Fast 61'000 Schweizer Franken für einen Bitcoin – diese Woche hat die Kryptowährung ein neues Allzeithoch erreicht. Seither hat der Bitcoin zwar wieder etwas an Wert verloren, der Aufwärtstrend wurde aber bestätigt. Auch andere Kryptowährungen haben langfristig weiter an Wert gewonnen. Fabian Schär, Krypto-Experte und Professor für Blockchain-Technologie an der Universität Basel, sagt, Euphorie sei fehl am Platz – es bleibe aber auf alle Fälle spannend.
SRF News: Warum hat der Bitcoin gerade jetzt ein neues Allzeithoch erreicht?
Fabian Schär: Es ist schwierig, fixe Gründe festzumachen. Es gibt aber einige Indizien – dazu gehört der Hype um die ETFs, die genehmigt wurden, und dass sich institutionelle Anleger mehr damit auseinandersetzen und im grossen Stil investieren. Zudem hat eine enorme Professionalisierung stattgefunden. Nicht zuletzt steht das sogenannte Bitcoin-Halving an. Das führt auch jeweils immer zu einer höheren Medienpräsenz.
Man sollte nicht allzu sehr einfach auf diese Zahl schauen, sondern sich wirklich mit der Technologie auseinandersetzen.
Wie überraschend ist die Kursentwicklung für Sie? Der Bitcoin und andere Kryptowährungen mussten noch vor kurzem tiefe Kurstaucher hinnehmen.
Für mich ist es nicht wahnsinnig überraschend. Spannend ist, dass der Hype, wenn der Kurs hochgeht, extrem gross ist. Wenn es heruntergeht, wird der Bitcoin aber totgesagt. Ich glaube, es wäre wichtig, dass man nicht zu euphorisch wird bei Hochpreisen, aber auch wenn es wieder heruntergeht, soll man nicht gleich alles verteufeln.
Zeigt der Aufwärtstrend vielleicht auch, wie akzeptiert Bitcoin mittlerweile als Investition ist? Oder bleibt er primär eine Spekulation?
Ich glaube, dass er mittlerweile doch einen gewissen Stellenwert hat als Diversifikationsinstrument. Die spannenden Charakteristika, die der Bitcoin hat, sind auch in der Welt der Finanzintermediäre angekommen. Nichtsdestotrotz möchte ich nochmals anmahnen, dass man nicht allzu sehr einfach auf diese Zahl schauen, sondern sich wirklich mit der Technologie auseinandersetzen soll.
Spannend ist vor allem, dass man ihn selbstständig verwahren kann, dass man auf niemanden grundsätzlich angewiesen ist, wenn man das nicht möchte, und dass er ein neutrales und unabhängiges Finanzinstrument darstellt.
Als eine neue Art von Anlageklasse könnte der Bitcoin durchaus langfristig interessant werden. Das ist aber noch ein weiter Weg.
Wie nützlich ist denn der Bitcoin mittlerweile in der realen Welt, also beispielsweise fürs Bezahlen?
Als Zahlungsmittel ist er nach wie vor wenig verbreitet – trotz einzelner Schlagzeilen. Aktuell kommt man mit dem Bitcoin als Zahlungsmittel nicht weit. Dies, obwohl er ursprünglich als eine Form des digitalen Bargelds vorgesehen war. Als eine neue Art von Anlageklasse könnte er aber durchaus langfristig interessant werden. Das ist aber noch ein weiter Weg – der Bitcoin hat noch eine sehr junge Geschichte und da kann auch alles passieren.
Kryptowährungen wie der Bitcoin haben nach wie vor sehr schwankende Kurse. Wird das auf absehbare Zeit auch so bleiben – oder werden die Kurse je länger, desto stabiler?
Ich gehe davon aus, dass die Volatilität bestehen bleibt. Es gibt eine fixe Menge von 21 Millionen Bitcoins, dann ist Schluss und es werden keine mehr geschaffen. Und: Die Nachfrage ist fluktuierend und zyklisch. Damit wird klar: Der Bitcoin wird keine Stabilität aufweisen können wie eine klassische Währung einer Zentralbank. Langfristig kann sich aber die Neutralität oder Unabhängigkeit durchaus positiv auswirken. Und da wird sich zeigen, ob der Bitcoin dann langfristig die Kaufkraft halten kann.
Das Gespräch führte Nico Bär.