Zehntausende von Mieterinnen und Mietern in der Schweiz haben bereits eingeschriebene Post von ihren Vermietern bekommen. Zahlreichen steht der Brief noch bevor. Inhalt: Eine Mietzinserhöhung. Diese wird fällig, weil die Nationalbank die Zinsen erhöht hat. Damit ist auch der Referenzzinssatz gestiegen, der die Höhe der Mieten mitbestimmt.
Die Pöstler haben in diesen Wochen alle Hände voll zu tun. Solche in Zürich berichten von über 1000 eingeschriebenen Briefen, die sie in ihren Quartieren zustellen müssen.
Bei einer Anhebung auf 2 Prozent dürfte der Referenzzinssatz entweder Ende Jahr oder nächsten März nochmals steigen, das heisst nochmals leicht höhere Mieten.
Glaubt man den Ökonomen der UBS, ist das Ende der Fahnenstange damit aber noch nicht erreicht. «Wir gehen davon aus, dass die Nationalbank im September die Zinsen nochmals, auf 2 Prozent anheben, wird», erklärt UBS-Ökonom Alessandro Bee. Die Inflation in der Schweiz sei zwar zurückgegangen, die Nationalbank sehe aber bei der Kerninflation Risiken, beispielsweise durch die höheren Mieten.
Höhere Mieten noch nicht in Inflation enthalten
Im Juni ist die Inflation in der Schweiz zwar wieder unter die Schwelle von 2 Prozent gefallen. Aber die höheren Mieten sind in der aktuellen Teuerung noch nicht enthalten und machen sich erst im November bemerkbar. Und ab 2024 dürften auch Energiepreise, Lohnerhöhungen und die höhere Mehrwertsteuer die Inflation in der Schweiz weiter anfeuern.
Vermag ein Anstieg der Leitzinsen um 0.25 Prozentpunkte aber den Referenzzinssatz überhaupt zu bewegen? Die Mieten sind an diesen Referenzzinssatz gekoppelt und nicht direkt an den Leitzins der Nationalbank. Bei der UBS glaubt man ja: «Bei einer Anhebung auf 2 Prozent dürfte der Referenzzinssatz entweder Ende Jahr oder nächsten März nochmals steigen, das heisst nochmals leicht höhere Mieten», so Ökonom Bee.
Höhere Mieten als kleineres Übel?
Nochmals leicht höhere Mieten – frühestens auf das Frühjahr 2024 also. Beisst sich die Katze aber nicht in den Schwanz, wenn die SNB die Zinsen erhöhen muss, weil die Mieten wegen der gestiegenen Zinsen angehoben werden und nun die Inflation befeuern?
Bis zu einem gewissen Grade sei das so, sagt Bee. Allerdings wirke der Leitzinsanstieg sehr viel breitflächiger als nur auf die Mieten: «Der Zinssatz führt ebenfalls dazu, dass sich der Franken nicht abschwächt. Dies bremst die Inflation, welche aus dem Ausland kommt.» Insgesamt dürfte der Zinsanstieg auf die Inflation deutlich stärker wirken, als dass es einen Auftrieb gebe bei den Mieten.
Die Leitzinserhöhung der Nationalbank im September – falls sie dann kommt – hilft also, die Kaufkraft des Frankens zu erhalten. Einkaufen im Ausland ist so günstiger. Es wird weniger Inflation aus dem Ausland importiert. Das hilft allen, auch Mietern und Mieterinnen.