Seit der Abstimmung vom 24. November 2024 ist klar: Die A1 wird nicht verbreitert, drei Tunnel in Basel, Schaffhausen und St. Gallen werden nicht gebaut. Kann die SBB davon profitieren?
Die Präsidentin des Verwaltungsrats der SBB, Monika Ribar, will keine eindeutige Antwort geben. Sie zeigt sich von der Eindeutigkeit des Abstimmungsergebnisses überrascht und beantwortet die Frage so: «Die Mobilität in diesem Land wird weiter wachsen. Und wir haben schon immer gesagt, dass wir Mobilität als Ganzes anschauen müssen. Denn die Bahn wird immer nur von Bahnhof zu Bahnhof fahren. Und wir brauchen die letzte Meile.»
Schliesslich wolle man von A nach B kommen und nicht nur von Bahnhof zu Bahnhof, «und da ist auch die Strasse wichtig.»
In den Hauptverkehrszeiten sind wir voll.
Es würde für die SBB auch kein Geschenk sein, wenn die Pendler und Pendlerinnen nun im grossen Stil auf den Zug umstiegen. Denn: «In den Hauptverkehrszeiten sind wir auf den grossen Linien voll», sagt Monika Ribar. «Wenn alle ab 9 Uhr fahren würden, wäre es kein Problem. Da haben wir genügend Platz.» Über den ganzen Tag gesehen ist die SBB nur zu 30 Prozent ausgelastet.
Was die Bahn für verärgerte Autofahrer und Autofahrerinnen aber interessanter machen könnte: Die SBB plant, die grossen Zentren in einem Viertelstundentakt zu verbinden. Dies ist im Ausbauschritt 2035 festgehalten.
Laut Monika Ribar ist das optimistisch formuliert: «Wir wissen jetzt schon, dass es Verspätungen geben wird.» 2040 sei ein realistischerer Zeithorizont. Oder sogar noch später.
Chance für den Güterverkehr?
Ein anderer Bereich, in dem die SBB ohnehin defizitär ist, könnte zudem profitieren: der Güterverkehr. Auch hier kein eindeutiges Ja von Monika Ribar. Interessant wäre dies nur im sogenannten «Ganzzugverkehr», wenn Kunden also einen kompletten Zug mit mehreren Waggons in Anspruch nehmen. «Das ist ein Geschäft, das recht gut läuft», so Ribar.
Anders der «Einzelwagenladungsverkehr»: Die SBB schliesst dazu einzelne Waggons von unterschiedlichen Kunden zusammen und kann sie flexibel transportieren. Dieser sei laut Ribar teuer, und das Geschäft sei schwierig.
In den Augen des Bundesrats ist der Einzelwagenladungsverkehr aber wichtig «für die sichere Versorgung aller Landesteile». So formulierte es Albert Rösti im Januar 2024. Während acht Jahren will der Bundesrat deshalb Gelder fliessen lassen – mit der Option auf weitere vier Jahre. Für die ersten vier Jahre sollen 260 Millionen Franken beantragt werden.