René Benkos Vorgeschichte: Der österreichische ehemalige Immobilienunternehmer ging im November 2023 mit der Signa-Holding, der verschachtelten und unübersichtlichen Dachgesellschaft seines Immobilienimperiums, pleite. Er musste Insolvenz anmelden. Nach Angaben des österreichischen Insolvenzverwalters fordern Benkos Gläubiger (Kreditgeber) insgesamt rund 2.4 Milliarden Euro von ihm zurück.
Was ist geschehen? Benko ist am Morgen in seiner Villa in Innsbruck festgenommen worden, schreibt die «Kronen Zeitung». Zudem habe es mehrere Hausdurchsuchungen in Benkos Büroräumen, in einem Nobel-Chalet sowie an seinem Wiener Wohnsitz gegeben. Dies, weil die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien, die in den letzten Wochen mit Hochdruck ermittelt hat, offenbar neue Beweise sammeln konnte. Die Staatsanwaltschaft wirft Benko vor, er verschleiere, dass er privat durchaus noch über erhebliche Geldmittel verfüge, sagt ARD-Österreichkorrespondent Wolfgang Vichtl. Benko selbst hatte 2024 Privatinsolvenz beantragt.
Warum die Festnahme? Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-Jährigen vor, Privatvermögen verheimlicht zu haben, um so den Gläubigern das ihnen geschuldete Geld der Signa-Insolvenz vorzuenthalten. Er hat laut Vichtl mindestens eine Rechnung gefälscht. Für Benko gilt die Unschuldsvermutung.
Korrespondent: «Staatsanwaltschaft war gewaltig unter Druck»
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ARD-Korrespondenten Vichtl sagt zur Festnahme Benkos: «Die Staatsanwaltschaft war gewaltig unter Druck, musste jetzt einmal zeigen, wie ernst sie das meint, nachdem Benko in letzter Zeit vor allem damit Schlagzeilen gemacht hat, wie er lebt: öffentlich, auf grossem Fuss, wie ein Milliardär halt, als wäre nichts gewesen.»
Auch SRF-Auslandredaktor Peter Vögeli sagt, dass Benko sich bis jetzt auf freiem Fuss befunden habe, sei schon länger auf Unverständnis gestossen; umso mehr, als er gemäss Medienberichten ein Luxusleben geführt habe und in einer Villa leben soll, deren Miete monatlich 240'000 Euro betrage und von seiner Mutter gezahlt werde.
Wie sind die Ermittler vorgegangen? Die Staatsanwaltschaft hat Benkos Telefongespräche und seine E-Mails überwacht. Ausserdem hat sie seine ehemaligen Geschäftspartner und Mitarbeiter vernommen. Da habe sich offenbar eine Menge angesammelt, so Korrespondent Vichtl.
Worum geht es hauptsächlich? Im Zentrum steht die Laura Privatstiftung, benannt nach Benkos Tochter. In dieser Stiftung stecke viel Vermögen. Da gehört die Schlosshotel Igls Betriebs GmbH & Co KG dazu. Das ist die Firma, der die Villa gehört, in der Benko mit seiner Familie lebt – und für deren Mietkosten Benkos Mutter aufkommt, wie die österreichische Zeitung «Standard» im November berichtete. Die Mutter wiederum ist eine der Begünstigten in der Laura Stiftung. Viele Menschen aus dem privaten Umfeld Benkos hätten also Zugriff auf viel Geld, nur Benko formal nicht, sagt ARD-Korrespondent Vichtl. Das bezweifelt die Staatsanwaltschaft und hält Benko vor, er sei faktisch Machthaber und der wirtschaftlich Berechtige dieser Laura Stiftung.
Wer ist René Benko?
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Der 1977 in Innsbruck geborene Benko begann schon als Teenager, Dachböden zu sanieren. Er verliess das Wirtschaftsgymnasium ohne Abschluss und stieg in das Immobiliengeschäft ein. Das war der Auftakt eines spektakulären Aufstiegs zum mehrfachen Milliardär, der auch gern von der Politik hofiert wurde.
