Wie steht es finanziell um die Spitäler? Schlecht. Drei Viertel aller Allgemeinspitäler in der Schweiz schrieben 2023 Verluste, wie eine Untersuchung des Beratungsunternehmens PWC zeigt. «2024 war es ein bisschen besser», sagt PWC-Gesundheitsexperte Paul Sailer, «aber es reicht nirgendwo hin». Insgesamt beträgt der Fehlbetrag rund eine Milliarde Franken. Zu diesem Schluss kam jüngst eine Untersuchung aus dem Hause KPMG.
Warum müssen Spitäler Gewinne machen? Verluste führen dazu, dass Spitäler Investitionen nicht aus eigener Kraft stemmen können. Daniel Strub, Chef des Spitals Muri, nennt im «Eco Talk» das Beispiel eines neuen Magnet-Resonanz- oder Computer-Tomografie-Gerätes: «Dieses ist ja nicht von Beginn weg ausgelastet. Bis es ausgelastet ist, schreibe ich einen Verlust, den muss ich tragen können». Hinzu kommt: Der Investitionsbedarf ist riesig: Zahlreiche Spitäler wurden in den 70er Jahren gebaut und müssen renoviert werden. Dazu braucht es laut PWC einen zweistelligen Milliarden-Betrag.
Warum geht es Spitälern finanziell so schlecht? Die Kosten steigen, weil die Menschen mehr und älter werden, weil es Investitionen in Digitalisierung und Gebäude braucht, weil die Personalkosten zunehmen. Im Gegenzug sind die Abgeltungen, welche Spitäler erhalten, laut Spitalchef Strub zu tief, halten nicht mit den Kostensteigerungen Schritt. «Sie sind nicht kostendeckend.»
Die Pauschale reicht nicht, um die geforderte Effizienzsteigerung zu erreichen.
Was brachte die Einführung der Fallpauschalen? Seit 2012 übernimmt die öffentliche Hand nicht mehr das Defizit von öffentlich-rechtlichen Spitälern. Sie bezahlt nur die Behandlungen, die ein Spital leistet. Und zwar mit Fallpauschalen im stationären Bereich, also wenn die Patientin über Nacht bleibt. Das Ziel: mehr Effizienz. Barbara Staehelin, Präsidentin des Kantonsspitals Baselland, hält dies für ein gutes Instrument, ihr Spital habe etwa die Patienten-Liegedauer vergangenes Jahr um fünf Prozent gesenkt. «Hätten wir das gemacht, wenn wir jeden Handgriff verrechnen dürfen? Vielleicht nicht», sagt sie. Aber: Die Pauschale reiche nicht, um die geforderte Effizienzsteigerung zu erreichen. Kurz: Die Erlöse aus der Fallpauschale seien zu tief.
Wenn das die Anforderungen sind, die ich erfüllen muss, wird es teuer.
Welche Rolle spielen hohe Ansprüche? Eine wesentliche. Niemand wolle die Qualität senken, sagt Staehelin, niemand wolle zum Beispiel Wartezeiten. «Andere Länder haben das, dann kann man das Ganze schon billiger machen.» Hinzu kommen laut Daniel Strub regulatorische Anforderungen. Ein Beispiel: Innert fünf Minuten müsse ein Chirurg oder ein medizinischer oder anästhesiologischer Facharzt auf dem Notfall sein können. «Wenn das die Anforderungen sind, die ich erfüllen muss, wird es teuer.»
Spitäler haben Luft, um effizienter zu werden.
Können Spitäler effizienter werden? Ja, sagt PWC-Experte Sailer. «Spitäler haben Luft, um effizienter zu werden.» Spitalchef Strub grenzt ein. Mit gut zwei Dritteln sei das Personal klar der grösste Kostenblock. «Wenn man dort sparen und die Effizienz steigern will, spüren das unsere Mitarbeiter.»
Welche Rolle spielt der Fachkräftemangel? Eine grosse. Laut Paul Sailer dürfte er dazu beitragen, dass weitere Spitäler schliessen müssen. «Der Fachkräftemangel wird die Konsolidierung viel stärker treiben als die finanzielle Drucksituation», sagt er. Denn wenn Spitäler nicht mehr genügend Ärzte und Pflegende finden, hätten sie zwar genügend Geld, könnten aber «die Dienstvorhaltungen gar nicht erfüllen, dann wird es kompliziert».