Stolz hält Kakha Karchkhadze eine PET-Flasche mit Biodiesel in die Höhe. Es wurde hergestellt aus altem Frittieröl. Kakha Karchkhadze ist Professor an der Ilia Universität in Tiflis und wissenschaftlicher Berater der Firma Biodiesel Georgia. Neu will die prosperierende Firma aus organischen Resten aus der Landwirtschaft auch Biogas herstellen.
Dabei hofft Biodiesel Georgia auf finanzielle Unterstützung aus der Schweiz. «Wir arbeiten zusammen mit der Schweizer Regierung und der Stiftung Klik», sagt Karchkhadze. Die Idee dahinter: Die Schweiz zahlt Geld für jede Tonne CO₂, die mit diesem Projekt bis 2030 eingespart wird und lässt sich diese Reduktion dann im eigenen CO₂-Budget gutschreiben.
Ein aufwändiger Prozess
Zur Projektbesichtigung vor Ort in Tiflis ist auch Franziska Heidenreich von der Stiftung Myclimate. Sie berechnet die CO₂-Emissionen des Projekts, macht den Projektbeschrieb und kümmert sich um die mehrfachen Genehmigungsschritte bei den georgischen und schweizerischen Behörden.
«Das ist ein äusserst aufwändiger Prozess», sagt Heidenreich. Die Zeitperiode zum Einsparen der Emissionen läuft aber nur bis 2030. «Das ist sehr knapp bemessen», sagt Heidenreich. «Es braucht viel Zeit, bis CO₂ wirklich reduziert wird und uns bleiben ja nur noch sechs Jahre».
Finanzielle und politische Hürden
In Zusammenarbeit mit lokalen Umweltschutzorganisationen hat Heidenreich zahlreiche Projekte vorangetrieben, um CO₂ einzusparen: ein Projekt zur Isolierung von Kindergärten etwa oder ein Projekt zum Ersatz von Dieselbussen. Diese und weitere Projekte bekommen nun aber kein Geld aus der Schweiz. «Sie waren zu klein und haben das verlangte Mindestvolumen an CO₂-Reduktion nicht erreicht», sagt Heidenreich.
Uns bleiben nur noch zwei Projekte.
Weitere Projekte drohen zu scheitern wegen der politischen Situation in Georgien: Umweltschutzorganisationen, die Geld aus dem Ausland erhalten, müssen sich neu als sogenannte ausländische Agenten registrieren lassen. Ansonsten riskieren sie ein Verbot. Unter diesen Umständen weigern sich nun verschiedene Organisationen, mit der neu gewählten Regierung zusammenzuarbeiten. Ihre Projekte zur CO₂-Reduktion stehen damit still. «Uns bleiben nur noch zwei Projekte», sagt Heidenreich, «aber da bin ich zuversichtlich, dass es gut kommt».
Weitere 400 Millionen Franken nötig
Die Schweiz hat bisher mit 13 Ländern bilaterale Abkommen abgeschlossen, um CO₂ im Ausland zu reduzieren. Doch nur fünf Projekte weltweit sind bis heute tatsächlich zustande gekommen.
Zudem reicht das Geld der Stiftung Klick nicht aus, um 30 Prozent der Reduktionen im Ausland zu machen, wie Reto Burkard, Vizedirektor des Bundesamtes für Umwelt bestätigt. Will die Schweiz ihr Emissionsziel bis 2030 erreichen, müsste sie deshalb noch zusätzlich für etwa 400 Millionen Franken weitere CO₂-Emissions-Zertifikate kaufen. «Auch das dürfte aber schwierig werden», sagt Heidenreich von Myclimate. «Denn der Markt für solche Zertifikate existiert ja noch nicht wirklich.»
Die Schweizer Politik hat sich dafür ausgesprochen, einen beträchtlichen Teil der Treibhausgas-Emissionen im Ausland zu reduzieren. Das Beispiel Georgien aber zeigt: Diese Idee droht an der Realität zu scheitern.