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Umstrittene Vergütungen Manager-Löhne steigen immer weiter

Die Löhne in den Chefetagen grosser Schweizer Unternehmen sind umstritten. Besonders die Gehälter von Spitzenverdienern wie Novartis-Chef Vas Narasimhan oder UBS-Chef Sergio Ermotti sorgen für hitzige Debatten – in der Bevölkerung und in der Politik. Wie kommt es zu diesen Löhnen?

Viel wurde darüber spekuliert, wie gross das Gehalt für UBS-Sergio Ermotti für das vergangene Jahr ausfallen würde. 20 Millionen, ja gar 28 Millionen Franken – die Spekulationen schossen ins Kraut. Wie die UBS bekannt gab, sind es nun 14.9 Millionen Franken geworden. Damit gehört der UBS-Chef zu den absoluten Spitzenverdienern, hinter Novartis-Chef Vasant Narasimhan mit gut 19.1 Millionen Franken.

Noch haben nicht alle Grossunternehmen ihre Geschäftsberichte publiziert. Doch ein Blick in die Zahlen zeigt bereits: Es geht aufwärts mit den Top-Löhnen. Novartis-Chef Narasimhan verdiente 2024 18 Prozent mehr. Bei der Zuger Investmentfirma Partnersgroup durfte sich David Layton über ein stattliches Gehalt von 16.8 Millionen Franken freuen – ein Plus von 141 Prozent zum Vorjahr. Roche-Chef Thomas Schinecker verdiente 30 Prozent mehr, und der Lohn von Géraldine Picaud, Chefin des Genfer Warenprüfers SGS, belief sich auf knapp 6.4 Millionen Franken – plus 41 Prozent.

Eine Entwicklung, die Vincent Kaufmann nicht gefällt. «Die Löhne steigen in der Tendenz wieder auf ein Niveau, das wir aus der Vergangenheit kennen», sagt der Direktor der Anlagestiftung Ethos. Die Unternehmen hätten ein sehr kurzes Gedächtnis, und es fehle ihnen immer noch an Sensibilität. «Ermottis Vergütung gehört zu den höchsten Löhnen in der Schweiz, ja sogar im europäischen Vergleich.»

Wie sich Managerlöhne zusammensetzen

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Lohn ist nicht gleich Lohn. Das Salär von UBS-Chef Sergio Ermotti setzt sich neben dem Grundlohn aus drei Teilen zusammen: einem jährlichen Bonus in bar, einem Aktienbonus sowie einem langfristigen Kapitalbonus. Ermottis Grundlohn beträgt demnach 2.5 Millionen Franken. Der ganze Rest, 12.4 Millionen Franken, ist der sogenannte variable Lohnbestandteil, der gestaffelt ausbezahlt wird. Dieser könnte je nach Entwicklung des UBS-Aktienkurses bedeutend höher oder tiefer ausfallen. Das heisst: Erst in drei bis fünf Jahren ist klar, wie viel Ermotti 2024 tatsächlich verdient hat. «Weit über 20 Millionen sind möglich», sagt Ethos-Direktor Vincent Kaufmann. Er kritisiert ausserdem die mögliche Höhe der variablen Vergütung. «Im Jahr 2024 betrugen die variablen Vergütungen der Geschäftsleitungsmitglieder im Durchschnitt mehr als das Vierfache des Grundgehalts. Die maximal möglichen variablen Vergütungen können bis zum Siebenfachen des Grundgehalts betragen. Dies führt potenziell zu überhöhten Vergütungen.»

Laut Berechnungen des «Tages-Anzeigers» sind seit der Annahme der Abzocker-Initiative vor elf Jahren die Löhne bei den Grosskonzernen um 37 Prozent gestiegen. Ein Trend, der auch die Politik umtreibt. Erst vergangene Woche stimmte der Ständerat mit einer knappen Mehrheit einer Motion von Jakob Stark (SVP) zu, die einen Lohndeckel von 3 bis 5 Millionen Franken für Banker verlangt. Im Nationalrat dürfte die Motion indes einen schweren Stand haben. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi ist überzeugt, dass seine Partei im Nationalrat geschlossen dagegen stimmen wird. 

Der Staat sollte bei den Löhnen und Boni mitreden dürfen.
Autor: Marc Chesney Emeritierter Finanzprofessor an der Universität Zürich

Kein Verständnis für einen Lohndeckel hat naturgemäss die Bankiervereinigung. Ein Lohndeckel wäre ein massiver Eingriff in die liberale Marktwirtschaft, betont die Lobbyorganisation. Ganz anders sieht das Marc Chesney, emeritierter Professor für Finanzmathematik an der Universität Zürich. «Es braucht ganz klar einen Lohndeckel. Da die UBS von einer gratis Staatsgarantie profitiert, liegen die Risiken beim Steuerzahler. Deshalb sollte auch der Staat bei den Löhnen und Boni mitreden dürfen.»

Das letzte Wort bei den Vergütungen haben die Aktionäre an den Generalversammlungen. Und hier ist nicht entscheidend, was die Kleinaktionäre an den Rednerpulten poltern, sondern welches Interessen Grossaktionäre im Hintergrund verfolgen. Das sind bei der UBS unter anderem der grösste Vermögensverwalter der Welt, Blackrock. Oder Norges, die norwegische Zentralbank mit ihrem milliardenschweren Staatsfonds. Ihnen ist die Performance des Unternehmens wichtiger als politische Diskussionen über überrissene Manager-Löhne. Auch deshalb dürfte Ermottis Lohn an der Generalversammlung wohl grünes Licht erhalten.

SRF 4, 17.03.25, 16:10 Uhr

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