Kohlekraftwerke gehören zu den grössten Klimasündern. Viele Länder, die bisher auf Kohle gesetzt haben, steigen deshalb aus. Nun will US-Präsident Trump mit neuen Verordnungen ein «Revival» der Kohle in die Wege leiten. Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Vorhaben.
Wie wichtig ist Kohle heute in den USA?
Der Verbrauch von Kohle ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. 2023 wurde noch gut 16 Prozent des Stroms in den USA in Kohlekraftwerken produziert – zwei Drittel weniger als 2020. Erdgas, aber auch die erneuerbaren Energieträger Sonne und Wind sind unterdessen deutlich billiger. Erst im vergangenen Jahr hat der damalige Präsident Joe Biden die Klimavorschriften so verschärft, dass das Ende der Kohlestromproduktion absehbar wurde.
Wie will Trump die Kohle wiederbeleben?
Der Präsident will aus seiner Sicht «unnötige» Vorgaben der Vorgängerregierung rückgängig machen. Konkret soll wieder auf öffentlichem Land Kohle abgebaut werden können und die bestehenden Kohlekraftwerke gegen «unrealistische» Regulierungen geschützt werden. Zudem dürften Kohle und andere fossile Energieträger nicht mehr diskriminiert werden. Und letztlich wird das Justizdepartement beauftragt, gegen die kohlefeindliche Politik von «radikal linken Bundesstaaten» vorzugehen.
Wie begründet der US-Präsident sein Vorhaben?
Trump hat seine Ankündigung publikumswirksam vor Kohleminen-Arbeitern gemacht. Deren Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren ungefähr halbiert. Kohlestrom – so Trump – sei aber wichtig für die USA, damit sich das Land im Rennen um grosse Datenzentren und Künstliche Intelligenz gegen China behaupten könne.
Was meint Trump, wenn er von «clean coal», also «sauberer Kohle» spricht?
Damit macht der US-Präsident Greenwashing: Beim Verbrennen von Kohle entstehen nämlich nicht nur grosse Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen, sondern Feinstaub, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid – Schadstoffe, die der menschlichen Gesundheit grossen Schaden zufügen. In modernen Kohlekraftwerken wird ein Teil dieser Schadstoffe zwar von Filtern aufgefangen, aber nicht alle. Technisch wäre es zudem möglich, auch das CO₂ vor dem Austritt in die Atmosphäre einzufangen. Letzteres ist jedoch noch unrealistisch, denn es wäre mit sehr hohen Kosten verbunden.
Ist es realistisch, dass die Stromproduktion aus Kohle wieder Fahrt aufnimmt?
Davon gehen die wenigsten Beobachter aus. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. So kostet die Produktion einer Megawattstunde Strom aus einem Kohlekraftwerk heute laut Informationen der US-Regierung selbst rund 89 Dollar. Das ist doppelt so teuer wie Strom aus Gaskraftwerken und drei- bis viermal mehr als Strom von Windrädern oder Photovoltaik-Panels. Und die USA stehen mit ihrer neuen Kohlepolitik international alleine da. Alle westlichen Länder wollen aus der Kohle aussteigen. Weltweit steigt die Kohlestromproduktion zwar noch an, vor allem weil China investiert, aber die Internationale Energieagentur rechnet damit, dass Kohle im Jahr 2027 den Höhepunkt überschreitet.
Was heisst der Versuch Trumps für das Klima?
Auch wenn der Versuch, die Kohle wiederzubeleben, voraussichtlich scheitert, werden mit jedem Kohlekraftwerk, das weiterläuft, grosse Mengen an klimaschädlichem CO₂ freigesetzt. Klimaschützer sind alarmiert, weil die Staatengemeinschaft ohnehin weit davon entfernt ist, die Klimaziele von Paris, die auch die USA unterzeichnet haben, zu erreichen.