Regelmässiges und grossflächiges Testen kann die Inzidenzrate um bis zu 50 Prozent senken. Dies zeigen Forschende der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa, die Daten aus Graubünden ausgewertet haben. Der Kanton führt die breiteste Testkampagne der Schweiz durch.
Der Aufwand lohnt sich also – vorausgesetzt, die Proben werden innert 24 Stunden analysiert. «Durch Massentests können wir dem Virus einen Schritt voraus sein. Aber nur, wenn das Resultat kurze Zeit nach dem Testen vorliegt. Zudem ist es wichtig, dass sich viele testen lassen», sagt Studienleiter Hossein Gorji. Die Spucktests müssen also so schnell wie möglich vom Klassenzimmer oder Büro ins Labor. Dauert es mehr als zwei Tage, verpufft der positive Effekt. Doch je mehr Tests, desto grösser ist die logistische Herausforderung.
Ausgeklügelte Logistik im Vorreiter-Kanton
In Graubünden werden in den Betrieben und Schulen pro Woche rund 40'000 Tests durchgeführt – in den Betrieben Einzeltests, in den Schulen Pool-Tests. So werden über 30 Prozent der mobilen arbeitenden Bündner Bevölkerung regelmässig untersucht.
Damit die Proben rechtzeitig im Labor eintreffen, hat der Kanton 45 Sammelstellen eingerichtet und den teilnehmenden Institutionen je eine Stelle zugewiesen, wo sie ihre Proben deponieren können. An einigen Orten unterstützt sogar der Zivilschutz. Die Rhätische Bahn und die Post leeren die Sammelstellen und transportieren die Tests zum Labor. Alles nach einem strengen Zeitplan getaktet.
Velokuriere radeln für schnelles Ergebnis
In der Stadt Zürich verleihen Velokuriere dem kantonalen Corona-Massentest-Programm den entscheidenden Geschwindigkeitsschub. Die A-Post stellte sich für die vielen Tests in Firmen und Schulen als zu langsam heraus. Eine neue Logistik musste her. So wurde Zürich in 21 Teilbereiche aufgeteilt und den Radlern zugewiesen. Diese bringen die Spuckproben von den Betrieben zu einer von sieben Poststellen und werfen sie in eine Sammelbox.
Ein anderer Kurier leert diese und fährt die Proben ins Verteilzentrum, bevor sie an die Labore geliefert werden. Das Pilotprojekt dieser Gratis-Rückführlogistik testete die Stadt Zürich für drei Wochen – nun wird das Modell kantonsweit auf Firmen und Schulen ausgedehnt. Ein ähnliches System verwenden etwa die Kantone Bern und Luzern für Schulen, Schaffhausen zusätzlich für Unternehmen.
Es fragt sich, ob jetzt, wo die Impfkampagne Fahrt aufnimmt, eine Test-Offensive nötig ist. Empa-Wissenschaftler Hossein Gorji sagt dazu: «Massentests können uns helfen, die Lücke zu schliessen zwischen aktuellen Öffnungsschritten und einer Situation, in der eine signifikante Mehrheit der Menschen aufgrund von Impfungen immun ist». Bis zu diesem Zeitpunkt dienen Massentests als ein wichtiges Instrument zur Eindämmung der Pandemie. Deren Logistik bleibt eine knifflige Aufgabe.