Eine Comparis-Studie zeigt, dass man sich in der Schweiz beim Smartphone-Konsum nachhaltiger gibt, als man in Realität ist.
In der Studie gaben fast 40 Prozent an, ihr Smartphone mindestens vier Jahre behalten zu wollen. In Wirklichkeit behält man es im Schnitt gerade mal zwei Jahre.
Sozialer Druck
Verhaltensökonomin Sabrina Stöckli überrascht dies nicht. Man wolle zwar das Smartphone – der Umwelt und dem eigenen Portemonnaie zuliebe – länger behalten, gleichzeitig gebe es aber einen sozialen Druck, ein neues Handy zu haben, sagt Stöckli.
Ebenfalls eine Rolle spielen laut der Verhaltensökonomin auch die Smartphone-Produzenten und die hiesigen Telekom-Anbieter. Hersteller schwemmen den Markt mit neuen Modellen, Anbieter locken mit Rabatten für Neukäufe.
Der Kunde ist König
Die Swisscom wehrt sich gegen den Vorwurf, als Telekom-Anbieter mitschuldig am Smartphone-Verschleiss zu sein. «Wenn Kunden das neue Gerät wollen, dann sollen sie das selbstverständlich kaufen», sagt Swisscom-Mediensprecherin Sabrina Hubacher.
Man schaffe bei der Swisscom aber auch Anreize für Kunden, ihr altes Smartphone für den Wiederverkauf zurückzubringen, sagt Hubacher.
Neues Leben für Occasionen
Auf den Wiederverkauf von Occasion-Smartphones hat sich das Unternehmen Revendo spezialisiert. Das Unternehmen bietet einen Reparatur-Service an oder kauft Besitzern alte Handys ab.
Deren defekte Teile wie Akkus oder Displays werden ausgetauscht und das Smartphone im Shop zum Verkauf angeboten. Bei einem neueren Modell spart sich der Kunde so rasch ein paar Hundert Franken.
Für Revendo läuft das Occasion-Geschäft laut eigenen Angaben gut. Für Revendo-Geschäftsführer Aurel Greiner bringen aber noch immer zu wenig Menschen ihr altes Smartphone vorbei.
«Es liegt natürlich in der Schublade und verschwindet, man sieht es nicht und hat es vielleicht auch nicht unbedingt nötig, es zu Geld zu machen», sagt Greiner.
Millionen verstauben
Laut Swisscom liegen in Schweizer Haushalten ungefähr acht Millionen gebrauchte Handys herum. Das sei ein Materialwert von über 60 Millionen Franken.
Aber nicht nur bei Angeboten an Occasion-Smartphones ginge noch mehr. Auch die Nachfrage nach Gebraucht-Handys lässt laut Comparis-Studie zu wünschen übrig: Nicht einmal jedes zehnte gekaufte Handy ist ein Gebrauchtgerät.
Enorme Langlebigkeit
Dass in der Schweiz alles zwei Jahre das Smartphone ausgetauscht wird, liegt nicht unbedingt an den Geräten selbst. Für Aurel Greiner seien die Geräte massiv besser geworden. Man repariere kaum Geräte aufgrund eines technischen Defekts, sagt Greiner.
«In der Regel sind die Geräte defekt, weil sie auf den Boden gefallen sind, oder weil ein Verschleissteil wie zum Beispiel der Akku an seine Lebensgrenze gekommen ist. Das heisst, Geräte leben an sich eigentlich sehr lange.»