Für Start-ups wird das Umfeld allgemein rauer, denn Geldgeber sind wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten weniger risikofreudig. Doch Geschäftsideen, die auf die Gesundheit von Frauen setzen, haben bei nächsten Finanzierungsrunden gute Chancen.
Von der Endometriose bis zur Menopause
Investorinnen und Investoren haben in den letzten Jahren dreimal so viel in den sogenannten FemTech-Bereich investiert. Die Anzahl Unternehmen hat sich verdoppelt. Der weltweite Umsatz wird mittlerweile auf 25 Milliarden Dollar geschätzt, in ein paar Jahren werden es gegen 50 Milliarden sein. Das erwartet die Strategieberaterin Boston Consulting Group (BCG).
70 Prozent der digitalen Gesundheitsanwendungen werden von Frauen verwendet.
«Der Markt ist sehr divers», erklärt Heike Dorninger, BCG-Partnerin und Expertin für den Gesundheitsbereich. «Es gibt entlang des Lebenszyklus einer Frau etwa 20 Geschäftssegmente, die sich anbieten für Lösungen.»
Dazu gehört zum Beispiel die Phase, in der Frauen schwanger werden wollen oder auch die Menopause. Zudem gibt es Krankheiten wie Endometriose, gegen die es kaum Therapien gibt.
Viele der neuen Geschäftsideen setzen an bei digitalen Lösungen – etwa Armbänder, Apps und Tracker, die Gesundheitsdaten messen.
Das ist kein Zufall: Frauen sind für digitale Lösungen besonders affin. «70 Prozent der digitalen Gesundheitsanwendungen werden von Frauen verwendet», sagt Heike Dorninger. Darum seien Frauen eine interessante Zielgruppe. Auch für Schweizer Start-ups.
Der Markt entdeckt die Gesundheit der Frau
Die Digitalisierung und der gesellschaftliche Wandel in der Forschung sind ein wichtiger Treiber für FemTech. «Unterschiede zwischen Frauen- und Männerkörpern wurden lange nicht beachtet», so Dorninger.
In klinischen Versuchen wurden Frauen sogar oftmals gar nicht berücksichtigt – aus Vorsicht, wie FemTech-Expertin Lisa Falco erläutert.
Denn klinische Versuche seien mit Risiken verbunden, die Forschende den Frauen nicht aufbürden wollten. Darum blieben frauenspezifische Erkenntnisse auf der Strecke. Doch das könnte sich nun ändern, sagt Lisa Falco.
Frauenkörper gelten als komplexer. Das wäre erst recht ein Grund, den Bereich noch besser zu erforschen.
Falco war früher als Datenspezialistin (Director of Data Science) bei Ava Women tätig, einem der wohl bekanntesten Schweizer Start-ups im Bereich FemTech. Das 2014 gegründete Unternehmen lancierte einen Fruchtbarkeitstracker, wurde dann in die USA verkauft, ging daraufhin fast pleite und hat inzwischen einen neuen Besitzer.
Lisa Falco hat über Ava Women zum Thema Frauengesundheit gefunden. Inzwischen ist sie zur Expertin und Fürsprecherin von FemTech geworden. Sie hat ein Buch verfasst zum Thema und schreibt für das US-Magazin Forbes über Neuheiten aus dem Sektor.
«Es gab früher wenig Forschung über Frauenkörper», stellt sie fest. «Die Körper sind komplexer. Aber das wäre erst recht ein Grund, den Bereich noch besser zu erforschen», sagt sie. Dieser Wandel sei im Gang.
Expertinnen gehen darum davon aus, dass sich für die Frauen in den nächsten Jahren noch vieles verändern wird. Es wird weitere neue spezifische Gesundheitsangebote geben, Medikamente und angepasste Therapien.