Seit dieser Woche läuft die zweite Staffel der erfolgreichsten internationalen Netflix-Serie aller Zeiten: «Squid Game». Über 260 Millionen Menschen sassen 2021 für Staffel 1 vor den Bildschirmen.
Wachstum ist ausgeschöpft
Doch Unterhaltungsprogramme «on demand» kosten immer mehr . Seit dem Markteintritt in die Schweiz vor zehn Jahren erhöhte Netflix seine Abo-Preise fünf Mal. Konkurrenz-Anbieter Disney erhöhte seine Preise viermal in fünf Jahren.
SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren ordnet ein: «In der Anfangsphase konnten die Anbieter neue Kundschaft holen, indem sie Serien zeigten, die es so noch nie zu sehen gab. So sind Leute, die vom klassischen Fernsehen vielleicht nicht abgeholt wurden, zu Streaming-Plattformen gekommen.» Nun sei aber in den USA, aber auch in Europa das Wachstum wohl eher ausgeschöpft und es kämen nicht mehr viele neue Kunden dazu.
Die Anbieter müssen viel Geld für die Produktion eigener Inhalte ausgeben. Gleichzeitig können sie nicht mehr so viel ausgeben wie früher, weil jetzt die Grenzen des Wachstums erreicht sind.
Mit den steigenden Abopreisen und grösserer Konkurrenz kommt laut dem Digitalredaktor ein weiteres Problem auf die Anbieter zu: «Häufig abonnieren die Kunden einen Monat lang einen Dienst, wechseln dann zu einem anderen, sehen sich dort satt und kommen wieder zur ersten Plattform zurück.» Dies führt zu zusätzlichen Einbussen aufseiten der Plattformbetreiber.
Netflix und Co. sind gefordert
Der Fokus der Streaming-Anbieter liegt deshalb nicht mehr auf bedingungslosem Wachstum. Viel mehr muss das bestehende Publikum auf der Plattform gehalten und mit neuen Angeboten besser bedient werden.
Der beste Weg hierfür: laufend neue Filme und Serien. Denn je grösser die Bibliothek, desto mehr Gründe, den Anbietern die Treue zu halten. Ein Dilemma für Netflix und Co.: «Sie müssen viel Geld für die Produktion eigener Inhalte ausgeben. Gleichzeitig können sie nicht mehr so viel ausgeben wie früher, weil jetzt die Grenzen des Wachstums erreicht sind», so der Digitalredaktor.
Aus diesem Grund versuchen die Anbieter die Produktionskosten zu senken, die Preise zu erhöhen und auch mit Werbung zusätzliche Einnahmen zu generieren. Netflix experimentiert auch mit Live-Sportformaten , um zusätzliche Werbung schalten zu können.
Die Zukunft des Streaming könnte wieder mehr so aussehen, wie klassisches Fernsehen ausgesehen hat.
Laut Jürg Tschirren ist die neue Realität für Netflix besonders schwierig. Der Streaming-Gigant investierte alleine dieses Jahr rund 17 Milliarden Dollar in eigene Inhalte. Doch im Gegensatz zu anderen Streaming-Plattformen wie Amazon Prime Video oder Apple TV+ hat Netflix keine anderen Geschäftszweige, die das Streaming-Geschäft quersubventionieren können. «Das heisst, sie können ihre Kosten nur durch die Einnahmen aus den Abos wieder einspielen. Deshalb sind die Preise in den letzten Jahren gestiegen.»
Zukunft des Streaming
In Zukunft rechnet Tschirren mit weiteren Preiserhöhungen, mehr Werbung und einer Angleichung zum klassischen Fernsehen: «Ich denke, die Zukunft des Streaming könnte wieder mehr so aussehen, wie klassisches Fernsehen ausgesehen hat.»
Heisst: Neue Folgen werden Woche für Woche veröffentlicht, um die Leute länger auf der Plattform zu halten und nicht alles auf einmal angeschaut wird.