchmal ein bisschen zu langsam, aber ich sehe, man will alle mitnehmen.
Auch Bischof Felix Gmür hatte sich vom Abschlussdokument mehr erhofft, wie er zu SRF News sagt. «Die Mühlen mahlen langsam.» Es gehe um zwischenmenschliche Beziehungen und Abläufe, wie man zu Entscheidungen kommt. «Und um hier etwas Gutes definieren oder ins Werk setzen zu können, ist es gut, wenn man sich kennt.» Das brauche Zeit. «Für mich ist es manchmal ein bisschen zu langsam, aber ich sehe, man will alle mitnehmen.»
Die Position der Schweiz
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Zum Abschluss der Bischofssynode in Rom plädiert die Schweiz für eine Dezentralisierung der Kirche. Sie spricht sich auch für eine stärkere Beteiligung und Einbeziehung aller aus und stellt die Themen Priesterzölibat und Frauenordination in den Vordergrund. Die Schweiz wünsche sich die Möglichkeit für die Ortskirchen, selbst über bestimmte Fragen zu entscheiden, schreibt die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) in einer Mitteilung. Das zum Abschluss der Synode veröffentlichte Dokument enthalte diese Forderungen. Es sei ein Zwischenbericht und diene als Arbeitsdokument für den Zeitraum bis zur nächsten und letzten Synodenversammlung.
«Vorwärts mit Freude!»
Die Weltsynode – offiziell die 16. Bischofssynode – gehört zu den grossen Reformvorhaben von Franziskus und soll im Oktober 2024 zum Abschluss gebracht werden. Dann wieder in Rom.
Das ist eine Synode
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Eine Synode hat in der katholischen Kirche prinzipiell nur die Funktion eines Beratungsgremiums für den Papst. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat dann wie ein absoluter Monarch die alleinige Entscheidungsbefugnis.
Das einzige Gremium, das die Kirche in grundlegenden Fragen verändern könnte, wäre ein Konzil, wie es zum letzten Mal in den 60er Jahren einberufen wurde.
Gerade über die Frage der Frauen in der Kirche müsse bis dahin noch einmal diskutiert und theologisch geforscht werden, ist Helena Jeppesen-Spuhler überzeugt: «Und nächstes Jahr dürfte wohl ein Entscheid anstehen.» Die Hoffnung der Reformer ruht nun darauf, dass es dann konkreter wird.
Papst Franziskus selbst beendete den Abschlussgottesdienst mit den Worten: «Vorwärts mit Freude!» Noch ist aber nicht klar, zu wie grossen Reformen der 86-Jährige selbst bereit ist.
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