Der Referenzzinssatz ist gestiegen, erstmals seit 2008. Dies macht möglich, dass Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer die Mieten in bereits bestehenden Verträgen erhöhen. Viele Mieterinnen und Mieter wurden inzwischen darüber informiert. SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch beantwortet die drängendsten Fragen.
Was ist neu?
Erstmals seit 2008 ist am 1. Juni der Referenzzinssatz gestiegen – auf 1.5 Prozent von zuvor 1.25 Prozent. Dies hat das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) mitgeteilt. Der Referenzzinssatz ist ein wichtiger Bestandteil für die Berechnung der Mieten der laufenden Verträge.
Welche Auswirkungen hat der Anstieg auf 1.5 Prozent?
Ein Anstieg des Referenzzinssatzes um einen Viertelprozentpunkt bedeutet, dass die Mieten der bestehenden Verträge um drei Prozent erhöht werden können. Allerdings gibt es Einschränkungen. Es dürfen nur jene Mieten erhöht werden, die auf dem aktuellen Referenzzinssatz von 1.25 Prozent beruhen. Mit anderen Worten: Jene Hauseigentümerinnen und -eigentümer dürfen die Mieten erhöhen, welche in den vergangenen Jahren auch die Senkungen an die Mietenden weitergegeben haben.
Wie viele Haushalte sind von der Mieterhöhung betroffen?
Es gibt in der Schweiz mehr als zwei Millionen Haushalte in Mietwohnungen. Rund die Hälfte dieser Mietverträge basiert auf dem aktuellen Referenzzinssatz. Das heisst: Von einer Mietzinserhöhung sind in der Schweiz potenziell mehr als eine Million Haushalte betroffen. Allerdings werden sicher auch etliche Hauseigentümerinnen und -eigentümer auf eine Erhöhung verzichten.
Wann steigen die Mieten?
Die Mieten können auf den nächsten Kündigungstermin erhöht werden. Die meisten Verträge sehen eine Kündigungsfrist von drei Monaten vor. Dies bedeutet, dass die meisten Erhöhungen der Mieten per 1. Oktober umgesetzt werden könnten.
Wie stark steigen die Mieten innerhalb eines Jahres?
Es ist davon auszugehen, dass der Referenzzinssatz weiter steigen wird, vermutlich bereits im Dezember auf 1.75 Prozent. Zusammen mit der heute angekündigten Erhöhung würde dies zu einer Mietzinserhöhung um sechs Prozent berechtigen. Zusätzlich können die Vermieterinnen und Vermieter die aufgelaufene Teuerung geltend machen, als allgemeine Kostensteigerung. All diese Elemente können innerhalb eines Jahres zu einer Erhöhung der Mieten um zehn Prozent führen.
Wie stark steigen die Mieten mittelfristig?
Angenommen, die Teuerung bleibt hoch und die Zinsen steigen weiter, dann könnte dies zu einer Erhöhung der Mieten in den kommenden Jahren um 10 bis 20 Prozent führen – im Vergleich zum aktuellen Stand. Allerdings gibt es auch Faktoren, welche den Anstieg bremsen könnten. Zum Beispiel, wenn viel gebaut werden sollte und so Konkurrenz entsteht. Zudem wäre eine derart starke Erhöhung der Mieten für viele Haushalte untragbar und die Hauseigentümerinnen und -eigentümer werden deshalb wohl nicht den ganzen Spielraum der Mieterhöhungen ausnutzen.
Weshalb steigt der Referenzzinssatz?
Die Zinsen in der Schweiz steigen allgemein. So hat zum Beispiel die Nationalbank den Leitzins von minus 0.75 Prozent auf plus 1.5 Prozent erhöht, und die längerfristigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt sind nach oben geklettert. Dies hat zur Folge, dass die Banken die Hypothekarzinsen erhöhten, was sich mit einer Verzögerung auf den Referenzzinssatz auswirkt.
Was ist das Fazit?
Etliche Haushalte in der Schweiz müssen früher oder später höhere Mieten bezahlen. Dies, nachdem bereits die Nebenkosten für das Heizen und das Warmwasser erhöht worden sind und die Krankenkassen-Prämien steigen. Viele Menschen machen sich Sorgen über ihre eigene finanzielle Lage, wie aktuelle Umfragen zur Konsumentenstimmung zeigen.