Fleischfachfrau, Fleischfachmann oder Metzgermeister: In diesen Berufen darf man nicht zimperlich sein, zum Beispiel, wenn es ums Ausbeinen von geschlachteten Tieren geht.
Kein Job für Dünnhäutige
Leonie Werner macht diese Arbeit gerne. «Wenn man sich auskennt und weiss, wo man entlangschneiden sollte, ist es eigentlich ganz einfach», sagt sie. 2024 holte sie bei den Schweizermeisterschaften der Fleischfachleute die Bronzemedaille und schloss ihre Lehre letztes Jahr als beste Fleischfachfrau im Kanton Zürich ab. Nun ist sie dort angestellt, wo sie die Lehre machte, in der Metzgerei Niedermann im schaffhausischen Uhwiesen.
Unter den rund fünfzig Angestellten der Metzgerei gilt die 19-Jährige als Aushängeschild. Ihr Chef, Metzgermeister Urs Schüpbach, macht sich grosse Sorgen um den Nachwuchs: «Im Moment haben wir drei Lernende bei uns, doch wir hätten Platz für sechs. Und dieses Jahr hat sich bisher keine einzige Person für eine Ausbildung hier interessiert.»
Die Gefahr bestehe, dass viele Metzgereien bald keine Zukunft mehr hätten. Nicht weil die Nachfrage nach Fleisch nachlasse, sondern weil niemand mehr da sein werde, um das Geschäft zu führen, fürchtet Schüpbach.
Kritik gibt es überall.
In der Schweiz werden pro Kopf und Jahr fast 50 Kilogramm Fleisch gegessen. Leonie Werner macht sich deshalb keine Sorgen, dass ihr irgendwann die Arbeit ausgehen könnte. Auch wenn der Fleischkonsum oft kritisch gesehen wird und sie manchmal angesprochen wird auf mögliches Tierleid. «Kritik gibt es überall», sagt sie, «aber wenn mir eine Arbeit Freude bereitet, ist mir das egal».
Leonie Werner hat sich vor der Lehre auch nach anderen Berufen umgeschaut, doch für sie bot der Fleischfachhandel am meisten Abwechslung. Sie könne vom Ausbeinen zum Wursten und von da in den Verkauf wechseln, das mache ihren Alltag vielseitig, erzählt sie.
Auch wenn dieser Job oft rau und blutig ist, hofft Leonie, andere Leute mit ihrer Begeisterung anzustecken. Damit sich wieder mehr Lernende fürs Fleischfach entscheiden.