In Birr im Kanton Aargau ist seit einigen Tagen ein Kraftwerk einsatzbereit, um im Notfall Strom zu produzieren. Dann, wenn es in der Schweiz zu einem Engpass beim Strom kommen würde. Danach sieht es aktuell nicht aus. Auch die Wasserreserven in den Stauseen müssen wohl nicht angezapft werden.
Beide Beispiele zeigen, dass die Schweiz ohne grössere Probleme durch den Winter gekommen ist. Marianne Zünd, Mediensprecherin beim Bundesamt für Energie sagt es so: «Man hat wirklich sehr gut vorbereitet, aber die warme Witterung war entscheidend.» Wäre es ein langer, kalter Winter geworden, hätte es auch anders kommen können.
Man hat sehr gut vorbereitet, aber die warme Witterung war entscheidend.
Auch wenn Strom und Gas nicht ausgegangen sind, so haben die Unsicherheiten rund um die Energieversorgung doch einiges ausgelöst und verändert. So wurde in der Schweiz wie auch in ganz Europa deutlich weniger Gas verbraucht als in früheren Jahren.
Gasverbrauch mit Preisdruck deutlich gesunken
Wenn auch nicht ganz freiwillig, denn die rekordhohen Gaspreise hätten die Unternehmen gewissermassen zum Sparen gezwungen, so Zünd: «Beim Gas reagieren die Verbraucher sensibler, weil sie die Preiserhöhungen rasch mitbekommen. Speziell die Industrie, die viel Gas braucht, kann darauf reagieren.»
Das bestätigt Thomas Hegglin, Mediensprecher beim Verband der Schweizerischen Gasindustrie. Die Industrie habe einen grossen Effort geleistet, Produktionen teilweise heruntergefahren und so im Vergleich zu den Vorjahren grössere Gasmengen eingespart.
Die Industrie hat einen grossen Effort geleistet und konnte so grösser Gasmengen einsparen.
Konkret wurde 15 bis 40 Prozent weniger Gas verbraucht – je nach Monat. Unternehmen passten beispielsweise Produktionsprozesse an und liessen die Maschinen nur an vier statt fünf Tagen laufen. Andere reduzierten die Raumtemperatur in grossen Fabrikhallen oder stellten dank Zweistoffanlagen von Gas auf Öl um.
Stromsparziele klar verfehlt
Gleichzeitig zeigten die Wintermonate auch, dass Sparappelle vor allem beim Strom wenig bringen. Die Schweiz hatte sich hier dem EU-Ziel angeschlossen, den Verbrauch im Winter um zehn Prozent zu drosseln. Dieses wurde bei weitem verfehlt. Bestenfalls vier bis fünf Prozent dürften bis zum Ende der kalten Monate eingespart werden.
Zünd vom Bundesamt für Energie sagt dazu: «Beim Strom hat der Bund überhaupt keine Handhabe, Verbote oder Gebote zu erlassen, solange keine Mangellage herrscht. Einzig die Winterenergie-Spar-Initiative rief dazu auf, Strom wo immer möglich zu sparen.»
Effekt bei Haushalten relativ gering
Doch offensichtlich haben diese Aufrufe nur bedingt genützt, wie die nackten Zahlen zeigen: «Es schenkt halt mehr ein, wenn ein grosser Industriebetrieb eine ganze Produktionshalle stilllegt, als wenn hundert Haushalte ein paar Kilowattstunden einsparen. Trotzdem ist es wichtig, dass alle mitmachen», betont Zünd.
Kommt hinzu, dass die Strompreise vielerorts erst auf Jahresanfang angehoben wurden – und so erst ab Januar auch aus finanziellen Gründen zum Sparen animiert haben. Und so zeigt der vergangene Winter auch: Solange keine unmittelbare Mangellage droht und der Strom einigermassen bezahlbar bleibt, hält ein grosser Teil der Bevölkerung anscheinend an seinen Gewohnheiten fest.