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Vor der Machtübernahme Das wirtschaftliche Vermächtnis des Joe Biden

Robust wie lange nicht mehr: Donald Trump übernimmt von seinem Vorgänger eine US-Wirtschaft in guter Verfassung.

Die Gesamtschau: Von Joe Biden ist kurz vor Ende seiner Amtszeit nur noch wenig zu spüren. Zu übermächtig ist die Aufmerksamkeit, die seinem Nachfolger Donald Trump zuteilwird. Dabei hat sich die US-Wirtschaft unter Biden sehr gut entwickelt. «Selten hat ein Präsident eine solch robuste Wirtschaft übernommen», sagt US-Börsenjournalist Jens Korte. Er berichtet regelmässig für SRF von der Wallstreet in New York. Joe Biden übergebe ein Land, das sich in einem guten wirtschaftlichen Zustand befände.

Der Arbeitsmarkt. Die USA waren immer noch im Covid-Krisenmodus, als Joe Biden 2021 sein Amt antrat. Die Arbeitslosenzahlen waren mit sechs Prozent hoch. In den folgenden Monaten sanken sie deutlich. Dies ist nicht nur Joe Biden zuzuschreiben. Aber er habe etwa Sozialprogramme gestartet, die den Menschen geholfen hätten. Jens Korte: «Wir haben mit 4.1 Prozent die tiefste Arbeitslosenquote bei einem Machtwechsel, seit Richard Nixon das Amt übernommen hatte. Das war vor 50 Jahren.» Der Arbeitsmarkt sei entscheidend, denn die USA lebten nicht vom Export, sondern vom Konsum.

Die Inflation. «Das Land hat sich nach der Pandemie sehr gut erholt, besser als viele andere Industrieländer. Aber in den Gedanken der Amerikaner wird wohl vor allem die Teuerung haften bleiben», sagt Jens Korte. Unter Joe Biden gab es die stärksten Preisanstiege seit 40 Jahren. Mittlerweile liegt die Inflation bei unter drei Prozent. Das klingt zunächst gut, aber, so Jens Korte: «Es heisst nicht, dass die Dinge billiger werden. Sie werden nur nicht mehr so schnell teurer.»

Die Industrie. Mit dem «Inflation Reduction Act» legte Joe Biden ein Programm auf, das in seiner Dimension seinesgleichen sucht. Mit 400 Milliarden US-Dollar sollte unter anderem die heimische Industrie unterstützt und in saubere Energien investiert werden. Die Wirkung ist laut Jens Korte noch unklar: «Es sind grundsätzlich massive Programme gewesen, die aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Deshalb sind viele amerikanischen Ökonomen bisher noch skeptisch, ob diese Infrastrukturprogramme wirklich den ganz grossen Unterschied bisher gemacht haben.»       

Mann mit Sonnenbrille lacht am Stehpult.
Legende: Zum Beispiel drei Milliarden US-Dollar für den Hafen von Baltimore: Joe Biden verteilt das Geld aus dem «Inflation Reduction Act» (29. Oktober 2024). Imago/Zuma Press Wire

Der Aktienmarkt. «Die Aktienmärkte sind ohne Frage extrem stark gelaufen unter Joe Biden», so Jens Korte. Zwei Jahre in Folge habe der Index der grössten Unternehmen, der S&P 500, ein Plus von mehr als 20 Prozent verzeichnet. Wie viel davon Joe Biden zuzuschreiben ist, sei schwer zu sagen. Börsenkorrespondent Jens Korte sagt aber, die Sozialprogramme hätten einen Einfluss gehabt: «Sie haben den amerikanischen Konsumenten eine relative Sicherheit gegeben. Und das hat der Wirtschaft und letztendlich auch den Aktienmärkten geholfen.»

Was nun folgt. Am 20. Januar übernimmt Donald Trump. Wie sich die Wirtschaft weiterentwickeln wird, ist offen. Es ist nicht klar, welche Wahlversprechen er tatsächlich umsetzen wird. Jens Korte: «Nehmen wir mal an, die Zölle würden tatsächlich kommen. Dann würden die Preise wahrscheinlich an die Konsumenten weitergegeben. Wir hätten inflationäre Tendenzen. Das könnte sich negativ auf den Konsum auswirken.» Oder die Steuersenkungen für Unternehmen: «Sie würden zwar auf der einen Seite die Verschuldung deutlich ankurbeln, könnten aber vielleicht auch Unternehmen motivieren, etwas mehr zu investieren – gerade auch, wenn die Regulierung noch zusätzlich heruntergefahren wird.»

Was Donald Trump angekündigt hat

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In seinen Auftritten der vergangenen Monate hat Donald Trump unter anderem von folgenden Plänen gesprochen:

  • Er will Steuern für Unternehmen und Privatpersonen senken.
  • Er will Zölle auf Importe erhöhen, teilweise drastisch. Für Mexiko, Kanada und China spricht er von Erhöhungen von bis zu 25 Prozent.
  • Er plant, illegale Einwanderer und Einwanderinnen rasch abzuschieben und die Grenzkontrollen nach Mexiko zu verschärfen.

Grundsätzlich verfolgt er laut Jens Korte das gegensätzliche Modell zur Belebung zur Wirtschaft. Während Joe Biden eher die unteren Einkommensschichten unterstütze und davon ausgehe, dass diese die Wirtschaft belebten (Trickle-up), umgarne Donald Trump die oberen Zehntausend und rechne damit, dass der Wohlstand nach unten durchsickere (Trickle-down).

Tagesschau, 18.1.2025, 19:30 Uhr

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