Die Reiselust ist wieder da. Die Folgen: viel Lärm, Littering und lange Warteschlangen. Die SRF-Community ist nicht überrascht und scheint die Gründe, Motivation und Perspektive vieler Reisender zu erkennen. Wir haben die spannendsten Beobachtungen zusammengefasst:
Reise heute, denn wer weiss, was morgen ist?
Nutzer Christian Kunz ist nicht überrascht, dass Menschen nach der Pandemie noch mehr reisen als früher. «Die Not ist weg, der Drang nach Reisen ist geblieben. Mit der geopolitischen Unsicherheit reise ich lieber heute, denn wer weiss, was morgen noch möglich ist. Die Auswirkungen aufs Klima spüre ich so oder so nicht.» Er glaubt, dass andere Reisende gleich argumentieren würden.
Kein Auto, dafür Ferien im Ausland?
SRF-Leserin Daniela Langenauer glaubt, Menschen seien sehr wohl bereit, nachhaltiger zu reisen oder Kompromisse zu machen. «Nachtzüge sind gefragt wie nie. Irgendwie doch ein Widerspruch?», fragt sie. «Und wer gar kein Auto mehr hat, fliegt eben auch eher mal für Ferien weg. Kann trotzdem besser für die Umwelt sein.»
Haben wir verlernt, richtig zu sehen?
Unsere Community kritisiert vor allem den Konsum hinter dem Reisen. Jene, die viele schöne Dinge schnellstmöglich konsumieren und schöne Orte damit eigentlich nicht wirklich geniessen. Susanne Saam und Felix Meyer aus der Community glauben, dass wir keine neuen Erlebnisse bräuchten, sondern lernen sollten, erst einmal richtig oder mit neuen Augen zu sehen: «Wer die Blume, das Wolkenspiel am Himmel und das Lächeln des Gegenübers hier nicht sieht, sieht es auch woanders nicht», fasst Saam zusammen. Erst die bewusste Suche nach dem Neuen im Alten würde zu einer langfristigen Zufriedenheit führen.
Wer die Blume, das Wolkenspiel am Himmel und das Lächeln des Gegenübers hier nicht sieht, sieht es auch woanders nicht.
Steht Bildung über Nachhaltigkeit?
Einige SRF-Lesende erkennen, dass viele Reisen als Bildung wahrgenommen werden. Sie scheinen den Drang nach einer Horizonterweiterung über die Nachhaltigkeit zu stellen. Diesen Status hätten jedoch eine Mehrheit heutiger Reisender nicht verdient, sagen vereinzelte Nutzende. Nutzer Florian Kleffel und Peter Zurbuchen nennen Strandferien, drei Wochen Ballermann oder Disneyland als Beispiele. Diese Reisen würden «nicht zu einer gebildeten Weltanschauung führen», sagen sie.
Sind wir zum Reisen geboren?
In einem Punkt ist sich die Community aber einig: Menschen dazu zu bewegen, weniger zu reisen, sei unmöglich. «Das Nomadentum ist in unsere Gene eingeprägt», sagt Leserin Angela Doppelhofer. «Man kann freie Geister nicht an einen Ort einsperren, auch nicht in 15-Minuten-Städte oder solchen Unsinn.» Leserin Monika Mitulla zitiert sogar ihren Grossvater: «Der Mensch wird niemals freiwillig auf seine Mobilität verzichten.»