Darum geht es:
Die Welt wartet gespannt darauf, wie Donald Trump ab dem 20. Januar 2025 regieren wird. Dabei erwarten Klimafachleute nichts Gutes: Trump zweifelt an, dass der Klimawandel menschengemacht ist – und er trat während seiner ersten Präsidentschaft aus dem Klimaabkommen von Paris aus. Zwar machte sein Nachfolger Joe Biden diesen Entscheid rückgängig. Doch im Wahlkampf kündigte Trump an, dass er die internationale Übereinkunft zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstosses erneut verlassen will.
Erderwärmung beträgt mehr als 1.5 Grad
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2024 wird laut dem
EU-Klimawandeldienst Copernicus
so gut wie sicher das erste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn werden, in dem es im Durchschnitt mehr als 1.5 Grad wärmer als im vorindustriellen Mittel war. Damit wird es auch das wärmste Jahr seit dem Start der Messungen. Copernicus prognostiziert für das laufende Jahr eine Temperatur von 1.55 Grad über dem vorindustriellen Wert. 2023 waren es 1.48 Grad – und damals sprach UNO-Generalsekretär António Guterres von einem «Klimazusammenbruch».
Im Oktober lag die durchschnittliche, weltweite Lufttemperatur bei 15.25 Grad. Das waren 0.8 Grad über dem Durchschnitt dieses Monats der Jahre 1991 bis 2020 – aber 1.65 Grad mehr als die Oktober-Temperatur der vorindustriellen Zeit. In 15 der zurückliegenden 16 Monate habe die Temperatur jeweils 1.5 Grad über dem vorindustriellen Mittel gelegen, so Copernicus. Derweil erreichten die durchschnittlichen Meerestemperaturen mit 20.68 Grad den zweithöchsten Wert in einem Oktober jemals und waren nur etwas niedriger als im Oktober 2023. Damals war das
Klimaphänomen El Nino in vollem Gange
, das zu tendenziell höheren Meerestemperaturen führt.
Auf der
Weltklimakonferenz 2015 in Paris hatten die Staaten weltweit vereinbart
, die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, möglichst aber auf unter 1.5 Grad. Angesichts der weltweit bislang kaum sinkenden CO₂-Emissionen herrscht unter Klimawissenschaftlern allerdings einigermassen Einigkeit, dass selbst das 2-Grad-Ziel kaum mehr zu erreichen ist. Denn: Selbst wenn alle CO₂-Emissionen jetzt sofort gestoppt würden, würde wegen der Trägheit des Klimasystems die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten noch um etwa ein halbes Grad steigen, so der bekannte deutsche Klimaforscher Mojib Latif.
Die Copernicus-Daten beruhen auf computergenerierten Analysen, die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt nutzen. Die Aufzeichnungen reichen bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts und teils bis 1850 zurück.
Deshalb sind die USA wichtig:
Die Vereinigten Staaten stossen mit rund 15 Prozent aller Klimagase nach China am zweitmeisten Treibhausgase aus – rechnet man den Gesamtausstoss seit der Nutzung der fossilen Energieträger zusammen, haben die USA von allen Ländern der Erde mit Abstand am meisten zur menschengemachten Klimaerwärmung beigetragen. Ausserdem sind die USA ein politisches Schwergewicht: Das Pariser Abkommen von 2015 wäre ohne die USA – unter Präsident Barack Obama – kaum möglich gewesen.
Trump will der Öl- und Gasindustrie den Teppich wieder ausrollen.
Das könnte nun passieren:
Präsident Bidens «Inflation Reduction Act» – eine Initiative zur Reduzierung der Inflation – hat in den USA auch riesige Investitionen in klimafreundliche Technologien ausgelöst. Diese grüne Initiative will Trump stoppen. Ausserdem hat Trump angekündigt, verschiedene Regulierungen abzuschaffen, die beispielsweise den Ausstoss an CO₂ in gewissen Bereichen beschränken. «Zwar wird er damit nicht die erneuerbaren Energien bremsen – aber Trump will der Öl- und Gasindustrie den Teppich wieder ausrollen», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.
Mögliche Folgen:
Macht Trump seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf wahr, ist völlig unklar, ob die USA ihre Treibhausgas-Emissionen wie angekündigt bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2005 werden senken können. Klimaschützerinnen und -schützer hoffen jetzt darauf, dass die US-Bundesstaaten und grossen Städte ihre eigenen Bemühungen hin zu weniger Ausstoss verstärken. Das war bereits während der ersten Amtszeit von Trump der Fall.
Klimakonferenz in Baku:
Nächste Woche beginnt der
diesjährige Klimagipfel in der Hauptstadt Aserbaidschans.
«Die US-Delegation wird dort mit angezogener Handbremse verhandeln», sagt Ammann, der derzeit im Zug unterwegs ist nach Baku. Denn Bidens Delegation könne keine glaubwürdigen Versprechen im Namen der USA machen – nachdem der künftige Präsident Trump den Austritt aus dem Pariser Abkommen angekündigt hat. «Die Frage ist nun, ob ihm diesmal auch andere Länder folgen werden – beim letzten Mal war das bekanntlich nicht der Fall.»
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