- Apple muss seine Bezahltechnologie für Konkurrenten in Europa zugänglich machen.
- Die Schweizer Wettbewerbskommission rechnet damit, dass auch die Anbieter hierzulande davon profitieren.
- Das reicht der Konsumentenschützerin allerdings nicht.
Das Portemonnaie hervorkramen, Bargeld heraussuchen und Wechselgeld entgegennehmen: So sieht das Bezahlen an der Kasse immer seltener aus. Laut dem «Swiss Payment Monitor 2024» der ZHAW und der Universität St. Gallen wird heute jede vierte Zahlung mit Bargeld getätigt – vor fünf Jahren war es noch jede zweite. Dafür legt das mobile Bezahlen per Smartphone, Smartwatch oder Tablet zu: 2019 wurden erst 3 Prozent aller Zahlungen so abgewickelt, 2024 sind es schon 23 Prozent.
Der grosse Vorteil des mobilen Bezahlens: Es geht schnell – und könnte künftig sogar noch schneller werden. Denn der Tech-Konzern Apple öffnet den Zugang zum NFC-Chip seiner Geräte für andere Entwickler. NFC ist die Abkürzung für «Near Field Communication».
Öffnung nur für EWR – Kritik von Twint
Die Technologie ermöglicht die Übertragung von Daten zwischen Geräten, die sich nah beieinander befinden, zum Beispiel einem Smartphone und einem Zahlterminal. So kann schnell und ohne Eingabe eines PIN-Codes bezahlt werden. Apple-Nutzerinnen und -Nutzer können den Dienst über die Seitentaste am Gerät aktivieren.
Nun sichert der iPhone-Hersteller also auch anderen Entwicklern von mobilen Portemonnaies und Zahlungsdiensten kostenlosen Zugang zum NFC-Chip seiner Geräte zu. Die Öffnung gilt aber bislang nur für den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und damit nicht für die Schweiz.
Fehlende Konkurrenz führt zu höheren Gebühren und damit zu unattraktiveren Angeboten für die Kundschaft.
Schweizer Konkurrenten von Apple kritisieren das: «Apple-Nutzer in der Schweiz sollten die gleiche Freiheit wie der Rest Europas erhalten, ihren Zahlungsanbieter selbst zu wählen», schreibt ein Sprecher der Bezahl-App Twint auf Anfrage von SRF. Für einen fairen Wettbewerb beim Bezahlen seien die Öffnung von NFC-Schnittstelle und Seitentaste am iPhone für Drittanbieter eine zwingende Grundvoraussetzung.
Konsumentenschutz sieht Weko in der Pflicht
Die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) rechnet zwar damit, dass Apple hierzulande dieselben Regeln anwenden wird wie im europäischen Ausland, so wie es in der Vergangenheit jeweils der Fall gewesen sei.
Doch der Stiftung für Konsumentenschutz reicht das nicht. «Die Weko setzt auf das Prinzip Hoffnung, aber sie müsste in die Offensive gehen», findet Geschäftsleiterin Sara Stalder. Sie fordert mindestens ein klares Statement der Weko, in dem diese gleiche Regeln für Schweizer Anbieter verlangt. Dies würde weiteren Marktakteuren helfen, gute Zahlungsangebote zu lancieren und damit die Marktmacht der grossen Player zu brechen, so Stalder.
Grosser Platzhirsch ist in der Schweiz nicht Apple, sondern Twint (siehe Grafik). 64.5 Prozent der Transaktionen mit mobilen Geräten werden mit der Schweizer Bezahl-App abgewickelt. Dahinter folgt Apple Pay mit einem Marktanteil von 11 Prozent. Samsung Pay und Google Pay spielen mit Anteilen von 3.2 beziehungsweise 1.3 Prozent nur eine Nebenrolle. Neben Twint und Apple bräuchte es laut Konsumentenschützerin Stalder noch weitere starke Anbieter, um den Schweizer Markt aufzumischen.