Der österreichische Unternehmer hatte mit seiner Signa-Gruppe ein grosses Portfolio aufgebaut, zu dem auch die deutschen Kaufhausgruppen KaDeWe und Galeria gehörten. Benko wurde 2019 erstmals vom US-Magazin Forbes in der Zusammenstellung The World’s Billionaires als einer der reichsten Menschen der Welt gelistet; sein Vermögen wurde damals auf fünf Milliarden US-Dollar geschätzt. Er galt damit als einer der reichsten Österreicher.
Im Zuge steigender Zinsen, Energiepreise und Baukosten brach das verschachtelte Firmenkonstrukt zusammen.
Inwiefern ist die Schweiz von Benkos Machenschaften betroffen? In der Schweiz ist Benko vor allem als früherer Mitbesitzer der Warenhauskette Globus bekannt. Diese ist letzten Herbst an seinen thailändischen Partner Central Group übergegangen. Nicht Teil der Transaktion waren die Globus-Immobilien. Diese bleiben vorerst je zur Hälfte im Besitz von Central Group und der insolventen Signa. Die Zukunft der Liegenschaften ist also noch offen. Medienberichten zufolge könnten die Thailänder das Globus-Gebäude in Zürich komplett übernehmen. Die anderen Liegenschaften etwa in Basel oder Bern hingegen könnten an Dritte verkauft werden. Ausserdem hatten mehrere Schweizer Banken der insolventen Signa-Gruppe Kredite gewährt.
Julius Bär und Kantonalbanken: die Schweizer Signa-Gläubiger
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Schweizer Banken haben dem gestrauchelten Immobilienmogul Benko Millionenkredite gewährt, darunter …
Julius Bär: Die Bank musste Anfang 2024 Kredite an die insolvente Signa-Gruppe in Höhe von 606 Millionen Franken vollständig abschreiben. Der damalige CEO trat in der Folge zurück. Auch 250 Arbeitsplätze wurden gestrichen – im Rahmen eines laufenden Sparprogramms, wie die Bank verlauten liess.
Graubündner Kantonalbank (GKB): Die GKB hatte der Signa-Gruppe von Pleitier Benko einen Kredit über 60 Millionen Franken vergeben. Eine Untersuchung wurde bereits eingeleitet. Auch die Politik hat sich eingeschaltet.
Zürcher Kantonalbank: Die ZKB gewährte der Signa-Gruppe einen Kredit über einen «sehr tiefen zweistelligen Millionenbetrag», sagte der Finanzchef der Bank, Martin Bardenhewer, Anfang Jahr gegenüber dem «Tagesanzeiger». Gemäss einer Gläubigerliste, die das österreichische Nachrichtenportal oe24.at publik machte, soll der ZKB-Kredit rund 11 Millionen Euro betragen.
Walliser Kantonalbank: Die Bank bestätigte, Gläubigerin von Benkos Firmengeflecht zu sein. Es geht um fast 25 Millionen Franken – so viel wie auf der publik gemachten Gläubigerliste vermerkt.
Migros Bank: Die MGB teilte mit, beim Verkauf von Globus im Jahr 2020 an ein Gemeinschaftsunternehmen von Signa und der thailändischen Central Group ein Darlehen über 125 Millionen Franken gewährt zu haben. Es sei «teilweise durch Garantien abgesichert».
Obwaldner Kantonalbank, mit 25 Millionen Franken.
Ausserdem soll gemäss Gläubigerliste Zürich Versicherung der Signa einen 1.8 Millionen-Euro-Kredit vermacht haben.
Wie geht es weiter? Benko wurde nach seiner Festnahme verhört. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Untersuchungshaft und die Überführung in ein Gefängnis beantragt. Nun muss ein Richter innert zwei Tagen darüber befinden. Beim Entscheid dürfte es auch um Fluchtgefahr gehen.
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