Das Inflationsgespenst ist zurück. Auf zwei Jahre Corona-Pandemie folgte der Ukraine-Krieg. Die Folge? Die Preise für Benzin, Strom und Lebensmittel schiessen durch die Decke. Vielerorts sind diese gegenüber dem Vorjahr in fast zweistelligem Bereich gewachsen, jahrzehntealte Rekorde werden gebrochen. In Europa und den USA sehen sich die Regierungen zunehmend zum Handeln gezwungen. Dabei kommen unterschiedliche Mittel zum Einsatz. Eine Übersicht:
Schweiz
Die Preise stiegen hierzulande lange nicht so stark wie in anderen Ländern – bis jetzt. Im Mai verzeichnete das Bundesamt für Statistik bei den Konsumentenpreisen ein Plus von 2.9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wer in seinem Haus Heizöl verwendet, muss bereits bis zu 80 Prozent mehr berappen als im Vorjahr. Die Politik zeigt sich bislang noch zurückhaltend. Doch das könnte sich schon bald ändern. Die SP fordert Inflationsprämien für alle, und die SVP fordert eine Entlastung an der Zapfsäule.
Deutschland
Die Teuerung in unserem nördlichen Nachbarland ist happig: Im Mai stiegen die Konsumentenpreise im Vergleich zum Vorjahr um 8.7 Prozent. Auf die Waren des Alltagslebens umgerechnet waren es gar über 13 Prozent mehr als im Vormonat. Im Autoland Deutschland schmerzten vor allem die steigenden Benzinpreise.
Die Bundesregierung handelte und kündigte einen Tankrabatt an. Seit Anfang Juni sollten Autofahrerinnen und -fahrer so mit 17 respektive 35 Cent pro Liter Benzin und Diesel entlastet werden. Nur wenige Tage nach Einführung der staatlichen Entlastungsmassnahme stellt sich nun aber heraus, dass nur wenig davon bei den Konsumentinnen und Konsumenten ankommt. Es steht der Vorwurf im Raum, die Mineralölkonzerne hätten in die eigenen Taschen gewirtschaftet.
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Auch eine weitere Massnahme der Bundesregierung hat für Aufsehen gesorgt: Für neun Euro kann man seit Sommerbeginn in der ganzen Bundesrepublik im Öffentlichen Verkehr herumreisen – mit teils kuriosen Ergebnissen.
Frankreich
In vielen Ländern sind die steigenden Gaspreise Haupttreiber der Inflation. Frankreich treffen diese weniger stark. Das Land setzt nämlich im Gegensatz zu vielen weiterhin stark auf Atomstrom: Nirgendwo sonst in Europa stehen so viele AKWs. Trotzdem musste auch Paris bereits handeln und beispielsweise die Energiepreise deckeln. Zehn Milliarden hat der Staat diesbezüglich bereits ausgegeben, und auch der staatliche Energiekonzern EDF musste grosszügig finanziell unterstützt werden.
Auch beim Benzin steigen zurzeit die Preise. Wie Berlin hat auch Paris in diesem Bereich interveniert und auf den 1. April einen Tankrabatt von bis zu 18 Cent pro Liter eingeführt. Stattdessen hat Staatspräsident Emmanuel Macron Checks in der Höhe von 150 Euro an Sozialhilfebezüger angekündigt. Im kommenden Jahr könnten dann auch noch Lebensmittel-Checks hinzukommen.
Österreich
Auch in unserem östlichen Nachbarland wird das Leben immer teurer. Die Bundesregierung reagierte vor kurzem auf die steigenden Preise und verabschiedete ein Hilfspaket für die österreichische Wirtschaft. Über die kommenden Jahre will Wien insgesamt 28 Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen. Im Fokus stehen dabei Massnahmen, die die Folgen der Teuerung für die Bevölkerung lindern. So sollen etwa Bürgerinnen und Bürger, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, Einmalzahlungen erhalten.
Grossbritannien
Kaum ein Land in Europa ist so stark von der Inflation betroffen wie das Vereinigte Königreich. Seit 40 Jahren sind die Preise nicht mehr so stark gestiegen wie in den vergangenen Monaten. Grundnahrungsmittel wie Eier haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, der Strom gar verdreifacht. In der Volksseele brodelt es wegen der steigenden Preise. Die oppositionelle Labour-Partei fordert grosszügige Auszahlungen. Ende Mai mussten sich die konservativen Tories dem Druck beugen.
USA
Die starke Inflation von zwischen acht und neun Prozent ist derzeit das dominierende Thema in der US-amerikanischen Innenpolitik und führt zu starken politischen Verwerfungen. Die Biden-Administration steht in der Kritik, die Gefahr der Inflation unterschätzt zu haben. Der Präsident hat zwar Massnahmen versprochen, doch angesichts eines stark gespaltenen Kongresses dürften ihm die Hände gebunden sein. Vielmehr fällt die Aufgabe wohl auf die US-Notenbank Fed und deren Chef Jerome Powell zurück. Diese hat erstmals seit Jahren die Zinsen erhöht.