Was will die Swiss erreichen? Der Bund hat der Lufthansa-Tochter Swiss bereits mit einem Milliardenkredit unter die Arme gegriffen. Nun hat sich die Swiss erneut an den Bundesrat gewandt, wie die Tamedia-Zeitungen berichten. In einem Schreiben macht die Airline auf ihre missliche Lage aufmerksam und fordert, dass das Reisen wieder unkomplizierter werden soll.
Wie dramatisch ist die Lage? «Die Lage ist ungemütlich, zweifellos», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim. «Denn kaum jemand bucht aktuell einen Flug.» Das sei jedoch nachvollziehbar: «Wenn man nämlich nach einer Landung in einem europäischen Land noch zehn Tage in Quarantäne muss und dann allenfalls auch wieder bei der Rückkehr in die Schweiz, hindert das natürlich viele daran, eine Geschäftsreise oder auch Ferien zu machen.»
Wie hoch ist die Auslastung? Die Swiss und auch andere Fluggesellschaften haben ihr Angebot stark ausgedünnt. «Die Swiss beispielsweise fliegt aktuell nur mit zehn Prozent von dem, was sie noch vor einem Jahr geflogen ist, also noch knapp vor Ausbruch der Pandemie», erklärt Heim. Gleichzeitig aber dementiere die Swiss Gerüchte, wonach ihr im Sommer das Geld ausgehe. «Sie schreibt, vom 1.5-Milliarden-Franken-Kredit stünden immer noch eine Milliarde zur Verfügung. Aber sie möchte natürlich trotzdem, dass die Reiserestriktionen möglichst gelockert oder gar aufgehoben werden.»
Geht es anderen Airlines gleich? Die Swiss ist kein Spezialfall: Es geht eigentlich allen Fluggesellschaften in Europa aktuell schlecht. «Das sieht man beispielsweise auch an den beiden grossen Flughäfen in der Schweiz», so Heim. So seien etwa am Flughafen Zürich seit heute früh neun Flugzeuge gestartet. «In Genf sind es nur sieben. Das ist kein Vergleich zur Lage vor der Coronakrise.»
Wie sehen die Prognosen aus? Der SRF-Wirtschaftsredaktor ist optimistisch: «Der Swiss geht es zusammen mit dem Mutterkonzern Lufthansa noch vergleichsweise gut – dank der Kurzarbeit, und natürlich auch dank der Finanzhilfen der Regierungen für die Lufthansa und die Swiss.» Bei anderen Fluggesellschaften habe der Staat nicht einspringen wollen oder können.
Kommt die Reiselust zurück? Die Zahlen sprechen im Moment zwar eine komplett andere Sprache. Doch viele sehnen sich vermutlich danach, wieder mal zu verreisen. «Die Reiselust ist vorhanden und dieses Jahr wahrscheinlich grösser als im letzten Jahr», glaubt Heim. Das sehe man am Beispiel Grossbritannien: «Da hat die Regierung diese Woche erste Lockerungsschritte angekündigt und einen Fahrplan vorgelegt, wie man in den kommenden Monaten reisen könnte. Prompt sind nur Stunden nach dieser Ankündigung bei der Fluggesellschaft Easyjet die Buchungen in die Höhe geschossen.»
Nur Stunden nach dieser Ankündigung sind bei der Fluggesellschaft Easyjet die Buchungen in die Höhe geschossen.
Das zeige, was in den kommenden Wochen und Monaten in Europa passieren könnte, so der Wirtschaftsredaktor. Denn wenn die Reiserestriktionen einmal fallen, könne es plötzlich schnell gehen. Das bringe die Fluggesellschaften in eine Zwickmühle. Denn: «Wie viel Personal soll entlassen werden? Sollte man überhaupt Personal entlassen oder fehlt es dann, wenn es wieder losgeht?»