- Am Donnerstag erstarkte der Franken gegenüber dem Euro kurzzeitig auf einen neuen Höchststand und bewegt sich seither im Bereich des Allzeithochs.
- Für Expertinnen und Experten hat dies auch mit den geringen Handelsvolumina an den Devisenbörsen während der Festtage zu tun.
- Insgesamt setzt der 2023 im Wert erstarkte Franken die Schweizer Exportwirtschaft und den Tourismus trotz Inflationsdifferenz aber weiter unter Druck.
Keine Freudenböller für die Exportwirtschaft und den Tourismus zum Jahresende. Die Währungssituation in der Schweiz in den letzten Tagen sorgt für Unruhe. Der Franken hat gegenüber dem Euro und dem US-Dollar noch einmal kräftig zugelegt und bewegt sich im Bereich seiner Höchststände. Zumindest die Ausschläge in der letzten Woche des Jahres sind aber in den Augen vieler Experten den Mechaniken der Devisenbörse geschuldet.
Der Super-Franken
Der Wert des Euros ist am Donnerstag kurzzeitig in historische Tiefen gerutscht. Die Kontinentalwährung kostet derzeit mit 0.9267 wieder klar unter 0.93 Franken, nachdem sie am Vorabend und am frühen Morgen vorübergehend wieder über dieser Marke gelegen hatte. Das ist der tiefste Stand seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015. Derweil wird der US-Dollar zu 0.8367 gehandelt, ähnlich tief wie am Vortag. Zwischenzeitlich war er über die Grenze von 0.84 geklettert.
Der Kurs des Euro hat sich daneben am letzten Handelstag des Jahres zum Dollar kaum verändert. Am Freitagmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1.1076 US-Dollar und damit etwa so viel wie im frühen Handel. Am Donnerstag war der Euro zeitweise bis auf 1.1139 Dollar geklettert und damit auf den höchsten Stand seit Juli. Im späten Donnerstaghandel rutschte der Kurs allerdings wieder unter 1.11 Dollar.
Kein Grund zur Aufregung
Für den Schweizer Exportmarkt und die Tourismusbranche bedeutet ein weiter erstarkender Franken weiteres Ungemach. Das gilt besonders für die Maschinen-, Metall- und Kunststoffindustrie. Im Gegensatz zur Pharma- oder Uhrenindustrie liegen ihre Exportmärkte vor allem in Deutschland und China, wo die Konjunktur derzeit lahmt.
Dennoch glauben Beobachter, dass die starken Ausschläge dieser Tage vor allem eine Gegenreaktion im Devisenhandel darstellen. Weil nur vergleichsweise wenige Anleger kurz vor dem Jahresende aktiv sind, würden die Handelsvolumina gering bleiben, was zu ungewöhnlich starken Kursbewegungen führen kann.
Börsenanleger verschieben Ende Jahr aus technischen Gründen Geld, das könnte hinter der Bewegung stecken
Auch für die SRF-Wirtschaftsredaktorin Stefanie Knoll ist die derzeitige Aufwertung zwar überraschend, aber von überschaubarer Bedeutung. «Börsenanleger verschieben Ende Jahr aus technischen Gründen Geld, das könnte hinter der Bewegung stecken», schätzt sie die jüngsten Kapriolen der Landeswährung ein.
Für die Export- und Tourismusbranche sei das allerdings keine Entwarnung, wie Knoll weiter ausführt. Der Franken sei über das gesamte Jahr erstarkt, was auch für Bund und Kantone keine frohe Botschaft ist. Die kraftvolle Landeswährung laste auf dem Fremdwährungsportfolio der Schweizerischen Nationalbank. «Auszahlungen an die Kantone könnten – wie bereits in diesem Jahr – auch im nächsten Jahr in weite Ferne rücken.»
Die Inflation spielt mit
Dass der Franken insgesamt über das ganze Jahr an Wert gewonnen hat, dürfte für Knoll auch an der Inflationsentwicklung in der EU und in den USA gelegen haben. Die Inflation im Euro-Raum und in den USA scheine unter Kontrolle zu sein, sagt Knoll. «Dort liegen bereits Zinssenkungen in der Luft. Das drückt auf die dortigen Währungen.»